Johannes Mager

Wasser schon vor den Orten zurückhalten

Oedingen/Unkelbach. Bodenkundler Prof. Dr. Dietmar Schröder fordert, Besitzer von Äckern und änhlichen Flächen beim Hochwasserschutz stärker zu verpflichten.

Die Stadt Remagen lädt für den 14. Januar alle Bürger in die Mehrzweckhalle Unkelbach ein, um sich zu privaten Vorsorge- und Schutzmaßnahmen gegen Starkregenereignisse beraten zu lassen. Außerdem stellt die Stadt 2023 insgesamt 50.000 Euro bereit, um Schutzmaßnahmen an privaten Objekten bis zu 100 Prozent zu finanzieren. Bürgermeister Björn Ingendahl hofft, durch beides »möglichst viele Betroffene zur Ergreifung geeigneter Maßnahmen motivieren zu können«. Prof Dr. Dietmar Schröder, der nicht nur Einwohner Oedingens ist, sondern auch mehr als 25 Jahre die Abteilung für Bodenkunde an der Uni Trier leitete, sieht die bisherigen Vorsorgemaßnahmen der Stadt zur Beschränkung der Folgen von Starkregenereignissen als unzureichend an. »Das Verursacherprinzip muss gelten«, sagt er. Die Ursache von Hochwasserschäden innerhalb der Orte sieht er zum großen Teil in den außerhalb liegenden land- und forstwirtschaftlichen Flächen. Lange Zeit aber seien die Landwirte und andere Flächennutzer von der Stadt Remagen nicht in die Pflicht genommen worden, in Begutachtungen und Hochwasserschutzkonzepten nicht beachtet worden. Heute werde »landwirtschaftlicher Sachverstand im Rahmen der Begutachtung durch die Behörden endlich eingefordert«.

Bürger in Siedlungen nutzten nur zehn Prozent der Fläche, 80 Prozent der Fläche würden land- und forstwirtschaftlich genutzt, rechnet Schröder vor. Anstatt einer besserer Durchleitung durch die Orte müsse das Wasser von dort deshalb durch Schutzmaßnahmen aus den Siedlungen ferngehalten werden. 20 bis 30 Millimeter Niederschlagswasser könne auf diesen Flächen zurückgehalten werden, wenn auf Acker- und Obstbauflächen die Querbewirtschaftung angewendet werde. So werde der Abfluss etwa gehemmt, wenn Obstkulturen quer auf kleine Beete gestellt werden. Im Ackerbau seien unter anderem eine langzeitige Begrünung, reduzierte Bodenbearbeitung und die Vermeidung von Bodenverdichtung sicherzustellen. Die gleiche Menge könne durch Erdwälle (Feldpolder) an der Unterseite Abfluss-gefährdeter Fläche vorübergehend zurückgehalten werden. Ebenfalls 20 bis 30 Millimeter könnten laut Schröder in kleinen Auenbecken und in großen Rückhaltebecken wie in Nierendorf gespeichert werden. So könnten von einem Starkregen insgesamt etwa 100 Millimeter Wasser ortsnah zurückgehalten werden. »Den Rest kann das Gewässernetz schadlos bewältigen«, so Schröder.

Die Stadt und verschiedene Behörden seien laut Prof. Schröder seit einem Jahrzehnt dazu aufgefordert, entsprechend dieser Grundlagen zu handeln. Auf den Äckern um Oedingen und Umgebung müsse das Wasser derart zurückgehalten werden, fordert Prof. Schröder. Das Umweltministerium sehe dies genauso. Das Anlegen eines Walls sei an einem Grundstückseigentümer gescheitert. »Es müssen vielmehr dringlich rechtliche Grundlagen geschaffen werden, die die Flächen-Eigentümer zur Rückhaltung verpflichten, soweit sie zumutbar ist«, fordert der Bodenkundler.Er schlägt vor, das Wasser oberhalb der Wachtbergstraße »durch angemessene Bewirtschaftung und einen Wall an der Unterseite des Ackers« großenteils zurückzuhalten und den Rest über die Wachtbergstraße um den Ortskern herumzuleiten. Weitere Wälle, die das Wasser zurückhalten, seien auf anderen Flächen anzulegen. Verweigerern müsse Regress für entstehende Schäden »durch ihren Abfluss« oder Umwandlung in Grünland angedroht werden. 2016 waren in Oedingen 40 Keller mit Wasser vornehmlich von den Äckern vollgelaufen.


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