Mario Zender

DRK sucht 23 Ampullen »Propofol«

Bei der DRK-Rettungsdienst Rhein-Mosel-Eifel gGmbH fehlen 23 Ampullen des Narkosemittels »Propofol«. Das Mittel verschwand aus Rettungswachen in Senheim, Zell und Blankenrath. Die DRK-Verantwortlichen weigern sich, Auskunft über den Verbleib des Narkosemittels zu geben.

Bei der DRK-Rettungsdienst Rhein-Mosel-Eifel gGmbH fehlen 23 Ampullen des Narkosemittels »Propofol«. Das Mittel verschwand aus Rettungswachen in Senheim, Zell und Blankenrath. Die DRK-Verantwortlichen weigern sich, Auskunft über den Verbleib des Narkosemittels zu geben.

Bild: Zender

Cochem. Narkosemittel in größerem Umfang aus DRK-Rettungswachen verschwunden. Offenbar drei Standorte sind betroffen. Verantwortliche des DRK schweigen zu Vorfällen. Staatsanwaltschaft Koblenz bestätigt Ermittlungen.
Von Mario Zender
Ein brisanter Fall erschüttert derzeit die DRK-Rettungsdienst Rhein-Mosel-Eifel gGmbH: Nach Recherchen des Cochemer WochenSpiegel sollen in gleich drei Rettungswachen – Zell, Senheim und Blankenrath – Narkose-Medikamente in größerem Umfang verschwunden sein.
Insiderwissen und gezieltes Vorgehen lassen darauf schließen, dass es sich um einen Täter aus den eigenen Reihen handelt.
Die Staatsanwaltschaft Koblenz bestätigt auf Anfrage des WochenSpiegel: »Gegen einen 38-jährigen Deutschen aus dem Landkreis Trier-Saarburg wird wegen Diebstahls und Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz ermittelt. Der Beschuldigte steht im Verdacht, insgesamt 23 Ampullen des verschreibungspflichtigen Narkosemittels Propofol mit einer Gesamtmenge von 940 Millilitern bei einer Hilfsorganisation entwendet zu haben«, so Oberstaatsanwältin Kirsten Mietasch.
Das Narkosemedikament Propofol wird zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose oder zur Betäubung eingesetzt. 
In die Schlagzeilen geriet es  durch die tödliche Überdosis von Michael Jackson: Sein Leibarzt hatte ihm das Mittel über einen längeren Zeitraum verabreicht – denn es beruhigt und entspannt, kann aber auch euphorisierend und sexuell enthemmend wirken.
Während die Staatsanwaltschaft offen über den Stand des Verfahrens informiert, gibt sich die DRK-Rettungsdienst Rhein-Mosel-Eifel gGmbH auffallend verschlossen. 
Auf Anfrage teilt Geschäftsführer Eberhard Steinhäuser knapp mit: »Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu Personalfragen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, schon mit Rücksicht auf die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen, grundsätzlich nicht äußern.«
Selbst Fragen zu den verschwundenen Medikamenten werden vehement abgeblockt. 
DRK-Geschäftsführer Steinhäuser erklärt: »Wir können Auskünfte schon im Hinblick darauf, dass es sich um ein schwebendes Verfahren im Sinne von § 12a Abs. II Ziff. 1 LMG handelt, derzeit leider nicht erteilen.«
 Warum die DRK-Verantwortlichen sich so wortkarg geben, könnte auch juristische Gründe haben: Fürchten sie etwa, sich möglicherweise selbst durch Unterlassungshandlungen strafbar gemacht zu haben? Denn die Frage stellt sich, wie Medikamente aus gleich drei Rettungswachen verschwinden konnten – und ob diese überhaupt ausreichend gesichert waren.
Der Tatverdächtige soll sich, nach Informationen des WochenSpiegel, Zugang zu den elektronisch geschützten Stationen verschafft haben, obwohl er dort teilweise offiziell gar nicht eingesetzt war. 
Die große Frage der Ermittler lautet nun: Wo sind die Ampullen des verschwundenen Propofol? 
Das Mittel wird auch in der Partyszene missbraucht, weil es schnell wirkt, entspannt, euphorisiert und körperlich nicht süchtig macht. 
Demnach nutzen es auch Kokain- und Ecstasy-Konsumenten, um nach einer Aufputschphase besser schlafen zu können. Allerdings endet der Missbrauch des Narkosemittels häufig tödlich, weil die Dosierung heikel ist und bereits eine geringe Überdosis fatal wirken kann.
Deshalb versuchen die Ermittler nun herauszufinden, wo die 23 verschwundenen Ampullen des DRK hingelangt sind. Und das ist nicht ganz einfach. 
Oberstaatsanwältin Kirsten Mietasch bestätigt auf Anfrage, dass die bei dem beschuldigten Mitarbeiter durchgeführten Durchsuchungen ergebnislos verlaufen seien. 
Die Ermittler hoffen nun weiterhin, dass der Verbleib der Ampullen bekannt wird – bevor dadurch möglicherweise jemand zu Tode kommt. Bericht folgt!
 

Weitere Nachrichten aus dem Kreis Cochem-Zell
Meistgelesen