Corona im Kreis: alle acht Kommunen betroffen
Die aktuell hochdynamische Ausbreitung des Corona-Virus führt dazu, dass das öffentliche Leben im Kreis Ahrweiler drastisch beeinträchtigt ist. Die mit dem Virus verbundenen Auswirkungen stellen nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Kreisverwaltung vor enorme Herausforderungen. Dies macht eine aktuelle Zwischenbilanz des Gesundheitsamts im Kreis- und Umweltausschuss mehr als deutlich. Seit Mitte Oktober sind die Fallzahlen von infizierten Personen im Kreis sprunghaft angestiegen. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche an. Überschreitet dieser Wert die Zahl 50, sind nach dem Corona-Warn- und Aktionsplan des Landes Rheinland-Pfalz Einschränkungen des öffentlichen Lebens möglich. Im Kreis Ahrweiler wurde der Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen erstmals am 24. Oktober überschritten. Der Inzidenzwert lag seinerzeit bei 53. Seither befindet sich der Kreis in der Alarmstufe rot. Der Inzidenzwert liegt aktuell bei 153 (Stand 9. November). In diesem Zusammenhang tagte am 24. Oktober die regionale TaskForce unter Leitung des Präsidenten des Landesamtes für Soziales, Jugend und Versorgung (LSJV), Detlef Placzek, um über Maßnahmen zur Eindämmung des Virus im Kreis zu beraten. Im Ergebnis wurden am 25. Oktober kontaktreduzierende Maßnahmen mit den Beteiligten erörtert und im Rahmen einer Allgemeinverfügung zum 26. Oktober in Kraft gesetzt. Da zwischenzeitlich die 12. Corona-Bekämpfungsverordnung des Landes in Kraft getreten ist, wurde eine Änderung beziehungsweise Anpassung dieser Verfügung erforderlich. Darüber hinaus wurden die geltenden Maßnahmen bis Ende November verlängert. Die Maßnahmen zielen auf eine systematische flächendeckende Reduzierung der Kontakte, um die Ansteckungsgefahr zu senken. Die Anzahl der aktiven Corona-Fälle im Kreis liegt aktuell bei 420 (Stand 9. November). Acht Personen sind bisher an den Folgen einer Infektion mit dem Corona-Virus verstorben (Stand 09.11.2020). Bei Personen mit festgestellter Infektion sowie bei engen Kontaktpersonen wurde und wird eine Quarantäne über mindestens 14 Tage durch die Kreisordnungsbehörde erlassen. Bis heute war dies insgesamt 3700-mal der Fall. Die Infektionen betreffen alle Altersgruppen. Ein 21 Tage alter Säugling ist bislang der jüngste Infizierte, die älteste betroffene Person ist 104 Jahre alt. Die Gruppe der 19- bis 49-Jährigen (50 Prozent) ist besonders häufig von Infektionen betroffen, gefolgt von der Altersgruppe zwischen 50 und 65 Jahren (23 Prozent) und den über 65-Jährigen (15 Prozent). In der Summe infizieren sich mehr Männer (55 Prozent) als Frauen (45 Prozent). Bisher wurden rund 20.000 Abstriche durch das Gesundheitsamt vorgenommen. Hinzu kommen die Abstriche durch die niedergelassenen Ärzte, Krankenhäuser und die Corona-Ambulanz in Grafschaft-Gelsdorf. Hier werden neben rund 25 bis 30 Tests pro Woche auch Untersuchungen und Behandlungen durch niedergelassene Ärzte durchgeführt. Seit ihrer Eröffnung Mitte April wurden bislang mehr als 300 Patienten untersucht und behandelt sowie weitere 1400 Abstriche, beispielsweise bei Erntehelfern und ambulanten Pflegediensten, durchgeführt. Aufgrund der dynamisch steigenden Fallzahlen muss der Betrieb der Corona-Ambulanz als zentrale Anlaufstelle des Kreises bedarfsangepasst aufrechterhalten werden, vor allem auch in Hinblick auf eine bevorstehende Schutzimpfung. Bei fast der Hälfte aller Testungen handelt es sich um freiwillige Screenings (42 Prozent), die dazu geführt haben, dass in 34 Fällen Infektionsketten frühzeitig unterbrochen werden konnten. Das Gesundheitsamt konnte bislang die Infektionsketten nahezu vollständig ermitteln und durch Quarantäneanordnungen die Weiterverbreitung des Virus einschränken. „Aufgrund des zunehmend diffusen und hochdynamischen Infektionsgeschehens wird die Verfolgung der Infektionsketten zunehmend umfangreicher und schwieriger“, heben Landrat Dr. Jürgen Pföhler und Dr. Stefan Voss, Leiter des Gesundheitsamts, hervor. „Das wichtigste Instrument zur Eindämmung einer Pandemie ist die Nachverfolgung der Kontakte eines Infizierten, um Infektionsketten wirksam zu unterbrechen“, betont Siglinde Hornbach-Beckers, Leiterin des Fachbereichs für Jugend, Soziales und Gesundheit. Es bleibt abzuwarten, ob dies auch tatsächlich weiterhin erreicht werden kann oder ob gegebenenfalls noch weitere einschränkende Maßnahmen erforderlich sind.