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Ist Ihr Erdgas auch zu teuer?

Machen sich die Gasversorger derzeit auf Kosten der Verbraucher die Taschen voll? – Im Streit um zu hohe Gaspreise der Versorger hat der Bundesverband der Verbraucherzentralen jetzt die staatlichen Stellen zum Handeln aufgefordert.
Ein teures Vergnügen: Kochen und Heizen mit Gas ist für viele Verbraucher derzeit kostspieliger als nötig, denn die Versorger geben Preissenkungen beim Einkauf kaum weiter. Foto: Th. wirtz

Ein teures Vergnügen: Kochen und Heizen mit Gas ist für viele Verbraucher derzeit kostspieliger als nötig, denn die Versorger geben Preissenkungen beim Einkauf kaum weiter. Foto: Th. wirtz

Der Vorwurf: Die gesunkenen Preise auf dem Weltmarkt kommen beim Verbraucher nicht an. »Immer wieder hört man vom Preisverfall beim Erdgas. Aber ich zahle immer noch den hohen Preis aus dem Jahr 2011«, so ein Erdgas-Kunde aus Bad Neuenahr, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
Der regionale Gasversorger »evm« aus Koblenz bestätigt das: Seit 2011 sei der Erdgaspreis bei der evm stabil. »Die Preise für Erdgas unterlagen bei der evm in den vergangenen Jahren kaum Schwankungen. Seit 2008 wurden die Preise nur einmal – nämlich in 2011 – moderat erhöht«, so die evm weiter.

Mehr-Einnahmen

In einer Untersuchung des Energieinformationsdienstes »Energycomment«, die im Auftrag der Grünen-Fraktion im Bundestag erfolgt war, wurde hingegen festgestellt, dass wie schon 2014 auch 2015 die niedrigeren Kosten (etwa 10 Prozent) auf Seiten der Energieversorger nicht an die Verbraucher weitergegeben worden seien. Die fehlende Anpassung der Haushaltstarife würde der Gaswirtschaft in diesem Jahr Extraeinnahmen von 1,3 Milliarden Euro bescheren.

»Winter-Sparpreis«

Der Gasversorger »evm« hat allerdings reagiert: Im Zeitraum zwischem dem 1. Dezember 2015 bis zum 29. Februar 2016 gewährt die evm für Privat- und Gewerbekunden mit Sonderverträgen einen sogenannten »Winter-Sparpreis« und gibt damit generierte Vorteile, »im Rahmen ihrer Möglichkeiten«, so die evm in einer aktuellen Mitteilung, direkt an die Kunden weiter.
»Der Winter-Sparpreis ist ein befristeter Preisnachlass von 0,5 Cent inklusive 19 Prozent Umsatzsteuer (0,42 Cent netto) auf den regulären Erdgas-Arbeitspreis«, erklärt der Energieversorger. »Die Kunden sparen zum richtigen Zeitpunkt, denn in den drei Wintermonaten verbraucht man ungefähr 50 Prozent des gesamten Jahresbedarfs an Erdgas«, heißt es weiter aus Koblenz. Durch den befristeten Preisnachlass reduziere sich die Jahresrechnung je nach Verbrauch um zirka acht bis neun Prozent.
Beispiel: Bei einem Jahresverbrauch von 25.000 Kilowattstunden sparen evm-Kunden zirka 60 Euro.

Einsparungen größer

Kritiker rechnen den Gasversorgern allerdings vor, dass die Einsparungen durch die aktuellen Preise erheblich größer ausfielen: »Seit Mitte 2012 sind die Preise für Erdgas im Großhandel deutlich gesunken. In diesem Jahr oder spätestens Anfang 2016 hätten das die privaten Haushalte durch Preissenkungen merken müssen«, sagte die Umweltpolitikerin Bärbel Höhn (Grüne). Beim Bundesverband der Verbraucherzentralen  heißt es: »Beim Erdgas sind die Importpreise seit Anfang 2012 um 50 Prozent und seit Beginn 2015 um fast 20 Prozent gefallen. Davon ist bis heute aber kaum etwas beim Verbraucher angekommen.«

Wie geht es weiter?

Wie sich der Erdgaspreis weiter entwickelt, ist von mehreren Faktoren abhängig: Eine Rolle spielt die politische Situation in Russland und der Ukraine, einem wichtigen Transitland für die Versorgung der westeuropäischen Märkte. Aber auch die Fördersituation in anderen Ländern, wie Norwegen und Niederlande spielt eine Rolle. Zudem kommt zunehmend Erdgas auf den Markt, das in flüssiger Form aus afrikanischen und arabischen Ländern per Frachter geliefert wird sowie Erdgas aus Fracking. Diese Methode, den Energieträger mit Chemikalien aus Gesteinsschichten zu lösen, ist jedoch höchst umstritten.

Was kann man tun?

Experten raten, die Preise verschiedener Anbieter miteinander zu vergleichen, um zu einem günstigeren Preis zu kommen. Im Internet gibt es dazu verschiedene Tarifrechner. Allerdings empfiehlt die Verbraucherzentrale, sich nicht allein auf einen Tarifrechner zu verlassen, weil nicht alle ihre Preispolitik transparent machen.


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