Apotheker/innen haben die »Nase voll«
Grund ist der bundesweite Streik, zu dem die Apothekerverbände aufgerufen haben. Auch in unserer Region haben sich die Pharmazeuten dem Protest angeschlossen. »Der Protest richtet sich nicht gegen unsere Kundinnen und Kunden, sondern eindeutig gegen die Politik«, macht Dr. Wolfgang Schlags im Gespräch mit dem WochenSpiegel deutlich. Der Inhaber einiger Apotheken in der Region beteiligt sich wie die meisten seiner Kollegen am Protest und lässt seine Türen am kommenden Mittwoch geschlossen. Gemeinsam möchte der Berufsstand Stärke beweisen, denn das Limit ist schon lange erreicht und die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten haben endgültig die »Nase voll«. Am 7. Juni wird eigentlich der »Tag der Apotheke« zelebriert, aber in diesem Jahr gibt es nichts zu feiern und nicht nur dieser Tag steht im Zeichen des Protestes. So werden eine Woche später, am 14. Juni, viele Apotheken in ganz Deutschland geschlossen bleiben. Aber die Kundinnen und Kunden, die dringend Medikamente benötigen, müssen sich nicht sorgen. An diesem Tag wird die Arzneimittelversorgung über die Notdienstapotheken sicher gestellt.
Die Forderungen
Unter dem Motto »Wir fordern die Politik zum Handeln auf« werden die Forderungen prägnant kommuniziert: • Die Politik der Bundesregierung gefährdet das gesamte Gesundheitssystem und auch Ihre Versorgung mit Arzneimitteln! • Es gibt massive Lieferengpässe – auch für Kinder-Arzneimittel! • Immer mehr Apotheken schließen, Jahr für Jahr, endgültig! • Für Sie bedeutet das lange Wartezeiten, weite Anfahrtswege – besonders im Notdienst! • Apotheken erhalten keine angemessene Vergütung bei extrem gestiegenen Kosten! • Wir brauchen mehr Fachpersonal, weniger Bürokratie und keine unangemessenen Zahlungsverweigerungen der Krankenkassen! Die Apothekerschaft reagiert damit auf gesundheitspolitische Entscheidungen der Bundesregierung. »Für unseren Berufsstand steht fest: Die Bundesregierung hat diesen Protesttag provoziert«, erklärt die Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening. »Lieferengpässe, Personalnot und eine seit Jahren bestehende Unterfinanzierung. Weil die Bundesregierung in ihren Gesetzesvorhaben immer wieder die Probleme der öffentlichen Apotheken übergeht, destabilisiert sie die Arzneimittelversorgung in Deutschland. Seit Monaten weisen wir in persönlichen Gesprächen, Interviews und PR-Kampagnen auf die brisante Lage hin. Die Apothekenteams retten jeden Tag Leben, in dem sie alternative Präparate für nicht verfügbare Arzneimittel beschaffen. Anstatt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln über die Apotheken vor Ort zu stabilisieren, wird sie geschwächt. Jeden Tag müssen Apotheken schließen. Hochschulabsolventinnen und -absolventen unseres Faches können sich immer seltener den Gang in die Selbständigkeit vorstellen, vor allem, weil die wirtschaftliche Perspektive fehlt. Darauf müssen wir aufmerksam machen«, formuliert Overwiening.