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»Hochwasserschutz steht an erster Stelle«

Über die Geschehnisse an der Steinbachtalsperre während der Flutkatastrophe im Juli und die im Anschluss getroffenen Maßnahmen informierte der Betreiber e-regio in einer Pressekonferenz. Die Zukunft der Talsperre wird sich voraussichtlich erst im kommenden Jahr entscheiden.
Eine Scharte in der Staumauer markiert die neu definierte Betriebsstauhöhe der Steinbachtalsperre. Sollte mehr Wasser zufließen, als als über den Grundablass abgeleitet werden kann, verfügt die Talsperre noch über ein gewisses Stauvolumen. Foto: e-regio

Eine Scharte in der Staumauer markiert die neu definierte Betriebsstauhöhe der Steinbachtalsperre. Sollte mehr Wasser zufließen, als als über den Grundablass abgeleitet werden kann, verfügt die Talsperre noch über ein gewisses Stauvolumen. Foto: e-regio

»Es waren unvorstellbare Wassermassen, die sich kein Mensch in diesen Dimensionen hätte vorstellen können«, erklärte e-regio-Geschäftsführer Markus Böhm während der Pressekonferenz am vergangenen Samstag. Allen Berechnungen und allem technischen Wissen zum Trotz, habe sich gezeigt, dass die Natur an einem einzigen Nachmittag alles über den Haufen werfen kann, so Böhm.  Diese Wassermassen hatten die Talsperre am 14. Juli erst voll und dann überlaufen lassen. Bei der Überflutung hatten sich bis zu sechs Meter an Erd- und Geröllmassen im ehemaligen Tosbecken auf der dem Stausee abgewandten Seite des Dammes aufgetürmt und den Grundablass des Talsperre blockiert, sodass eine Ableitung von Wasser über diesen nicht länger möglich gewesen sei, erklärte der Geschäftsführer. Neben der Ableitung von Wasser über den Überlauf (Hochwasserentlastung)  pumpten Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mit leistungsfähigen Pumpen Wasser aus den Stausee in den Steinbach, um die Gefahr eines Dammbruchs zu mindern.  Am 16. Juli wurde der Grundablass durch ein Tiefbauunternehmen mit einem schweren Kettenbagger von Geröll- und Erdmassen befreit werden. Das ermöglichte Betriebsmitarbeitern den Grundablass zu öffnen. »Die Überflutung des Dammes hätte durch keine Maßnahme verhindert werden können. Es ist hier ein Starkregenereignis aufgetreten, dessen Folgen nach bisherigem Ermessen nicht abzuschätzen waren«, betonte Markus Böhm. Auch durch ein vorzeitiges Ablassen der Talsperre hätte das Überlaufen nicht verhindert werden können, da der Wasserspiegel über den Grundablass lediglich um 29 Zentimeter in 24 Stunden hätte gesenkt werden können und das ohne den weiteren Zufluss von Wasser. Zudem stellte Böhm klar, dass es sich bei Steinbachtalsperre um ein Brauchwasserreservoir handele, das in kein Hochwasserschutzkonzept integriert sei.

Scharte in der Staumauer

»Die Steinbachtalsperre hat sich in gewisser Weise aufgeopfert«, sagte der Bad Münstereifeler Ingenieur Christian Lorenz während der Pressekonferenz. Ohne sie wären die Hochwasser-Auswirkungen für die Orte Palmersheim und Flamersheim möglicherweise noch schlimmer gewesen.
Seit einigen Tagen ist die Talsperre leer. Das zufließende Wasser wird über den Grundablass abgeleitet. Das wird auch so bleiben, denn die Bezirksregierung hat ein Anstauen von Wasser untersagt. Aktuell wird eine bis zu 47 Meter breite Scharte in  die Staumauer gebaut, die eine neue maximale Stauhöhe von 274,70 Metern üNN ermöglicht, vier Meter weniger als bisher. Diese soll sicherstellen, dass die neu definierte Betriebsstauhöhe nicht überschritten wird und die Standsicherheit des Dammes gefährdet.  Der Bau soll bis Ende August abgeschlossen sein.
Da die Staumauer durch die Scharte unterbrochen ist, kann diese auch von Spaziergängern nicht mehr genutzt werden. Ohnehin sind die künftigen Funktionen der Talsperre als Naherholungsgebiet und des Waldfreibades fraglich.  »Hochwasserschutz steht nach einem solchen Ereignis natürlich an erster Stelle«, sagte Euskirchens Bürgermeister und Verbandsvorsteher des Wasserversorgungsverbands Euskirchen-Swisttal (WES), Sacha Reichelt, und nannte damit zugleich eine mögliche, zukünftige Nutzungsform der Talsperre. Über deren Zukunft wird der Eigentümer, also die WES-Verbandsversammlung entscheiden. Damit sei aber in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen, so e-regio-Chef Markus Böhm. »Wenn es möglich ist, Hochwasserschutz, Naherholung und den Betrieb des Waldfreibades zu verbinden, dann bin ich in jedem Fall dafür«, so Sacha Reichelt.


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