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Gefährliche Gartenhelfer

Mähroboter und andere elektrische Gartengeräte erfreuen sich großer Beliebtheit. Wer die Geräte jedoch nutzt, ohne an die tierischen Gartenbewohner zu denken, kann schnell Schuld an schlimmen Verletzungen der Wildtiere sein.

Wenn man keinen zuhause hat, hat man bestimmt schon einmal davon gehört: Die Rede ist von Mährobotern. Einmal auf die gewünschte Uhrzeit programmiert, stutzt der elektrische Gartenhelfer die Wiese auf die gewünschte Größe. Das manuelle Kürzen der grünen Oasen entfällt – gerade bei älteren Menschen, Arbeitnehmern oder Familien eine beliebte Anschaffung,  die Zeit einspart. Auch Singles greifen gerne auf den selbständigen Mini-Rasenmäher zurück. Während der Handel immer mehr erschwingliche Modelle anbietet, steigt gleichzeitig auch die Zahl der verletzten Igel an. Denn woran viele nicht denken: Die kleinen stacheligen Vierbeiner laufen bei Gefahr nicht weg, sondern rollen sich ein. So kommt es nicht selten vor, dass sie schlimme Verletzungen im Gesicht davontragen.

Gefahr für Wildtiere

Nicht nur Mährrobter sind eine Gefahr, auch Seitenschneider und Laubbläser können Igel und Co. verletzen – oft sogar tödlich. Anja Baronetzky von der Wildvogelstation Kirchwald  e.V. mit angegliederter Igelstation berichtet von schlimmen Verletzungen: »Rasentrimmer schneiden tiefe Wunden in den Kopf, oft ist ein Auge mit betroffen, manchmal fehlt die ganze Nase. Wenn der Verursacher sich dann nicht gleich um den Igel kümmert und ihn zu uns bringt, das Tier somit unbehandelt bleibt, entsteht eine schwere Wundinfektion. Gerade zu dieser Jahreszeit legen Fliegen gerne ihre Eier in infizierte Wunden, dann kommt manchmal jede Hilfe zu spät. Laubgebläse pusten leider nicht nur Laub, sondern auch kleine Steinchen, die den  Igeln die Augen schwer verletzen können.«
Auch die Vögel seien betroffen: »Durch die ganzen elektrischen Geräte werden Jungvögel, die sich gerne im hohen Gras verstecken, getötet. Sie können als Ästlinge noch nicht fliegen und ducken sich nur – das war es dann. Um die Ästlinge zu schonen, wäre es schon eine Maßnahme, die Geräte während der Brutsaison von Mai bis August nicht einzusetzen.«
Verbieten kann man den Umgang mit solchen elek­trischen Geräten nicht. Anja Baronetzky rät, die Wiese, die gemäht werden soll, im Voraus zu erkunden.  Und: »Wenn man einen Igel verletzt hat, sollte man Verantwortung zeigen und das Tier zum Tierarzt bringen.«
Dr. med. vet. Marc Dünner (Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Dres. Dahmen & Dres. Dünner, Prüm) und  Tierärztin Alexandra Junk (Tierarztpraxis Alexandra Junk, Plütscheid) haben zwar noch keine Wildtiere oder gar Haustiere mit Verletzungen durch solche Geräte behandeln müssen, halten sie aber dennoch nicht für ungefährlich.
»Mähroboter stellen unter Umständen eine Gefahr dar«, so Dünner. Auch Junk sieht den Einsatz der Gartenhelfer kritisch, »da Insekten, die wir ja alle schützen wollen, die Nahrungsgrundlage in Form von blühenden Gräsern und Blumen entzogen wird.«
Ähnliche Kritik kommt auch von verschiedenen NABU-Ortsgruppen. So wird darauf hingewiesen, dass der Einsatz der Mähroboter einen fatalen Einfluss auf die Pflanzen- und Insektenwelt hat. Werden die Blüten zu oft abgeschnitten, leiden besonders Bienen darunter. Aber auch Tiere wie Igel, Eidechsen, Spinnen und Grashüpfer nennt der NABU als potenzielle Opfer der Gartenhelfer.
Dipl. Biologe Kurt Valerius, Vorsitzender des NABU Wittlich, stellt überdies die generelle Notwendigkeit der Roboter infrage: »Jeder sollte sich überlegen, ob er sowas wirklich benötigt oder nicht selbst mähen kann.«

Kinder ebenfalls gefährdet?

Dass offenbar nicht nur Tiere gefährdet sind, zeigt ein Test der Stiftung Warentest aus dem Vorjahr, bei dem acht Modelle überprüft wurden. Hier heißt es in der Auswertung: »Ein stehendes Kind erkannten alle Rasenmäher-Roboter. Bei krabbelnden Kindern hielten sechs ebenfalls recht­zeitig an. Zwei Modelle [Anm. d. red: Name der Modelle entfernt] fuhren auf die Fußattrappe auf und hinterließen deutliche Schnitte an dem Kinder­schuh. Barfuß hätte das zu heftigen Verletzungen geführt. Vergleich­bare Unfälle mit selbst­fahrenden Rasenmähern hat es bereits gegeben.« Da sich der Test lediglich auf eine geringe Anzahl an Geräten bezog, dürfte die Dunkelziffer der nicht sicheren Geräte deutlich höher liegen ...
(Test unter: www.test.de/Maehroboter-imTest-4698387-0). (sas/ju).


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