

Von Mario Zender
Der Monat August wird ein besonderer Monat für Thomas Schneider. Dem Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 33 in Büchel und Brauheck stehen zwei einschneidende Erlebnisse bevor. Nach 33 Jahren steigt Schneider zum letzten Mal in einen Tornado und hebt ab. Der sogenannte »Last-Flight« soll gegen Mittag am 1. August starten. Zwei Wochen zuvor sitzt Thomas Schneider in seinem Büro und man merkt es dem 57-Jährigen an, dass ihn die Veränderungen in seinem Leben beschäftigen. Nach über 2.000 Flugstunden wird er das letzte Mal im Kampfjet über der Region fliegen. »Es ist schon ein komisches Gefühl nach über drei Jahrzenten«, sagt er und stockt. »Einen Tag später wird es aber viel schlimmer. Das tut schon weh.« Mit einem Tag später meint der Oberst seine feierliche Verabschiedung als Chef des Bundeswehrstandortes Büchel, der zweite einschneidende Tag im August für Schneider. Fünf Jahre lang war er hier Vorgesetzter von rund 2.000 Soldatinnen und Soldaten sowie rund 200 Zivilbeschäftigten. Die bedauern den Weggang ihres Chefs, denn der war in der Truppe aber auch in der geaten Region äußerst beliebt. Der 57-Jährige hat viel für die Menschen im Kreis Cochem-Zell getan. Dass Schneider der Abschied so schwerfällt, liegt auch an der Tatsache, dass er es war, der wie keiner seiner Vorgänger, eine so intensive Verbindung zwischen den Menschen in der gesamten Region und der Bundeswehr aufgebaut hat. Schneider galt schon immer als derjenige, der mit Menschen »kann«. Nicht im Befehlston als Chef der Einheit, sondern als »Mensch zu Menschen«. Und dies reicht weit über die Bundeswehr hinaus. Dass er so lange in Büchel wirken durfte, so erfährt man aus Bundeswehrkreisen, liegt auch an der zuvor beschriebenen Tugend und daran das er innerhalb der Streitkräfte als ein ausgewiesener Fachmann gilt. Sicher hätte es sich Schneider auch nicht erträumt, als er bereits 2013 als Kommandeur der »Fliegenden Gruppe« nach Büchel kam, dass er insgesamt zehn Jahre in der Eifel bleiben wird und dort sogar zum Chef aufsteigt. »Ich bin so froh und glücklich, dass ich hier sein durfte und mit und durch meine Mannschaft so viel bewegen konnte.« Man merkt es Schneider an, er lebt das »Wir-Gefühl«. Und das merkten auch die Menschen vor und hinter dem meterhohen Stacheldrahtzaun des Fliegerhorstes Büchel. Angesprochen auf Schneider bringt es Cochems Bürgermeister Walter Schmitz auf den Punkt. »Ein Pfundskerl. Wenn wir ihn und seine Frauen und Männer gebraucht haben, stand innerhalb von 15 Minuten ein Trupp bei uns in Cochem. Ich denke hier an die Hilfe beim Hochwasser, wenn kurzfristig Stege aufgebaut werden mussten«, so Schmitz. Nach Meinung des Stadtchefs war das Verhältnis der Bundeswehr zur Stadt Cochem noch nie so gut wie in den letzten Jahren. Das führt auch Schmitz zurück auf das Wirken von Oberst Schneider. Neben der Hilfe etwa bei Naturkatastrophen unterstützte Schneider die Region besonders stark in der Corona-Krise. Hier waren zahlreiche Soldatinnen und Soldaten monatelang etwa in der Kreisverwaltung als Unterstützung des Gesundheitsamtes tätig. Auch in Einrichtungen wie Altenheimen oder im Kloster Ebernach wurde das Hilfsangebot von Schneider gerne angenommen. »Wenn wir gebaucht wurden, waren wir da«, so bringt es Schneider selbst auf den Punkt und betont: »Es ist keine Einbahnstraße, wir merken, dass die Menschen hier hinter uns stehen, und das macht uns die Arbeit leichter.« Schwerer macht ihm dies allerdings seinen bevorstehenden Abschied. »Ich habe die Eifel und die Mosel, die Menschen hier, lieben gelernt. Mir blutet das Herz.« Als er diese Sätze sagt, merkt man dem harten Soldaten die menschliche Seite an. Und die hat er auch bei seinem aufreibenden Job in der Kaserne oder in der Luft gelebt. Und Schneider wird nicht müde, immer wieder zu betonen, dass er dies nicht alleine alles leisten konnte. »Das hier ist ein tolles Team, das nicht nur die Region unterstützt, sondern auch mich so toll unterstützt hat.« Am 2. August wird Schneider mit einem feierlichen Apell verabschiedet. Sein Weg führt ihn dann für kurze Zeit nach Rom, bis er seine neue Stelle im Nato-Hauptquartier in Brüssel antreten wird. Der Region Eifel und Mosel will er weiterhin verbunden sein. »Nach meiner Pensionierung will ich wieder an die Mosel, mir hier eine Wohnung oder ein Haus zulegen. Ich habe hier so viele Freunde gefunden.«




