von Stephanie Baumann

Zwischen Weihnachtsbaum und Weide: Wenn Kirche neue Räume findet - Über Glauben, Begegnung und kreative Ideen

Klausen. In Klausen leuchten die Lichter, der Duft von Advent liegt in der Luft, und viele Menschen zählen die Tage bis Weihnachten. Für Wallfahrtsrektor Pater Albert Seul beginnt jetzt die arbeitsintensivste Zeit des Jahres. Während andernorts Plätzchen gebacken und Geschenke verpackt werden, füllt sich sein Kalender mit Gottesdiensten, Andachten und Begegnungen – und kaum einem freien Moment.



Während andere Plätzchen backen und letzte Geschenke einpacken, stapeln sich bei ihm die Gottesdienste, Andachten und Predigten. Und als wäre das Pensum nicht schon hoch genug, fällt kurz vor Heiligabend auch noch ein priesterlicher Mitbruder aus. Damit lastet ein Großteil der Arbeit auf seinen Schultern. »Eine besondere Challenge«,  nennt Pater Albert das – knapp, aber gut gelaunt.

Zwischen voll besetzten Kirchenbänken, Vorbereitungstreffen, Dienst im Pfarrhaus und einem Kalender, der kaum Luft zum Atmen lässt, versucht Pater Albert dennoch, den Kern des Festes nicht aus dem Blick zu verlieren. Seine Weihnachtsgeschichte beginnt dort, wo viele gar nicht hinschauen – mitten im Trubel, mitten im Dienst am Glauben, mitten im Versuch, Ruhe in das heilige Chaos zu bringen.

 Sieben Gottesdienste an drei Tagen

Zum Gespräch und zu einem Tee treffen wir uns im Salmrohrer Pfarrhaus. Draußen will es gar nicht richtig hell werden, drinnen wirkt alles für einen Moment still. Pater Albert lächelt, setzt sich und sagt gleich zu Beginn: »Der 24. Dezember ist für mich der stressigste Tag des Jahres.« Sieben Gottesdienste an den drei Weihnachtstagen, dazu die Krippenspiele und zusätzlich ein Raunacht-Gottesdienst – Hochbetrieb also.
Allein an Heiligabend zelebriert der 55-Jährige drei Christmetten, die letzte um 23 Uhr in Klausen. »Und am nächsten Morgen geht es um neun Uhr schon wieder weiter«, sagt er und lehnt sich kurz zurück. »Da hilft nur eins: Augen zu und durch.« Dass er sich dennoch sorgfältig auf jede Feier vorbereitet, versteht sich von selbst. Professionalität, sagt er, sei Teil seiner Berufung – ebenso wie das Ringen darum, inmitten der Pflicht den Sinn nicht aus dem Blick zu verlieren. Hinzu kommt, dass er am Heiligen Abend Gäste im Pfarrhaus hat.

Ein stiller Höhepunkt der Saison ist ein Projekt, das nicht mit Terminlisten zu tun hat: die mobile Wanderkrippe – eine kleine Weihnachtsbotin auf drei Rädern. Eine Ape, ein dreirädriger Kleintransporter, den er gemeinsam mit Michaela Ames in eine begehbare Krippenlandschaft verwandelt hat. Im Advent ist sie durch die Region gerollt und macht an Weihnachten natürlich auch in Klausen Station. Dass eine Krippe an Weihnachten zu den Menschen kommt, deckt sich mit seinem Credo, dass Kirche mobil sein muss, um ihre Schäfchen zu erreichen.

Räucherwerk und Glühwein

Am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, lädt er zur Raunacht-Andacht ein – draußen am offenen Feuer. Barbara Klar, Leiterin der Kita Klausen, wird passende Texte lesen, es werden Weihnachtslieder gesungen und die uralte Tradition des Räucherns praktiziert. »Alle Besucher können auch Räucherwerk für zu Hause mitnehmen, und hinterher gibt es Glühwein für alle«, kündigt Pater Albert an.

