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Mehr Schutz für die Großbrücke

Region. Ein markantes Brückenbauwerk in der Region steht seit Jahren nicht nur für Ingenieurskunst und Verkehrsleistung, sondern auch für tragische Vorfälle. Immer wieder kommt es dort zu Suiziden. Offizielle Zahlen werden aus Gründen des Opferschutzes nicht veröffentlicht. Aus demselben Grund nennen wir den Namen der Brücke und des Ortes nicht.

Für Brückenanwohner ist die derzeitige Situation belastend, teilweise traumatisierend. Die geplanten Schutzmaßnahmen sollen helfen, Risiken zu minimieren.

Für Brückenanwohner ist die derzeitige Situation belastend, teilweise traumatisierend. Die geplanten Schutzmaßnahmen sollen helfen, Risiken zu minimieren.

Bild: (Symbolbild) ChatGPT

Die Situation sorgt seit Langem für Diskussionen in Politik, Verwaltung und Bevölkerung. Besonders schwer wiegt für viele Anwohner, dass nicht nur Menschen selbst zu Tode kommen, sondern auch unbeteiligte Verkehrsteilnehmer gefährdet werden. So berichten Anwohner, dass sie Augenzeugen von Sprüngen wurden. In einem Fall musste eine Autofahrerin unter der Brücke eine Vollbremsung einleiten, als plötzlich eine Person vor ihr auf die Fahrbahn stürzte.

LBM plant bauliche Nachrüstung

Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz bestätigt, dass die bestehende Absturzsicherung verstärkt werden soll. Derzeit schützt eine 1,80 Meter hohe Windschutzwand, die nun durch eine zusätzliche Netzkonstruktion erhöht werden soll. Stahlpfosten und gespannte Netze sollen künftig eine Schutzhöhe von rund drei Metern ermöglichen. Veranschlagt sind Kosten von 3,5 bis 4 Millionen Euro, da über 1.500 Pfosten zusätzlich verstärkt werden müssen.
»Auch ein erweiterter Übersteigschutz wird tragische Vorfälle nicht vollständig verhindern«, betont eine Sprecherin des LBM. »Aber die Risiken werden erheblich reduziert – sowohl für Betroffene als auch für Unbeteiligte.«

Zeitplan noch offen

Ein Bauwerksentwurf wurde im Frühjahr 2025 genehmigt. Der Baubeginn hängt allerdings vom Bundeshaushalt ab. Der LBM rechnet mit einem Start der Arbeiten im Frühjahr oder Sommer 2026. Übergangslösungen sind derzeit nicht vorgesehen.
Unterstützung kommt auch aus den betroffenen Gemeinden. »Schon während der Bauphase haben meine Vorgänger gefordert, die Sicherung höher auszuführen. Damals wurde alles nach Vorschrift gebaut – doch die Realität hat gezeigt, dass mehr Schutz nötig ist«, erklärt die Ortsbürgermeisterin.

Die Diskussion bleibt sensibel

In der Gemeinde hat sich eine Interessengemeinschaft gebildet, die eng mit ihr im Austausch steht. Viele Menschen sind emotional stark betroffen. »Manche mussten miterleben, wie jemand vor ihren Augen gestorben ist. Für sie ist das traumatisch«, so die Bürgermeisterin. Gleichzeitig mahnt sie zu besonnener Sprache: »Es ist wichtig, Lösungen zu finden, ohne Nachahmer zu ermutigen. Menschen in akuten Krisen dürfen nicht durch Berichterstattung zusätzlich angereizt werden.«
Die Diskussion bleibt sensibel – für Verwaltung, Politik und vor allem für die Menschen in der Region. Klar ist jedoch: Die Brücke braucht mehr Sicherheit. Der LBM hat die Weichen dafür gestellt, auch wenn es noch dauern wird, bis die Maßnahmen umgesetzt werden können.

Quelle: Kevin Schössler

Hilfen & Anlaufstellen:

  • Menschen, die sich in einer akuten Krise befinden, sind nicht alleine:
  • Hilfe gibt es rund um die Uhr bei der Telefonseelsorge: kostenfrei unter Tel. 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 oder online über chat.telefonseelsorge.de

Warum wir berichten

In Übereinstimmung mit dem Pressekodex berichten wir normalerweise nicht über Suizide – aus Sorge um Nachahmungseffekte und zum Schutz der Betroffenen. Wir haben deshalb lange überlegt, ob wir diesen Text veröffentlichen, uns in diesem Fall aber bewusst für eine Ausnahme entschieden, weil es um Prävention und Sicherheit geht. Der Fokus liegt auf den geplanten baulichen Verbesserungen und Maßnahmen, die Menschen schützen, ohne auf einzelne Vorfälle einzugehen.

Stephanie Baumann
Redaktion


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