Dagmar Stadtfeld

Der letzte Mönch von Himmerod

Kloster Himmerod. Seit 65 Jahren lebt Pater Stephan Senge im Kloster Himmerod und ist damit der letzte dort verbliebene Mönch.

Seine 88 Lebensjahre sieht man dem "letzten Mönch von Himmerod", Pater Stephan Senge, wirklich nicht an. Er strahlt eine unglaubliche Vitalität aus und man spürt sofort, dass dieser Mann noch mitten im Leben steht.

Sport als Lebenselixier

Seit der Auflösung der Zisterzienserabtei im Jahre 2017 ist er als einziger Mönch geblieben, um die Abtei weiterhin spirituell zu begleiten. "Jeden Tag gehe ich noch laufen und schwimmen", berichtet Pater Senge. Das hält ihn wohl fit, um seinen zahlreichen Aufgaben täglich gerecht zu werden. Sein Tag beginnt morgens um 7 Uhr und endet oft nach Mitternacht. Er hält Gottesdienste in der Klosterkapelle ab und ist immer für die Menschen da. In Gesprächen hilft er ihnen und spendet Trost. Viele kommen in die Abtei nach Himmerod, um mal abzuschalten und sich auf etwas Neues einzulassen. Er betreut Gruppen, die beispielsweise zu Besinnungstagen kommen, aber auch Einzelpersonen.

Auf der Suche nach Spiritualität

"Die Menschen sollen hier ein Zuhause finden", meint Pater Senge. Die Nachfrage von Gästen ist sehr groß, was zeigt, dass viele auf der Suche nach Spiritualität im Alltag sind. Ihm ist es besonders wichtig, mit Menschen im Kontakt zu sein, mit ihnen zu beten und nachzudenken. Meditationswanderungen gehören ebenso zum Programm wie Kajak-Touren in Mecklenburg.

Bücher, Bücher, Bücher. . .

Daneben schreibt er Bücher, mittlerweile arbeitet er gerade an seinem 42. Werk. Pater Senge gehört einer europäischen Autorenvereinigung an und betreut den Verlag Himmerod-Drucke.

 "Initiative Sudan": Ein Herzensprojekt

Sein Herzensprojekt ist die Hilfsaktion "Initiative Sudan/P.Stephan e.V.". Mit diesem Hilfsprojekt, das auf seine Initiative hin gegründet wurde, sammelt er Gelder, um Schulen und Ausbildungsstätten in dem afrikanischen Land zu unterstützen und neue Perspektiven zu eröffnen. "Als ich erfahren habe, dass dort Kinder mit Waffen spielen, statt zur Schule zu gehen, hat mich das total schockiert", sagt Pater Senge. "Ich wollte hier helfen, damit sich die Lage für die Kinder verbessern kann." Gemeinsam mit zwei ehrenamtlichen Mitarbeitern ist er seit 1998 in dem Projekt tätig. Mit den Spendengeldern werden beispielsweise die Lehrer an einer Grundschule in Boma bezahlt und Stipendien für eine weiterführende Ausbildung an Absolventen der Schule vergeben. Jedes Jahr im November fährt er selber in den Südsudan, um sich ein Bild von der Lage zu machen und mit den Menschen vor Ort zu sprechen. "Die Situation in dem Land mit mehr als 100.000 Flüchtlingen aus dem Sudan ist absolut schwierig", meint er.

Bewusstsein schaffen

In Deutschland arbeitet er mit Partnerschulen des afrikanischen Landes zusammen. Er hält Vorträge und informiert die Schüler in Deutschland, wie junge Leute da aufwachsen. Somit kann er ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig es ist, den Mädchen und Jungen im Südsudan zu helfen. So wie er erzählt, sind insbesondere die jüngeren Schüler sehr interessiert und wollen viel darüber erfahren. Diese Arbeit will er in jedem Fall weiter fortsetzen. Heimat Himmerod Immer noch ist Pater Senge froh darüber, in Himmerod seine Heimat gefunden zu haben. Der gebürtige Hannoveraner lebt seit 1958 in der Abtei. Besonders gefällt ihm die wunderschöne Landschaft hier mit den kleinen Orten, den Tälern und den Gewässern. Auch seine Wahl zum Leben als Mönch hat er nicht bereut. In einer Gemeinschaft zu leben, zu arbeiten und zu beten, das erfüllt ihn.


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