Michael Nielen

»Chille in Kölle« wird neu gemischt

Kall/Brühl/Hennef. Ein Abend im Contra-Kreis-Theater in Bonn, zwei Musiker mit Kölsch im Herzen – und ein Mann im Publikum, der einst BAP-Meilensteine wie »Kristallnaach« und »Verdamp lang her« prägte: So begann für das Duo »Chille en Kölle« die Zusammenarbeit mit Helmuth Rüssmann.
Wilhelm Geschwind (v.li.) und Susanne Riemer werden als Duo »Chille en Kölle« von Helmuth Rüssmann produziert, der hier am Mischpult in seinem Tonstudio in Hennef sitzt. Es ist übrigens das größte und einzige Röhrenmischpult dieser Art auf der Welt.

Wilhelm Geschwind (v.li.) und Susanne Riemer werden als Duo »Chille en Kölle« von Helmuth Rüssmann produziert, der hier am Mischpult in seinem Tonstudio in Hennef sitzt. Es ist übrigens das größte und einzige Röhrenmischpult dieser Art auf der Welt.

Bild: Fotomontage: Michael Nielen/Fotos: M. Nielen und S. Riemer

»Chille en Kölle« – das ist der neue Name des Duos Susanne Riemer und Wilhelm Geschwind, die seit neun Jahren gemeinsam Musik machen und auch in der Eifel viele Fans besitzen. Für die beiden Musiker kam die Zusammenarbeit mit Helmuth Rüssmann ziemlich überraschend. »Helmuth guckt immer nach Alleinstellungsmerkmalen – und davon haben wir einige«, sagt Wilhelm Geschwind. »Er mochte die Atmosphäre, Susannes Mundart-Gesang – und dass wir live ohne Netz und doppelten Boden funktionieren.« Kennengelernt haben sich Produzent und Duo nach einem Konzert in Bonn. Rüssmann war nicht wegen »Chille en Kölle« eingeladen – und blieb gerade deshalb hängen. »Er kam auf uns zu und sagte, das habe ihm total gut gefallen«, erinnert sich Susanne Riemer.

Das Tonstudio in Hennef ist längst zur zweiten Heimat geworden. Helmuth Rüssmann, der auch mit Brings, Howard Carpendale und Wolfgang Petry arbeitete, sei ein Produzent der »alten Schule«, sagt Wilhelm Geschwind: »Der sitzt bei uns in der Probe. Er ist sehr direkt und immer auf dem kürzesten Weg zum besten Ergebnis.« Manchmal genüge ein Satz: »Spricht man hier so?« – schon wird eine Textzeile geschärft, ein Refrain gedreht, eine Wiederholung gesetzt.

»Die größte Herausforderung ist, unseren Stil zu behalten – nur etwas populärer«, so Susanne Riemer zum Anspruch ihrer Lieder, die sie selbst textet und komponiert. Dabei wandern ihre Stücke gerne durch Tonarten, sie singt schwebende Linien über Akkordwechseln, die nicht alltäglich sind. Und der Produzent? Erst fordert er, einen besonderen Ton wegzulassen, um gleich danach zu sagen: »Nee, mach ihn wieder drauf« – weil genau der das Besondere ist.

Inzwischen sind sieben Titel fertig, fünf weitere in Arbeit. Der erste hörbare Song aus dem Hennefer Tonstudio heißt »Fraulück vun Hück«. Er erschien am 7. November und ist auf allen Streamingdiensten zu hören. Veröffentlicht wird in kleinen Schritten. Druck verspürt das Duo durch die Zusammenarbeit mit dem prominenten Produzenten nicht: »Wenn es größer wird, ist es wunderbar. Wenn nicht, gehen wir nicht unter.« Rüssmanns Studio ist für sie ein mythischer Ort. »Da steht ein vierundfünfzigkanaliges Röhrenpult – sieht aus wie ein Flugzeugträger, klingt warm wie ein Kamin«, beschreibt Geschwind. »Bevor es mit der Arbeit losgeht, gibt es immer ein Stück Kuchen«, schmunzelt Riemer. »Es ist sehr privat – und sehr professionell.«

Live bleibt das Duo pur. »Ohne Playback, ohne Play-alongs – nur wir zwei«, sagt Riemer. »Helmuth besteht sogar darauf. Er sagt: Ihr könnt das – die Leute sind platt, was da rauskommt.« Musikalisch pendelt »Chille en Kölle« zwischen Rhein und Rio. »Wir lieben südamerikanische Musik – Bossa-Anklänge, Latin-Grooves, diese schwebenden Sachen«, sagt Riemer. Auf der Bühne wechselt sie zwischen Trompete, Flügelhorn, Euphonium und Keyboard. Geschwind liefert Bass, Gitarre und Percussion. »Zu zweit klingt das groß«, sagt er. »Weil die Arrangements luftlos dicht sind.«

Singles im Schritttempo, eine EP im Januar, Konzerte zwischen Eifel und Rhein, Tonstudio, Röhrenpult und Streuselkuchen. »Wir alle wollen dasselbe«, sagt Susanne Riemer. »Gute Lieder, die bleiben.« Wilhelm Geschwind ergänzt: »Und ein Publikum, das sie mit nach Hause nimmt.« Dazu liefert Helmuth Rüssmann den Rahmen, »Chille en Kölle« die Farbe. Der Rest ist Musik ...


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