Frederik Scholl

»Sie haben mehr getan, als viele für möglich halten«

Kreis Euskirchen. Die Kreispolizeibehörde Euskirchen hat zum zweiten Mal den »Preis für Zivilcourage« verliehen. Zehn Bürger, die durch ihr mutiges und vorbildliches Handeln in unterschiedlichen Situationen einen wichtigen Beitrag für Mitmenschlichkeit und öffentliche Sicherheit geleistet haben wurden ausgezeichnet.

Zum zweiten Mal verlieh die Kreispolizeibehörde den Zivilcouragepreis. Das Foto zeigt einige der Preisträger (vordere Reihe), die Laudatoren sowie Landrat Markus Ramers.   	Foto: Scholl

Zum zweiten Mal verlieh die Kreispolizeibehörde den Zivilcouragepreis. Das Foto zeigt einige der Preisträger (vordere Reihe), die Laudatoren sowie Landrat Markus Ramers.

Bild: Scholl

»Zivilcourage ist keine Selbstverständlichkeit, aber gleichzeitig ist sie das Fundament für ein funktionierendes Zusammenleben in unserer Gesellschaft«, sagte Landrat und Behördenleiter Markus Ramers einleitend. Zudem würdigte er den Einsatz der Preisträger: »Sie haben Verantwortung übernommen, als es darauf ankam. Ihr Mut und ihr Engagement sind ein Vorbild für uns alle.«

Mit dem Preis für Zivilcourage, der in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen wurde, wurden Menschen ausgezeichnet, die in teils gefährlichen oder herausfordernden Situationen beherzt eingegriffen und damit entscheidend geholfen haben.

»Wendung des Schicksals«

Polizeidirektorin Gabriele Melchers, Abteilungsleiterin der Kreispolizeibehörde, würdigte in ihrer Laudatio zwei aufmerksame Menschen aus Zülpich. Diese hatten sich um zwei Kleinkinder gekümmert, die sie allein, augenscheinlich unversorgt und für die Jahreszeit ungenügend bekleidet, auf offener Straße angetroffen hatten. Diesen Menschen versorgten die Kinder, suchten vergeblich nach den Eltern und verständigten dann die Polizei. »Diese scheinbar so einfache Geste hat für diese Kinder im wahrsten Sinne des Wortes die Wendung ihres Schicksals bedeutet. Sie bedeutete Schutz vor Vernachlässigung und vor Gewalt und die Erfahrung von Geborgenheit und von Hilfe«, so die Direktionsleiterin. »Helden, Retter oder Engel. Es gibt viele Bezeichnungen für jemanden, der einen anderen aus großer Not befreit. Und auch wenn diese Begriffe einem selbst vielleicht zu groß oder unpassend erscheinen, diese Bezeichnung trifft auf unsere Preisträger zu«, erklärte Mälchers.

Jessica Schleich aus Adenau war in Bad Münstereifel einem auffällig fahrenden Auto gefolgt, das in Schlagenlinien fuhr, mehrfach den Bordstein touchiert hatte und auf die Gegenfahrbahn geraten war und hatte die Polizei verständigt. Dank ihrer genauen Ortsangaben konnte eine stark alkoholisierte Fahrerin gestoppt und Schlimmeres verhindert werden.

Eindrucksvoll handelte auch eine Gruppe von fünf Jungen aus Weilerswist und Erftstadt, die Zeugen eines tragischen Verkehrsunfalls wurden, bei dem eine Seniorin als Fußgängerin ihr Leben verlor. Henri, Raul, Leo, Julian und Elias, mit seinerzeit 10 Jahren der jüngste der fünf Jungen, reagierten besonnen und halfen, den Unfallhergang aufzuklären. »Im Moment einer solchen Tragödie, die viele Erwachsene überfordert hätte, zeigten sie durch ihr Handeln etwas Außergewöhnliches, nämlich Verantwortungsgefühl und Mitmenschlichkeit«, würdigte Achim Richenzhagen, Leiter der Verkehrsdirektion das Engagement der jungen Preisträger.

Auch Preisträger Andreas Reinecke, der in der Nacht zum 21. Februar auf einem benachbarten Friedhof verdächtige Geräusche und Lichtblitze bemerkt hatte, zeigte Zivilcourage: Er informierte die Polizei, wodurch ein bereits polizeibekannter Täter auf frischer Tat beim Diebstahl von Grabvasen- und Bronzefiguren gestellt werden konnte. Durch den Anruf von Andreas Reinecke habe man letztendlich eine Serie von über 100 Grabdiebstählen aufklären können, so Laudator Bernd Milas Leider des Leitungsstabs der Kreispolizeibehörde Euskirchen.

Das Leben einer schwerverletzten Frau rettete Heinz Ralf Engelmann aus Schleiden. Er hatte Hilfeschreie in der Nachbarschaft gehört und war gemeinsam mit seinem erwachsenen Patenkind nachsehen gegangen. Als ein blutüberströmter Mann ihm die Tür geöffnet hatte und gestand, dass er »etwas Dummes« getan habe, reagierte Engelmann und betrat die Wohnung.

Ein Menschenleben gerettet

Dort hatte er eine mit Stich- und Schnittwunden schwerverletzte Frau gefunden. Engelmann leistete lebensrettende Erste Hilfe, während sein Patenkind die Polizei verständigte. Die verletzte Frau überlebte dank Engelmanns Einsatz und einer späteren Notoperation. »Er hat genau das Richtige gemacht«, lobte Ulrich Linden, Leiter der Kriminalpolizei. So habe nicht nur die Frau überlebt, sondern auch der Täter habe festgenommen werden können.

Landrat Ramers betonte zum Abschluss: »Diese Menschen haben mehr getan, als viele für möglich halten. Sie sind ein Beispiel dafür, dass jeder Einzelne einen Unterschied machen kann«.


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