

. . . vor 85 Jahren u.a. auf diesem Platz von ihren christlichen Nachbarn gequält, geprügelt, gedemütigt, bestohlen, entehrt, vertrieben und zum großen Teil in Folge ermordet wurden, und das aus dem Grund, weil sie Juden waren.Um den mit Kerzen illuminierten Davidstern auf dem Pflaster standen schweigend alte und junge Menschen; sicherlich weilten die Gedanken 2023 häufig im Heiligen Land, wo die Hamas Tausende Juden tötete und somit einen schrecklichen kriegerischen Konflikt zwischen dem Staat Israel und der palästinensischen Terrororganisation auslöste.
Dr. Marianne Bühler vom Arbeitskreis "Jüdische Gemeinde Wittlich" schilderte einführend die grauenhafte Situation, alle 15 Minuten trugen dann Jugendliche Texte zur Situation 1938 z.B. in Osann-Monzel vor, wobei zum Schluss ein aktueller Brief des Enkels eines während des Nationalsozialismus vertriebenen Wittlichers aus Israel vorgelesen wurde.
Friedlich und ungestört
Dank des hohen Engagements der Polizei und des Ordnungsamtes verliefen die Mahnwache und die übrigen Gedenkveranstaltungen des Abends absolut friedlich und ungestört, und aufgrund der Sperrung des Marktplatzes für den Straßenverkehr auch angenehm und der Veranstaltung angemessen ruhig. Bürgermeister Joachim Rodenkirch und die Erste Beigeordnete, Elfriede Meurer, legten Kränze vor dem einstigen Thoraschrein der Wittlicher Synagoge, dem heutigen Mahnmal nieder, und ein aus der Partnerstadt Brunoy stammender jüdischer Freund sprach das Kaddisch, die Lobpreisung Gottes.
"Wir sind alle Kinder des einen Gottes"
Bürgermeister Rodenkirch nahm sich die Zeit, eine Resolution des Stadtrates der Stadt Wittlich zum Konflikt im Nahen Osten zu verlesen und betonte den absoluten Irrsinn, Menschen aufgrund ihrer Religion zu verachten, verfolgen und ermorden. "Ob Juden, Moslems oder Christen, wir sind alle Kinder des einen Gottes" so Rodenkirch und wies auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland hin, auf den Satz, der neben der Ehemaligen Synagoge zu lesen ist: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Beeindruckendes Theaterstück "Judas" in der Synagoge
"Judas" heißt das Theaterstück Lot Vekemans, welches das Chawwerusch Theater anschließend in der Ehemaligen Synagoge aufführte. In einem bewegten Monolog spielte der Schauspieler Ben Hergl den Judas, den Jünger Jesu, der den Herrn für 30 Silberlinge mit einem Kuss verriet. Und diese einseitige Interpretation der biblischen Geschichte verwandelte "Judas", einen Ehrennamen für Erstgeborene, zum Schimpfwort. Judas wurde der Jude im Allgemeinen, der geldgierige Verräter des Herrn.
Aber Judas gab das Geld zurück, Judas hängte sich auf, nahm alle Schuld und alle Sünden dieser Welt auf sich. Hergl lässt Judas mit Christus sprechen, Dialoge führen, in denen Judas lernt, die Welt anders zu sehen und zu verstehen, er zieht seine Schuhe aus und hinterlässt barfuß seine Spuren auf der Erde. Das schlichte Bühnenbild weist außer einem Tisch eine Himmelsleiter auf. In der Genesis, Altes Testament, beschreibt Stammesvater Jakob das Bild einer Leiter von der Erde bis in den Himmel, auf der Engel auf- und absteigen. Diese Himmelsleiter steigt Judas einige Stufen hinauf, und wieder hinunter.
Im Laufe des Stückes führt ihn sein Weg immer weiter hinauf, und immer mehr wächst der Gedanke, dass Christus den Tod am Kreuz benötigte, um der Erlöser der Welt werden zu können. Dass Judas nicht der Verräter sondern der Erfüller einer Notwendigkeit war, und mit seinem Selbstmord die Sünden der Welt übernahm.