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Mario Zender

"Warum ich"?

ERNST. Luisa Schneiders ist die junge Frau, die vom Dach des Jugendraums gestürzt und querschnittsgelähmt ist. Uns gab sie im Krankenhaus ihr erstes Interview.

Luisa Schneiders aus Lutzerath ist die junge Frau, die in Ernst vom Dach des Jugendraums gestürzt ist (wir berichteten). Schlamperei beim Umbau des Jugendraumes hat vermutlich dazu geführt, dass die 20-Jährige nun querschnittsgelähmt ist.

Luisa Schneiders aus Lutzerath ist die junge Frau, die in Ernst vom Dach des Jugendraums gestürzt ist (wir berichteten). Schlamperei beim Umbau des Jugendraumes hat vermutlich dazu geführt, dass die 20-Jährige nun querschnittsgelähmt ist.

Bild: Privat

Von Mario Zender

Es sollte eine fröhliche Feier werden zu der Luisa Schneiders am 31. Oktober mit ihrem Freund nach Ernst fuhr. Es ist 20.30 Uhr als die 20-Jährige am Bürgerhaus in der Moselgemeinde ankommt. Da ist die Welt für die junge Frau aus Lutzerath noch in Ordnung. Fünf Stunden später liegt sie im Rettungswagen und kämpft um ihr Leben. Die schweren Verletzungen stammen von einem Sturz aus rund sieben Metern Höhe. "Ich wollte etwas Luft schnappen und da war dieser Ausgang. "Dieser Ausgang", damit meint die 20-Jährige einen "Fluchtweg", der durch ein Fenster aufs Dach der ehemaligen Schule in Ernst führt. "Da waren vorher schon andere Jugendliche drauf", weiß Luisa mittlerweile von ihren Freund. Was fehlte, war eine Absturzsicherung oder ein Geländer. Vermutlich hat Luisa Schneiders gegen 1.06 Uhr in der Dunkelheit das Gleichgewicht verloren und ist in die Tiefe gestürzt. An "Warum ich?" den eigentlichen Sturz kann sich Luisa Schneiders gar nicht mehr erinnern. "Ich wurde im Krankenhaus wach und hatte Schläuche im Mund". Als die Ärzte der Intensivstation diese Schläuche entfernt hatten, merkte Luisa sofort, dass etwas mit ihren Beinen nicht stimmt. "Ich habe immer wieder daran gefasst, konnte sie nicht bewegen. Die waren schwer wie Zement". Die Ärzte konfrontieren die 20-Jährige dann mit der Schockdiagnose: "Querschnittslähmung". Im Arztbericht wurde bei der Diagnose "TH12" eingetragen. Das bedeutet, das durch eine Verletzung im unteren Brustwirbelbereich (Th9 - Th12) Rumpfkontrolle und auch eine gewisse Kontrolle der Bauchmuskulatur gewährleistet ist, während Hüfte und Beine gelähmt sind. Für Luisa Schneiders, die eine leidenschaftliche Basketballspielerin ist, ein unfassbare Situation. Sie weinte in dieser Zeit viel. Halt gibt ihr ihr Freund und ihre Eltern. "Sie kommen jeden Tag ins Krankenhaus zu mir". Seit dem 1. November, der so schlagartig das Leben der jungen Frau verändert hat, fragt sie sich immer wieder zwei Sätze: "Warum ist das mir passiert? Warum ich?" Eine Antwort darauf wird sie wohl nicht bekommen. Vermutlich wird es eine strafrechtliche Klärung geben, zur Frage, wer für die bauliche Schlamperei des nicht abgesicherten Notausganges verantwortlich ist. Doch das ist Luisa Schneiders gar nicht so wichtig, sie konzentriert sich auf ihre Zukunft. Die taffe junge Frau ist trotz ihrer Beeinträchtigung voller Lebensmut und Tatendrang. "Ich möchte mein Studium wieder aufnehmen". Einen Monat vor dem Unfall hatte sie mit dem Studium der "Sozialen Arbeit" begonnen. Sie arbeitet immer noch auf das Ziel und ihrem Traumberuf als Schulsozialarbeiterin hin. In wenigen Tagen wird sie aus dem Krankenhaus entlassen. "Ich freue mich riesig darauf, endlich wieder frei entscheiden zu können, was ich wann mache". Besonders freut sie sich auf ihre Freundinnen und Freunde und auf ihren geliebten Schäferhund "Nena". Mit der zwei- jährigen Hündin war Luisa Schneider sind er Vergangenheit immer bei Wettbewerben und dann ganz stolz, wenn "Nena" wiedermaleinen Pokal mit nach Hause brachte. Doch für Luisa und ihre Familie beginnen, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, nun neue Probleme. Denn das kleine Haus im Eifelort Lutzerath ist nicht behindertengerecht. Es müssen Umbauten gemacht und auch ein Treppenlift eingebaut werden. Das kostet viel Geld, das die Familie aber nicht hat. "Ich hoffe das uns die AOK hier unterstützt" sagt Luisa. Unterstützung bekommt sie auch von vielen Freunden und ihrem Sportverein, der "SSG Lutzerather Höhe." "Da auf sie enorme Kosten zukommen, unter anderem für Umbau und Kauf eines nutz- baren Autos, wollen wir, die "SSG Lutzerather Höhe", unsere langjährige Basketballerin unterstützen", so Christian Kessler. So haben die Sportkammeraden etwa eine Spendenaktion bei Paypal initiiert und werden auch das 50-Jährige Bestehen des Vereins in diesem Jahr dazu nutzen, weitere Gelder für Luisa zu generieren.


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