 Aufatmen im »Niemandsland«

Sein persönliches Weihnachten allerdings beginnt erst am 27. Dezember. Dann fährt er – wie jedes Jahr – zu Freunden nach Berlin. »Ich freue mich auf die guten Gespräche, auf den Blick zurück und den Ausblick nach vorne.« »Niemandsland« nennt der Geistliche diese Tage zwischen den Jahren – einen Raum, der weder altes noch neues Jahr ist. »Als jemand, der die Weihnachtszeit gewissermaßen beruflich erlebt, genieße ich diese Zeit danach sehr. Sie ist ja auch immer der Anfang eines Neubeginns.«

"Schöpfungszeiten" verbinden Natur und Glauben

Dieser Neubeginn zeichnet sich auch in seinen Projekten für 2026 ab. Da wäre etwa die neue Reihe »Schöpfungszeiten«, die Natur- und Glaubensthemen verbindet. Oder die Arbeit mit seinen tierischen Begleitern – Hühner, Enten und seine vier Ziegen Oskar, Toni, Cilly und Leo, die sich eine große Weide in der Nähe des Pfarrhauses teilen. Leo hat er vor kurzem erst »vorm Schlachter gerettet«. Gerade bringt er den Tieren das Gehen an der Leine und kleine Tricks bei.  Beim Gedanken daran muss er schmunzeln: »Ziegen sind sehr menschenfreundlich«. Aus dieser Nähe entsteht im kommenden Jahr das kreative Veranstaltungsformat »Ziegen-Weinwanderung«. 

Auf dem Programm 2026 stehen außerdem eine Katzenmeditation sowie ein Social-Media-Workshop für Firmlinge – kein Techniktraining, sondern ein Reflexionsraum darüber, wie Christen digitale Räume sinnvoll nutzen können. Und natürlich läuft auch die Reihe »Kultur in der Wallfahrtskirche Klausen« weiter. – Als ich das Pfarrhaus verlasse, ist Pater Albert schon wieder auf dem Sprung zum nächsten Termin. »Weihnachten ist ja nie nur feierlich«, meint er zum Abschied. »Es ist auch Arbeit, Reibung, Begegnung – aber gerade deshalb so lebendig.«

Und wer weiß: Vielleicht entsteht genau dort, wo es nicht perfekt läuft, ein Moment, der trägt – weit über die Festtage hinaus. . .

 

Extra: Die Weihnachtsgottesdienstes in der Pfarrei

Heiligabend, Mittwoch, 24. Dezember

  • Salmrohr 7.30 Uhr Frühschicht mit Verteilung des Friedenslichtes
  • Dreis 15 Uhr Kinderkrippenfeier
  • Klausen 15 Uhr Kinderkrippenfeier
    18 Uhr Christmette mitgestaltet Musikverein Klausen
    23 Uhr Christmette, mitgestaltet vom Chor „Feel the Spirit“
  • Sehlem 15.20 Uhr Kinderkrippenfeier
  • Dörbach 16.30 Uhr Kinderkrippenfeier
  • Arenrath 17 Uhr Kinderkrippenfeier, mitgestaltet von den Musikfreunden Arenrath/Bruch
  • Hetzerath 17 Uhr Wortgottesdienst
  • Bruch 19 Uhr Christmette mitgestaltet vom Kirchenchor
  • Rivenich 21.30 Uhr Christmette

1. Weihnachtstag, Donnerstag, 25. Dezember

  • Hetzerath 9 Uhr Hl. Messe
  • Salmrohr 9 Uhr  Hl. Messe
  • Dreis 10.30 Uhr Hl. Messe, mitgestaltet vom Kirchenchor anschl. Stuhlverpachtung
  • Klausen 10.30 Uhr Hl. Messe, mitgestaltet vom Kirchenchor

2. Weihnachtstag, Freitag, 26. Dezember

  • Heidweiler 9 Uhr Hl. Messe
  • Sehlem 9 Uhr Hl. Messe
  • Arenrath 10.30 Uhr Hl. Messe
  • Klausen 10.30 Uhr Hl. Messe - Familiengottesdienst
    17 Uhr Andacht Raunächte

(Quelle: Pfarrbrief St. Maria & St. Vinzenz Klausen)

 


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