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"Rettet die Reisebüros"

Sonnenhüte, Pappschilder und leere Koffer - in Ahrweiler hat rund ein Dutzend Inhaberinnen und Inhaber von Reisebüros mit einer Kundgebung auf ihre prekäre Situation aufmerksam gemacht. Einnahmen brechen weg und Provisionen müssen zurückgezahlt werden.
Rund ein Dutzend Inhaber und Inhaberinnen von Reisebüros machten auf dem Ahrweiler Marktplatz deutlich, dass viele der Branche in ihrer Existenz bedroht sind. Foto: Mager

Rund ein Dutzend Inhaber und Inhaberinnen von Reisebüros machten auf dem Ahrweiler Marktplatz deutlich, dass viele der Branche in ihrer Existenz bedroht sind. Foto: Mager

Heute Nachmittag stand für die Inhaber zahlreicher Reisbüros im Kreis Ahrweiler viel Arbeit auf dem Programm. Kurz zuvor hatte Innenminister Heiko Maas die Reisewarnung für Reisen ins Ausland bis Mitte Juni verlängert. Nun galt es, die Kunden darüber zu informieren. Auch wenn die Reisekaufleute ihre Arbeit gerne machen - einen Verdienst haben sie momentan nicht. Die Einnahmen der vergangenen Monate mussten sie an Verbraucher und Reiseveranstalter zurückzahlen. Einreisen sind in vielen Ländern verboten, Flieger bleiben auf dem Boden, Urlaubsreisen dürfen nicht stattfinden. Da die vermittelten Reisen bis auf Weiteres nicht zustande kommen, müssen sie ihre Provisionen an die Reiseveranstalter zurücküberweisen. Ein Großteil der Provisionen ist allerdings noch gar nicht in den Reisebüros angekommen, denn meistens werden sie erst dann überwiesen, wenn der Kunde die Reise auch antritt. Mit Kundgebungen unter dem Slogan "Wir zeigen Gesicht! Rettet die Reisebüros!" gingen heute bundesweit die Inhaber von Reisebüros auf die Straße, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Auch auf dem Ahrweiler Marktplatz war rund ein Dutzend Inhaber und Inhaberinnen zusammengekommen.  Zwar hatten sie sich urlaubsmäßig mit Hüten, Sommerklamotten und Koffern ausstaffiert - doch die Koffer waren ebenso leer wie die Einnahmenseite in den Geschäftsbüchern. Mit Reiseprospekten hatten sie deshalb ein großes SOS auf dem Pflaster ausgelegt. "Wir sind die ersten, die keine Einnahmen hatten, und werden die letzten sein, die wieder Einnahmen haben werden", sagte Elke Czech, Büroleiterin des DER-Part Reisecenters Gies in Bad Neuenahr, zur Corona-Situation. Dennoch gebe es für die Reisebüros derzeit Mehrarbeit, da sie die Stornierungen und Absagen für ihre Kunden abwickeln. "Viele Reisebüros haben momentan noch nicht wieder geöffnet. Wir können uns keine Plexiglasscheibe kaufen für Kunden, die gar nicht kommen", so Marion Morassi, die ihr Reisebüro in Ahrweiler betreibt. "Die 9.000 Euro Soforthilfe sind da ein Tropfen auf den heißen Stein", ergänzt Manuela Lorse von Petry's Reisewelt in Remagen. Die Reisebüros sehen sich in ihrer Existenz bedroht. "Wir können nicht, im Gegensatz zum Einzelhandel oder der Gastronomie, nach acht Wochen wieder öffnen und Umsätze generieren", heißt es im offenen Brief der Reisebüros an die politischen Entscheidungsträger. Große Reiseveranstalter wie Tui erhalten milliardenschwere Staatshilfen, die Reisebüros jedoch nicht. "Wir fordern einen Rettungsschirm. Unsere Erlöse sind weggebrochen, das muss kompensiert werden", sagt Karin Knopp vom Sinziger Reisebüro. In dem offenen Brief, der auf der Grundlage des offenen Briefes des Vereins Dresdner Reisebüros verfasst wurde, fordern die Reisebüros ein bedingungsloses Unternehmereinkommen in von 1.000 Euro monatlich für zwölf Monate, wenn durch Corona bedingte substanzielle Umsatzeinbrüche von mindestens 50 Prozent nachweisbar sind. Außerdem wünschen sie einen Tourismusfonds für gesunde touristische Unternehmen, gemeinsame Veranlagung der Steuerjahre 2019 und 2020, höhere und weitere rückzahlungsfreie Zuschüsse sowie Kurzarbeitergeld in Höhe von 80 Prozent. "Denn unsere Kosten laufen weiter - aber es kommt ja niemand", so Morassi.


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