Lydia Schumacher

Die Autobahn A 1 wird noch lange auf den Lückenschluss warten dürfen

Unternehmer aus der Region, Politiker sowie Vertreter der IHK Tier und Koblenz, haben zumindest symbolisch eine Lücke geschlossen: zwischen den Fahrzeugen der Spedition  Ludwig.

Unternehmer aus der Region, Politiker sowie Vertreter der IHK Tier und Koblenz, haben zumindest symbolisch eine Lücke geschlossen: zwischen den Fahrzeugen der Spedition Ludwig.

Bild: Lydia Schumacher

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder ließ in der Videobotschaft zur Pressekonferenz wissen, dass er sich dafür einsetzt, die Lücke der A 1 so schnell wie möglich zu schließen.

Video: Lydia Schumacher

DREIS-BRÜCK. Manchmal muss man die Dinge mit Humor nehmen, das gilt auch für Pressekonferenzen. Die Industrie- und Handelskammern (IHK) Trier und Koblenz hatten zum gemeinsamen Pressetermin für Dienstag, 17. Juni, um 10 Uhr,  nach Dreis-Brück eingeladen. Der Termin fand auf dem Gelände der Spedition Ludwig statt. Also nur einen Katzensprung vom Ausbauende der Autobahn A1 in Rheinland-Pfalz entfernt. Die Location passte also bestens zum Thema "Lückenschluss statt Sackgasse". 
Der Termin war bewusst gewählt: Am Tag danach, am Mittwoch, 18. Juni, sollte vor dem Bundesverwaltungsgericht der lange herbeigesehnte Termin stattfinden. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Rheinland-Pfalz hat vor zwei Jahren gegen den Planfeststellungsbeschluss bezüglich des Abschnittes zwischen Kelberg und Adenau geklagt (der WochenSpiegel berichtete). Aber manchmal kommt es eben anders als man denkt: Der Termin war vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig kurz vor der Pressekonferenz in Dreis-Brück allerdings verschoben worden. Er soll jetzt am 5. November dieses Jahres stattfinden. Auf Anfrage des WochenSpiegel ließ eine Sprecherin des Bundesverwaltungsgerichtes wissen, dass man eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes in gleicher Sache abwarten wolle, in der es um Fragen zum Schutz bestimmter Vogelarten in Bezug auf den Ausbau der A1 geht.  
Dennoch waren Politiker, Verterter beider IHKen und Unternehmer aus der Region nach Dreis-Brück gekommen. Sie alle würden lieber heute als morgen auf der A1 durchfahren können. So ließen sie vor den Augen und Ohren der Presse noch einmal ihre Argumente Revue passieren: In einer Umfrage, an der 660 Unternehmen teilgenommen haben, gaben 84 Prozent an, dass sie "sehr" von erhöhten Fahrtzeiten für Zu- und Anlieferungen betroffen seien. 81,9 Prozent sagten, sie seien "stark" betroffen von erhöhtem Fahrzeug-, Ressourcen- oder Personal-Bedarf. Das alles wirke sich sogar auf die Mitarbeiterzahlen aus, weil diese längere Zeit für ihren Arbeitsweg benötigen. Jennifer Schöpf-Holweck, Hauptgeschäftsführerin der IHK Trier, hatte die Daten parat zur Frage, welche Entlastung der Lückenschluss laut Planfeststellungsbeschluss bringen soll: 
- jährlich 1,5 Millionen weniger Stunden Fahrtzeit
- jährlich 66,5 Millionen weniger zu fahrenden Kilometern
- jährlich 3.000 Tonnen  weniger Treibstoff
- entsprechend weniger CO-2-Emissionen.
Thomas Stiren, Präsident der IHK Trier, nannte die fehlende Verkehrsverbindung gar einen "Bremsklotz" für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Andrea Stenz, Geschäftsführerin der Regionalgeschäftsstelle der IHK Koblenz in Bad Neuenahr-Ahrweiler, betonte die "strukturpolitische Notwendigkeit": "Wer die wirtschaftliche Entwicklung des ländlichen Raumes nachhaltig stärken will, der muss den Infrastrukturausbau jetzt vorantreiben." 
Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder konnte nicht teilnehmen und schickte eine Videobotschaft. Darin bekannte sich Schnieder, der sich seit Jahren bereits im Verkehrsausschuss mit dem Thema befasst hat, zum Lückenschluss. Dieser biete Vorteile für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Tourismus und Umwelt gleichermaßen. Und an der  A 60, so ließ er wissen,  habe man beobachten können, dass die Autobahn immer ein Argument sei für die Ansiedlung von Unternehmen in der Region. 
Nur die beiden Verfahren - vor dem Europäischen Gerichtshof wegen des Vogelschutzes und vor dem Bundesverwaltungsgericht wegen der aus Sicht des BUND falschen Faktenlage im Planfeststellungsbeschluss - stehen dem Lückenschluss jetzt noch im Weg. Beide sind allerdings geeignet, den Ausbau zu verhindern. 
So haben die Teilnehmenden an der Pressekonferenz einen eigenen Lückenschluss geprobt - mit dem neuen Banner in der Hand zwischen zwei Lkw auf dem Grundstück der Spedition Ludwig. Und: Mit Blick auf das Ausbauende von der Südseite. 
 
 

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