»Es war mir eine große Ehre«
Cochem (zen). Das gesetzliche Rentenalter hat er bereits weit übertroffen. Wenn Manfred Schnur am nächsten Dienstag seinen letzten offiziellen Arbeitstag als Landrat hat, ist er bereits sieben Jahre länger im Dienst als der »Normalbürger«. Mehr als 51 Jahre ist der Familienvater aus Treis-Karden mittlerweile im öffentlichen Dienst beschäftigt. Mit 72 Jahren, und seiner zweiten Amtszeit als Landrat, ist nun Schluss. Schnur geht in den Ruhestand. »Natürlich ist Wehmut dabei. Ich habe alle meine beruflichen Tätigkeiten gerne gemacht. Ich war mit Herzblut Landrat. Aber wie heißt es: Alles hat seine Zeit! Und nun ist Zeit abzutreten und anderen das Feld zu überlassen«, so Schnur im Gespräch mit dem WochenSpiegel. Den Job als Landrat hat Schnur gerne gemacht. Auch wenn es eine sehr fordernde Tätigkeit ist. »Landrat ist eine Herausforderung, die einen Menschen vollständig und vollumfänglich fordert. »24/7«, 24 Stunden – sieben Tage. In die Amtszeit des Landrates sind neben der Flüchtlingskrise und der Corona-Pandemie auch noch zwei kommunale Fusionen, nämlich die der Stadt Cochem und die der VG Cochem, gefallen Niemals hätte sich Schnur die Tatsache vorstellen können, dass Telekommunikation, ÖPNV, ärztliche Versorgung oder Energie einmal als kommunale Aufgabe zu erfüllen sei. Und der 72-Jährige merkt kritisch an: »Die Kommunen werden immer mehr zum letzten Sammelbecken, wenn es um Aufgabenerledigung geht.«. Gekämpft hat Schnur in seiner Amtszeit auch gegen Überlegungen des Landes, den kleinen Landkreis Cochem-Zell aufzulösen. »Natürlich haben wir lange gezittert und viele hatten unseren Landkreis auf der Streichliste oder sogar schon aufgegeben. Aber wir haben gezeigt, was in uns steckt und haben bewiesen, dass wir die an uns gerichteten Aufgaben – auch als kleiner Landkreis – meistern können; in vielen Bereichen als Vorreiter und das bei nicht üppiger Finanzausstattung.« Schnur glaubt, dass »zumindest die Politik mittlerweile die Lust auf eine erneute Verwaltungsreform verloren hat«. »Ich glaube, dass mittelfristig – die nächsten zehn Jahre – dieses Thema nicht erneut aufgerufen wird. Cochem-Zell hat Zukunft und das noch lange. Aber wir müssen unseren Beitrag dazu leisten«, so Schnur. Dies muss vor allem nun seine Nachfolgerin im Amt, die Ernsterin Anke Beilstein, leisten. Am Dienstag übergibt Schnur die »Macht« im Kreishaus an seine Nachfolgerin. Im WochenSpiegel-Interview gibt Manfred Schnur ganz ausführlich Einblick in persönliche Erlebnisse und Erfahrungen während seiner 16-jährigen Amtszeit. Das ganze Interview gibt es hier!
