Interview: Kurt Valerius vom Nabu Wittlich über Mähroboter
Wir haben mit dem Dipl. Biologen Kurt Valerius, Vorsitzender des NABU Wittlich, über die elektrischen Gartenhelfer und ihre Auswirkungen auf Mensch und Natur gesprochen, der die Gartenhelfer als neuen Trend erkennt. "Mähroboter sind und werden gerade zurzeit eine Modeerscheinung. Ob sie sich langfristig etablieren ist noch nicht sicher, aber wohl nicht unwahrscheinlich. Deshalb scheint mir die Frage nach der Gefährlichkeit oder mit dem Auge des NABU nach der Naturverträglichkeit gerechtfertigt." Aber hält der Biologe die kleinen Flitzer nun für gefährlich? Wir haben genauer nachgefragt ... WochenSpiegel: Denken Sie, dass von den Robotern eine Gefahr ausgeht? Kurt Valerius: Ja, von Mährobotern gehen Gefahren aus, die zum größten Teil auch bei konventionellen Rasenmähern (elektrisch oder mit Verbrennungsmotor) bestehen. Grundsätzlich sind gepflegte Rasenflächen artenarm und können gerade bedrohten Tier- und Pflanzenarten keinen Lebensraum bieten. Sie tragen wenig zur Ernährung heimischer Wildtiere bei. Ich will keinesfalls jemandem das Recht auf eine Rasenfläche absprechen; sinnvoll sind diese für begehbare Bereiche als Spiel- und Liegeflächen, Wiesenwege oder als andere Bereiche mit einer besonderen Nutzung (Stellflächen etc.). Wenig Verständnis habe ich allerdings dafür, dass viele hundert Quadratmeter, nur weil sie pflegeleicht sein oder der Ästhetik der Besitzer entsprechen sollen, als monotone, lebensfeindliche Gartenwüste verkommen. Wir sollten das Bewusstsein entwickeln, dass dazu die Erde wirklich zu schade ist. Bei den neuen Robotern kommt hinzu, dass diese die Rasenflächen häufiger überfahren und somit noch gründlicher vorwiegend wirbellose Tiere vernichten. Die Pflege dürfte mit dieser Technik noch intensiver werden und die Monotonie in unseren Gärten weiter erhöhen. Ein Blühen selbst von nur einzelnen Pflanzen wird so vermieden. Haben Sie einen Tipp an Gartenbesitzer, um das zu vermeiden? In der Hand jedes Gartenbesitzers wie auch der Kommunen liegt ein großes Potential, denn es zählt jeder Quadratmeter Erde, der Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen sein kann. Daher rufe ich wiederholt dazu auf, "Wilde Ecken" zuzulassen und unsere allgemein verbreitete Vorstellung von Ordnung im Garten zugunsten einer höheren Ordnung komplexer, artenreicher Ökosysteme aufzugeben. Sehen Sie weitere Probleme durch die Nutzung dieser Gartenhelfer? Mit der Anschaffung dieser technischen Geräte treiben wir den Konsum an und mit Sicherheit werden sie schon nach wenigen Jahren auf der Halde für Elektroschrott landen. Meist mit Lithium-Ionen-Akkus betrieben, verstärkt auch der Konsum außerhalb des Automobilbereiches den Run auf die Rohstoffe Lithium und Kobalt mit all seinen negativen Folgen für die Exportländer, wo Menschen ihren Lebensraum verlieren und empfindliche Ökosysteme zerstört werden. Sicherlich sind Mähroboter für den Artenschwund nicht das drängendste Problem des Naturschutzes, um den sich der NABU Wittlich kümmert. Gravierender sind der Flächenverbrauch durch Siedlungs- und Straßenbau sowie die industrielle Landwirtschaft und eine wenig intelligente Implementation von Biogasanlagen in die Energieversorgung. Den vollständigen Artikel über elektrische Gartenhelfer gibt es hier!