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Michael Nielen

Den Ohren nicht zu trauen

Ein Wollseifener und ein Herhahner sind Ostersonntag um 9 Uhr im Kölner Dom verabredet.

Was passieren kann, wenn ein Wollseifener und ein Herhahner sich am Ostersonntag um 9 Uhr im Kölner Dom verabreden, das erfährt man hier.

Was passieren kann, wenn ein Wollseifener und ein Herhahner sich am Ostersonntag um 9 Uhr im Kölner Dom verabreden, das erfährt man hier.

Bild: Michael Nielen

Draußen auf der Domplatte können sie einander nicht finden. "Wie vom Äerdboddem veschleckt", stöhnt ("kühmp") der Wollseifener und betritt das Kircheninnere, wo gerade das Osterevangelium verkündigt wird.

"Wen sucht ihr?" heißt es im Text gerade. Es ist Frage des Engels im Evangelium an die Frauen am leeren Grab. Der Wollseifener aber fühlt sich angesprochen und antwortet: "Wer ich sööke? Johannes Mertens uss Herhahn…"

Darauf hört er von weit vorn aus dem gut mit Menschen gefüllten Kirchenschiff: "Er ist nicht hier… er ist auferstanden!" Worauf unser Wollseifener vollends perplex ist: "Wo jitt et datt dann? "Nicht hier"? Mir waren doch punkt nöng Uhr hee verabred…"

Das "Stöckelcher" ("Krätzjen") stammt aus dem Buch "Erinnerungen an Wollseifen" und ist angeblich ebenso "wahr", wie die Story zweier Schwestern aus dem heute verlassenen Dorf, die auf dem Weg zur Doppelhochzeit im Standesamt unterwegs ihre Bräutigame tauschen. Datt Dönge sollen sie bis zur Hochzeit geheim gehalten haben - nur die Mutter spannte was, "vereet äve nüühs". Und: Beide Ehen sollen im "wahren Leben" ausgesprochen glücklich verlaufen sein.

Eher auf Taubheit der Ohren beruht jenes Missverständnis, das bei einer Taufe in Fritz Koenns "Eefeler Stöckelcher" auftaucht, weil der schwerhörige Patenonkel auf die Fragen des Priesters nach der Abkehr vom Bösen statt "Ich widersage" immer antwortet: "Ich wärn et ömm saare" ("Ich werde es ihm - also dem Täufling - sagen").

Pastor belehrt ihn: "Sie müssen sprechen "Ich widersage"…" Darauf der taube Oheim: "Wenn ich sare, ich wären et öm saare, dann saaren ich et ömm och…" Vermutlich ist alles gutgegangen und der "Ühem" hat dem "Pättche" oder "Jöttche" beizeiten mitgeteilt, er oder sie solle die Finger vom Bösen, Hinterhältigen und Nichtsnützigen lassen. Und der junge Mensch hat sich selbstverständlich an den Rat gehalten…


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