Sybille Schönhofen (bil)

Die Stimme der Hetzerather entscheidet

Es bleibt spannend. In der Diskussion über eine Erweiterung des IRT soll eine Bürgerbefragung entscheiden. Vorher gibt es noch eine Informationsveranstaltung.
Das Luftbild zeigt den Industriepark Region Trier in seinem derzeitigen Bestand. Der IRT soll nach Willen des Zweckverbandes Richtung Hetzerath, oben links im Bild,  erweitert werden. Foto: IRT

Das Luftbild zeigt den Industriepark Region Trier in seinem derzeitigen Bestand. Der IRT soll nach Willen des Zweckverbandes Richtung Hetzerath, oben links im Bild, erweitert werden. Foto: IRT

Die Wende in Hetzerath: War bislang der Gemeinderat das Zünglein an der Waage und hatte Ortsbürgermeister Werner Monzel bei der letzten Bürgerversammlung noch ein Bürgervotum zur IRT-Erweiterung abgelehnt, soll jetzt eine Bürgerbefragung die Entscheidung bringen. Das sagte Werner Monzel heute auf Anfrage des Wochenspiegels. Derweil gehen die Planungen weiter. Der Hetzerather Ortsbürgermeister hatte in der Bürgerversammlung am 23. Oktober gegenüber den Kritikern verkündet, dass die Gemeinde Bedingungen gegenüber dem Zweckverband IRT einbringen würde. Diese wurden in der nicht öffentlichen Ausschuss-Sitzung am vergangenen Dienstag akzeptiert. Geschäftsführer Reinhard Müller sagte dem Wochenspiegel nach der Sitzung, „Wir haben ein gutes Ergebnis erzielt.“ Der Zweckverband sagte einen erweiterten Emissionsschutz zu und richte sich in den Ansiedlungen der Betriebe nach den Wünschen der Ortsgemeinde. Das sei allerdings nichts Neues, sondern seit Bestehen des IRT so gängige Praxis. „Wir sind gewillt, auf die Interessen der Ortsgemeinden einzugehen“, sagte Müller.   Noch hat die Gemeinde das Faustpfand für die Erweiterung in der Hand. Erst wenn sie die Planungshoheit an den Zweckverband überträgt, wird die Erweiterung realisiert. Vorgesehen ist, den IRT um 40 Hektar bis 500 Meter an die Ortsgemeinde heran zu vergrößern. Dagegen regt sich Protest im Dorf. Der Gemeinderat hat nun vor, alle Bürger zu befragen. Davor soll es Mitte November noch eine Informationsveranstaltung geben. Die 360 Bürger, die bislang an den Versammlungen zum Thema IRT teilgenommen haben, hatten sich mehrheitlich gegen die Erweiterung ausgesprochen. „Das sind 20 Prozent der Einwohner. Wir wollen auch die anderen hören“, so Werner Monzel. „Letztlich entscheidet der Gemeinderat, aber ich glaube nicht, dass sich jemand gegen das Votum stellen wird“, so Monzel. Es bleibt also spannend.  So könnte es weitergehen Stand der Dinge: Noch liegt kein Bebauungsplan vor, nur ein Entwurf. Bisher gab es lediglich eine raumordnerische Überprüfung, die das anvisierte Gebiet als das geeignetste ausgemacht hat. Dann hat der VG-Rat die Flächennutzungsplanänderung beschlossen. Übergibt die Ortsgemeinde die Planungshoheit an den Zweckverband, gäbe es eine Bürger- und Behördenbeteiligung zur Aufstellung des Bebauungsplanes. Die Planunterlagen würden veröffentlicht, Stellungnahmen eingeholt, die Planungen gegebenenfalls angepasst. Nach der Offenlage würde dann Baurecht bestehen. Müller meint, innerhalb eines Jahres könnte es soweit sein. Was wäre, wenn der Ortsgemeinderat aber die Übertragung der Planungshoheit verweigert? „Es wäre ein schwerer Rückschlag für den Industriepark“, sagt Müller. „Aber dann müssen wir das als Demokraten akzeptieren.“ Stimmt der Ortsgemeinderat mit Ja, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Erweiterung gestoppt werden kann, relativ gering. Nur die Entdeckung einer geschützten Tierart im Gebiet fällt Müller als Hindernis ein. Die Karten für die Erweiterung seien so gut, weil der IRT in allem versuche besser zu sein, als der Gesetzgeber es verlange. Was für viele Hetzerather gegen eine Erweiterung des Industriegebiets spricht, sind befürchtete Emissionen. Dazu Müller: „Alle Umweltwirkungen wurden geprüft. Wir können die Anforderungen des Gesetzgebers mehr als erfüllen.“ Müller verweist auf eine Umweltverträglichkeitsstudie, die im Rahmen des Raumordnungsverfahrens entstanden ist und den Umweltbericht, der für das anstehende Bebauungsplanverfahren angefertigt wird und zu 95 Prozent abgeschlossen ist. Der Umweltbericht werde im Rahmen der Bürger- und Behördenbeteiligung veröffentlicht. Darin sind alle Umweltwirkungen auf die Schutzgüter Mensch, Wasser, Boden und Luft enthalten. Viele Hetzerather fordern eine „Umweltverträglichkeitsprüfung“ (UVP). Müller erklärt, dass diese sich auf Betriebe mit besonders starken Umweltwirkungen beziehe - Kategorie Kernkraftwerk, Kohlekraftwerk, Chemiefabrik. „Wenn wir nur in die Nähe dessen kämen, würden wir eine UVP machen“, versichert Müller.  Stattdessen gibt es im Fall des IRT Trier einen Umweltbericht, erstellt von BGH-Plan aus Trier. Das Ergebnis fast Müller zusammen: „Es werden keine schutzbedürftigen Güter tangiert. Beziehungsweise wo in Natur und Landschaft eingegriffen wird, wird kompensiert.“ Alle Richtwerte würden unterschritten. Großes Thema in der Ausschuss-Sitzung sei der Lärm gewesen, erzählt Müller. Sein Fazit: „Es ist nicht zu erwarten, dass es in Hetzerath lauter wird.“ Dazu trage auch bei, dass der Zweckverband nur emissionsarme Betriebe zulasse. Die Gutachten für Lärm und Geruch hat die Accon GmbH, ein Spezialbüro für Emissionsberechnung und Emissionsschutz aus der Nähe von Augsburg, erstellt. Zusätzlich hat der Zweckverband den Umweltgeologen Thomas Pittner ins Boot geholt. Die Expertisen können beim Zweckverband eingesehen werden, sagt Reinhold Müller und lädt jeden ein, sich vor Ort zu informieren.


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