Michael Nielen

»Schafsfreu(n)de« hören wirklich zu ...

Bad Münstereifel. »Schafsfreu(n)de e.V.« wurde mit dem ersten Ehrenamtspreis der Stadt Bad Münstereifel ausgezeichnet. Der Verein ermöglicht mit dem Lebenshof Liva besondere Begegnungsräume für Menschen.
Den ersten Ehrenamtspreis der Stadt Bad Münstereifel überreichten der Stiftungsvorsitzende Thomas Roth (l.) und Bürgermeister Sebastian Glatzel (r.) an Iris Lochner, Vorsitzende des Vereins »Schafsfreu(n)de e.V.«.

Den ersten Ehrenamtspreis der Stadt Bad Münstereifel überreichten der Stiftungsvorsitzende Thomas Roth (l.) und Bürgermeister Sebastian Glatzel (r.) an Iris Lochner, Vorsitzende des Vereins »Schafsfreu(n)de e.V.«.

Bild: Mager/Stadt Bad Münstereifel

»Ohne die Menschen, die sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich einsetzen, wäre das Leben in unserer Stadt deutlich ärmer – sowohl in gesellschaftlicher, kultureller, sportlicher als auch in sozialer Hinsicht. Gerade in dörflich strukturierten Regionen wie der unseren sind Ehrenamtler unentbehrlich.« Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Sebastian Glatzel die Verleihung des ersten Ehrenamtspreises Bad Münstereifel im Historischen Ratssaal.

Die Auszeichnung wird von der »Stiftung zur Förderung gesellschaftlichen Engagements – die Ehrenamts‑Stiftung« vergeben und ist mit 2.500 Euro dotiert. Der Stiftungsvorsitzende Thomas Roth erklärte, dass der Preis künftig jedes Jahr vergeben werden soll – und zwar abwechselnd in den Bereichen »Soziale Aktivitäten«, »Kunst und Kultur« sowie »Naturschutz, Umweltschutz und Landschaftspflege«. Seit 2022 richtet die Stiftung den Ehrenamtspreis bereits für das Gebiet der Stadt Singen und der Gemeinde Gaienhofen in der Bodensee-Region aus.

Dass nun auch das Ehrenamt in Bad Münstereifel bedacht wird, hat persönliche Gründe. »1994 sind meine Frau und ich nach Nöthen gezogen«, so Thomas Roth: »Leider mussten wir Nöthen aus beruflichen Gründen nach knapp fünf Jahren verlassen, was wir bis heute sehr bedauern. Wir haben uns in Nöthen sehr wohlgefühlt und Nöthen ist uns in diesen knapp fünf Jahren zu einer emotional ‚zweiten Heimat‘ geworden.«

Im ersten Jahr hatte sich der Vergabeausschuss für den noch jungen Verein »Schafsfreu(n)de e.V.« als Preisträger entschieden. Der Verein wurde im Juni 2023 von Iris Lochner gegründet und im Februar 2024 als gemeinnütziger Verein registriert. Auf dem Lebenshof Liva in Kop Nück betreut der Verein 18 behinderte oder kranke Schafe, Ziegen und Kaninchen. »Auf den ersten Blick sind die Schafsfreunde so etwas wie ein Gnadenhof für diese Tiere«, sagte Thomas Roth. Doch hinter den Schafsfreunden und ihrem Lebenshof Liva verberge sich viel mehr.

Mit den Tieren ermöglicht der Verein besondere Begegnungsräume für Menschen mit Behinderungen, Hospizpatienten, BewohBewohnern von Alten‑ und Pflegeheimen sowie Personen mit psychosomatischen Erkrankungen. Neben tiergestützten Angeboten umfasst das freiwillige Engagement Workshops zu Filzen, Töpfern, Yoga, Achtsamkeit, Klangschalen, Musiktherapie und Kräuterwanderungen. Die Angebote stellt der Verein kostenlos zur Verfügung.

Außerdem unterstützt er den Kindergarten Mahlberg und arbeitet mit Hospizen, Alten- und Pflegeheimen und anderen sozialen Einrichtungen zusammen. Monatlich leisten die aktiven Mitglieder mehr als 200 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Die Kosten werden ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden gedeckt.

Seinen Ursprung hat der Verein im Schicksal seiner Gründerin Iris Lochner. Am Ostersamstag 2012 war sie in einen Autounfall verwickelt, der ihr Leben völlig veränderte. Sie erlitt schwerste Verletzungen, trug Narben davon und verlor aufgrund einer Aphasie ihre Worte und das Sprach- und Zahlenverständnis. Die Einschränkungen, die aus den Folgen des Unfalls resultieren, haben auch die Psyche von Iris Lochner massiv belastet.

Mit enormer Kraftanstrengung ist es ihr gelungen, ihren ganz persönlichen Weg und ein stückweit auch Therapie mit geretteten Schafen und Ziegen zu finden. Diese therapeutisch wirkende Begegnung mit den Tieren möchten Iris Lochner und ihre Mitstreiter auch anderen ermöglichen. »Menschen, die so unfassbar viel tragen – Krankheiten, Diagnosen, Therapien, Einschränkungen, körperlich, geistig oder tief seelisch – und die trotzdem funktionieren müssen, als wäre nichts«, betonte Iris Lochner.

Sie und ihr Mann steckten viel Kraft in diese Vision: »Wir haben dafür unser eigenes Haus verkauft, weil diese Idee größer war als die Angst zu scheitern.« Beide hätten allerdings gewusst: »Wenn es diesen Verein nicht gibt, verlieren genau diese Menschen etwas, das sie in dieser Welt viel zu selten bekommen: Jemanden, der wirklich zuhört.«

Sebastian Glatzel: »Der Lohn für ehrenamtliche Tätigkeit ist kein Geldbetrag, sondern das tiefe Gefühl, etwas zu bewegen, das Wissen um die eigene Wirksamkeit und, nicht zu vergessen, der dankbare Blick der Menschen, die von diesem Einsatz profitieren.« Deshalb sei der mit 2.500 Euro dotierte Ehrenamtspreis so wichtig.

www.ea-s.de

www.schafsfreunde.de


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