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Michael Nielen

Josef betet "Ave Maria" zu Antonius

Glauben macht selig, manchmal versetzt er Berge.
Lustige

Lustige "Heiligen-Geschichten" kennt Manni einige.

Bild: Michael Nielen

Nach Vorstellung der Vorfahren bevölkerten allerhand Götter mit fest umrissenen Aufgaben den heidnischen Himmel. Im monotheistischen Kosmos haben "Hellije" ihre Spezialaufgaben übernommen: Blasius hilft gegen Halsbeschwerden, Florian gegen Feuer, Anna bei Bauchschmerzen.

Dionysius tut gut gegen Kopfschmerzen und Pantaleon bei Auszehrung. Barbara passt auf die Bergleute auf, Georg auf die Reiter, Christopherus auf die Autofahrer und Antonius schafft Verlorenes wieder herbei. Und das Schönste ist, es funktioniert...

Ich habe eine bei der Waldarbeit in Laub und Neuschnee verlorene Holzrücke-Kette wochenlang vergebens gesucht und fragte schließlich Antonius um Rat - im nächsten Augenblick schimmerte ein Kettenglied aus dem Morast...

 Man schickt einen Stoßseufzer zum Himmel oder betet zu den Heiligen. Entweder mit eigenen Worten oder bedient sich bewährter Gebete, etwa des "Ave Maria" mit dem Zusatz "Bitte für uns" unter Hinzufügung des Namens des oder der bestimmten Heiligen.

Ob das Verfahren schon Anwendung fand, als Maria und Josef ihren zwölfjährigen Filius bei der Wallfahrt nach Jerusalem vermissten, wie ein betagter Dorfpfarrer in seiner Predigt behauptet haben soll? "Als sie den Verlust bemerkten, machten sich Maria und Josef auf die Socken zurück nach Gerusalem, um dä Jesusjung zu suchen…"

Als sie ihn nicht fanden, so der Pastor, da sachte Josef zu Maria: "Hüer ens, Mariche, loss oss dreij "Jejrüset seist du Maria" bedde zom Hellije Antonius, der hellef ömme!" So sollen die Eltern ihren verlorenen Knaben wiedergefunden haben.

Solch theologische Verstiegenheit ist kein Privileg alter Pastöre. Ein Schulkind schrieb zum Fest der Erscheinung im Aufsatz: "Die heilijen drei Könije, Kaspa, Bälthes unn Mehlschigor, zogen samt Jesocks nach Bethlehem, fanden den Stall, gingen auf dem Dörpel in die Knie und schenkten dem Kind Jold, Weihrauch und Möhren . . ."


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