KOMMENTAR
Gute Bilanz der Amtszeit
Von Mario Zender
Landrat Manfred Schnur geht in den Ruhestand. Ein Politiker, der den Großteil seiner beruflichen Laufbahn als Wahlbeamter für die Bürger in den Ortsgemeinden tätig war. Zuerst als langjähriger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Treis-Karden und dann in den letzten 16 Jahren als Landrat für die etwa 61.000 Einwohner des Kreises Cochem-Zell. Schnur war ein besonderer Landrat. Ausgestattet mit vielen Tugenden eines preußischen Landrates alter Schule, aber auch mit Mut zu modernen, neuen Formen des politischen Gestaltens, war er offen für Innovationen und neue Wege. Schnur initiierte und unterstützte zahlreiche Projekte in und für Cochem-Zell. In seine Amtszeit fielen die Herausforderungen der Corona-Pandemie und der Flüchtlingskrisen, was seine Arbeit nicht einfacher machte. Seine Vorgänger, Eckhard Huwer, Dr. Klaus-Peter Balthasar und Rudolf Schwan, hatten es sicherlich einfacher. Manfred Schnur zeichnete sich durch sein unermüdliches Engagement aus. Die Anzahl der Arbeitsstunden und Termine des Landrates wurden wohl von niemandem gezählt. Doch seine Verdienste sprechen für sich. Einige mögen behaupten, dass er aufgrund seiner hohen Position auch am meisten in der Behörde verdient hat. Doch dieses Argument gilt nicht für Schnur, obwohl er zusätzliche Einkünfte erzielte. Schnur war nicht dem großen Geld »verfallen«. Während seine Vorgänger Schwan und Dr. Balthasar sich lukrative Posten in Stromkonzernen sicherten, um Millionen zu verdienen, blieb Schnur »seinem Kreis« Cochem-Zell treu.
Für seine Weggefährten in der Partei und in den Behörden war Schnur über Jahrzehnte hinweg ein gefragter Ratgeber. Seine Meinung hatte im Kreis und in der Partei Gewicht. In fachlicher Hinsicht konnten ihm wenige das Wasser reichen. Er war jedoch auch ein Visionär, der stets mehrere Schritte oder Jahre vorausblickte, wenn es um Planungen und Vorhaben ging. Er war bei Parteifreunden und Gegnern gefürchtet für sein ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen und seine schnellen rhetorischen Konter. Sein Tempo bei der politischen Durchsetzung von Ideen gefiel sicherlich nicht all seinen Mitstreitern. Ich habe Manfred Schnur in seiner gesamten Zeit als Landrat, also in den vergangenen 16 Jahren, als Reporter erlebt und begleitet. Mehrmals sind wir wegen Recherchen und Berichterstattungen »aneinandergeraten«. Doch Schnur war niemals nachtragend. Dass jemand, der viel bewegt, auch mal daneben liegt, war bei Schnur nicht anders. Es wird ihm sicherlich wehgetan haben, dass sein Nahwärmenetz in Zell nicht gestartet ist oder dass seine Idee vom Weltkulturerbe Moseltal zerredet wurde.
Wenn ich heute ein Resümee zur Amtszeit von Manfred Schnur ziehe, kann ich eindeutig sagen: Manfred Schnur war ein guter Landrat für Cochem-Zell. Er hat die Ortschaften zwischen Pünderich und Moselkern sowie zwischen Lieg und Ulmen in den vergangenen Jahren vorangebracht. Die Verdienste eines Landrates zeigen sich in der Regel erst Jahre später, doch bei Manfred Schnur sind viele bereits jetzt sichtbar. Dass die Mehrheit der Menschen im Kreis bereits schnelles Internet nutzen kann, ist auch ihm zu verdanken. Schnur setzte vor vielen Jahren die Breitbandinitiative Cochem-Zell politisch in Gang und das ist nur einer seiner Erfolge. Seine Nachfolgerin, Anke Beilstein, wird von seinen Errungenschaften profitieren. Sie übernimmt einen gut aufgestellten und modernen Landkreis. Manfred Schnur hat nun endlich mehr Zeit für seine Familie. Zukünftig werden nicht Ausschussmitglieder oder Parteifreunde die Abende mit ihm verbringen, sondern seine Ehefrau, seine Kinder und Enkelkinder. Auf seiner Tagesordnung stehen dann nicht die Kreisumlage, der öffentliche Personennahverkehr oder die Wirtschaftsförderung, sondern wahrscheinlich Wandern, Reisen und das Genießen des Ruhestands.
Alles Gute dafür, Herr Schnur!
@Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de

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Tag des Wanderns wurde sehr gut angenommen
