Wie der Vater, so der Sohn!
(edi) Singen ist so gar nicht sein Ding, schon gar nicht coram publico. „Unter der Dusche schon eher“, lacht Alexander Weidung (21) und sein Vater Thomas Anders (60) widerspricht nicht. Dass ein Sohn unbedingt in die Fußstapfen seines berühmten Vaters sollte, das ist für den in Deutschland wohl bekanntesten Pop-Sänger und Weltstar ein No-go. Außer er hat Talent und den unbedingten Drang dazu. „Ich hatte inständig gehofft, dass er nicht in die Entertainment-Industrie geht“, bekennt Thomas ganz offen. Da brauche man ein ganz schön dickes Fell und ganz viel Glück. „Talent und Fleiß alleine reichen oftmals nicht aus.“ Doch womit will Alexander künftig sein Geld verdienen, haben wir ihn gefragt und festgestellt, dass er, was seinen beruflichen Lebensweg betrifft, schon mitten drin ist. Für eine Ausbildung zum Immobilienkaufmann hat er sich entschieden. Ausschlaggebend war auch das Miteinander im Betrieb, das er im Rahmen seines Praktikums erlebt hatte. Das Arbeiten im Team komme ihm sehr entgegen, erklärt der junge Mann, der sich selbst eine ausgeprägte soziale Ader attestiert. Da scheinen sich Vater und Sohn sehr ähnlich zu sein. Was sie verbindet und was sie unterscheidet, lesen Sie im Interview.
Thomas war 21, als seine weltweite Karriere begann. Sein Sohn Alexander ist altersmäßig mit ihm gleichauf. Vom Lebens- und Karriereweg könnten sie nicht unterschiedlicher sein: Thomas, kreativ unterwegs und schon früh in der Entertainment-Maschinerie, Alexander hingegen bodenständig und kaufmännisch orientiert. Trier (edi). Von den Wesenszügen her allerdings unterscheiden sie sich nicht gravierend. „Deshalb kracht’s zwischen uns auch nie“, bringt es Thomas auf den Punkt. Statt zu streiten wird diskutiert. „Wir sind zu 90 Prozent einer Meinung“, stimmt auch Alexander zu. Sogar beim Essen könnten sie problemlos die Teller tauschen. Die gemeinsame Abneigung: Tomaten und Käse.
„Wird’s da auf Dauer nicht langweilig?“, haben wir die beiden gefragt. „Nein“, antworten sie prompt im Gleichklang und verweisen auf Claudia. „Meine Frau ist Sternzeichen Stier“, meint Thomas vielsagend. Und dann steigen wir ein in die Diskussion.
Warum streitet Ihr nicht?
Alexander: Wir brauchen beide das harmonische Miteinander. Von meinem Vater habe ich gelernt, an Probleme rational und strukturiert heranzugehen. In der Diskussion gelingt das einfacher als im Streit.
Thomas: Ich war nie ein Freund von Bestrafungen, die ein Zeichen für ein gelebtes Machtverhältnis zwischen Eltern und Kind sind. Für mich war es immer wichtig, dass Alexander in Diskussionen einbezogen wird, damit wir eine gemeinsame Lösung finden, die er auch mittragen kann. So war es beispielsweise, als es um den Wechsel vom Koblenzer Gymnasium zum Internat nach Salem ging.
Alexander, Du warst sieben Jahre im Internat. Wie war das für Dich?
Alexander: Am Anfang ziemlich hart. Ich hatte Heimweh und wollte wieder nach Hause. Ich war vorher ja nie länger als zwei Wochen weg gewesen. Dass die Schule künftig mein Zuhause sein sollte, hat mich traurig gemacht. Das änderte sich erst, als ich dort Freunde gefunden hatte. Letztendlich war die Entscheidung richtig.
Und wie war es für Dich, Thomas?
Thomas: Nicht weniger hart, aber tatsächlich der richtige Weg. Wir als Eltern wollten ihm eine Schullaufbahn ermöglichen, in der er als der Mensch, der er ist, gesehen wird, und nicht als Sohn von Thomas Anders. Als 12-Jähriger hat man das Ausmaß dessen nicht vor Augen. Deshalb hatten wir vereinbart, dass er sich nach einem Jahr entscheiden soll.
Alexander: Das stimmt, ich hatte schon einen anderen Blick aufs Familienleben. In der Grundschule hatte ich mich gewundert, dass andere Väter so viel zu Hause sind. Ich dachte, dass jeder Vater mal auf Tournee geht.
Thomas: Alex musste im Internat lernen, mit Konflikten umzugehen und die Konsequenzen seiner Entscheidungen selbst zu tragen. Das war anstrengend genug. Wenn er nach Hause kam, hatte keiner von uns Lust auf Streit. Dann haben wir eben diskutiert.
Alexander, wo sind Deine Stärken?
Alexander (überlegt): Die liegen eindeutig im sozialen Miteinander. Ich arbeite gerne im Team, habe langjährige Freundschaften und Bindungen.
Und Deine, Thomas?
Thomas: Im Hinblick auf Erziehung ist es die Konsequenz - das Wichtigste, aber auch das Anstrengendste, das man als Eltern für seine Kinder leisten sollte. Es ist nichts anderes, als Vorbild zu sein. Und das ist nicht immer einfach. Das klingt nach zu viel Harmonie. Braucht Ihr nicht Ecken und Kanten?
Thomas (lacht): Dafür ist Claudia da. Sie ist Sternzeichen Stier . . .
Und was sagt Claudia dazu?
Claudia: Manchmal muss man als Frau schon Contra geben. Dann stehen mir zwei Männer in Seelenverwandtschaft gegenüber: Thomas und sein Sparringspartner Alexander. In der Erziehung waren mein Mann und ich uns immer einig: Wir wollten einen Freigeist großziehen und haben nach einer entsprechenden Schulform gesucht. Die haben wir in Salem gefunden. Dort hatte Alexander die Möglichkeit, seine Persönlichkeit autark zu entwickeln. Mit dem Internat haben wir ja nicht den Erziehungsauftrag abgegeben. Als Eltern kann man Leitplanken geben, aber auf der Spur muss er eigenständig fahren. Alexander hat früh angefangen, eigene Entscheidungen zu treffen. Auch die berufliche Perspektive hat er sich selbst gesucht. Ich bin zwar eine Glucke, aber die härteste Zeit, der Auszug ins Internat, ist überstanden. Wenn er demnächst in seine eigene Wohnung zieht, ist es nicht mehr ganz so schlimm.