

Am Samstag blieben die Stände auf den Plätzen in der Unterstadt nach der schrecklichen Tat, bei der ein 28-jähriger Mann ums Leben kam, bis etwa 18 Uhr geschlossen, das geplante Programm mit dem Festumzug wurde in diesem Zeitraum ersatzlos gestrichen. Der Rummelplatz und die Händler in der Schloßstraße öffneten um 14 Uhr wieder ihre Geschäfte. "Bedingt dadurch und aufgrund der Ungewissheit, ob und wann die Säubrennerkirmes weitergehen kann, sind viele Besucher am Samstag zunächst der Kirmes ferngeblieben. Ab Samstagabend nahmen die Besucherzahlen dann wieder zu, aber bei hochsommerlichen Temperaturen hing immer ein Schleier der Trauer über dem sonst so fröhlichen und friedlichen Kirmesgeschehen," teilt die Stadtverwaltung Wittlich mit.
"Insgesamt wurden in diesem Jahr 104 Schweine verzehrt, also 15 weniger als 2022, was auf die verkürzten Öffnungszeiten zurückzuführen ist." Von den Schaustellern und den Besuchern habe man überwiegend positive Rückmeldungen erhalten, wie die Stadt gemeinsam mit der Polizei und den beteiligten Behörden und Institutionen mit der herausfordernden Situation umgegangen sei. "Es wurde durchweg Verständnis für die getroffenen Maßnahmen geäußert," teilt Pressesprecher Rainer Stöckicht mit. "Ein tiefes Mitgefühl der Schausteller und aller Beteiligten gilt den Eltern und der Familie des Opfers. Wir möchten aber auch offen damit umgehen, dass es Stimmen gab - vorwiegend im Bereich SocialMedia - die kein Verständnis für die Fortführung der Veranstaltung hatten."
Rodenkirch: "Eine der schwersten Entscheidungen in meiner Amtszeit"
Wie uns die Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigte, hat Bürgermeister Joachim Rodenkirch unterdessen eine anonyme E-Mail erhalten und ist wegen der Entscheidung, die Säubrennerkirmes fortzusetzen, beleidigt und mit seiner Familie massiv bedroht worden. Der Absender stelle die Frage, wie der Bürgermeister wohl entschieden hätte, wenn seine eigene Familie betroffen gewesen wäre. Man wolle dafür sorgen, dass er das am eigenen Leib zu spüren bekomme.
Drohungen gegen Leib und Leben
Bürgermeister Rodenkirch: "Die Entscheidung, die Kirmes trotz der Tragödie weiterlaufen zu lassen, war eine der schwersten in meiner gesamten Amtszeit. Es gibt Menschen, die dies als respektlos gegenüber dem Opfer und der Familie empfinden. Andere argumentieren, dass die Kirmes ein wichtiger Teil der Stadtidentität ist und die Weiterführung einen Akt des Widerstands gegen die Gewalt darstellt. Dass diese unterschiedlichen Ansichten, die jede für sich durchaus verständlich und nachvollziehbar ist, dann mit Anfeindungen oder sogar Drohungen gegen Leib und Leben meiner Familie und mich einhergehen, ist durch nichts zu rechtfertigen und überschreitet die Grenzen des gesellschaftlichen Zusammenhalts."
Die Polizei ermittelt.