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Arbeitsmarkt: Talfahrt statt Frühjahrsbelebung

Statt des sonst zu dieser Jahreszeit üblichen Rückgangs offenbart das Zahlenwerk vor allem im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit.

Im Landkreis Mayen-Koblenz wurden im April 4.268 arbeitslose Menschen gezählt. Das sind 588 mehr als im März und 526 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote liegt hier bei 3,6 Prozent - 0,5 Prozentpunkte über dem Vormonat und 0,4 Punkte über dem Vorjahr. Die Neuzugänge an Arbeitslosen kommen aus nahezu allen Branchen, besonders häufig aber aus Produktionsbetrieben und dem Handel. Besonders betroffen ist auch das Gastgewerbe, aus dem nicht nur viele Entlassungen gemeldet wurden, sondern wo auch fest geplante Einstellungen zum Ostergeschäft kurzfristig abgesagt werden mussten. Die Zunahme der Arbeitslosigkeit spiegelt sich in beiden betroffenen Rechtskreisen des Sozialgesetzbuches (SGB) wider. Im SGB III (Arbeitsagentur) stieg die Arbeitslosigkeit seit März im Landkreis um 390 auf 2.552 an. Vor einem Jahr waren im MYK-Kreis 684 Frauen und Männer weniger arbeitslos gemeldet. Im SBG II (Jobcenter) nahm die Arbeitslosigkeit im Landkreis um 198 auf 1.716 zu. Vor einem Jahr waren im MYK-Kreis in diesem Rechtskreis allerdings 158 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Deutlich abzulesen ist die Krise auch an den Daten zur Kurzarbeit, die im üblichen Tagesgeschäft der Arbeitsagentur eine eher untergeordnete Rolle spielt und bislang vordringlich zur Vermeidung vorübergehender, saisonbedingter Arbeitslosigkeit genutzt wurde. Wie bereits 2008/2009 wird sie nun jedoch eingesetzt, um die Folgen des Corona-Lockdown so weit als möglich abzumildern. Seit Beginn der Krise im März zeigten 1.865 Unternehmen mit 18.041 Beschäftigten Kurzarbeit an. Mit der Anzeige wird allerdings nur die Möglichkeit geschaffen, Kurzarbeit zu nutzen. Wie viele Betriebe und Beschäftigte diese Unterstützung am Ende tatsächlich in Anspruch nehmen, lässt sich erst später absehen, da das Kurzarbeitergeld im Nachhinein zwischen Arbeitsgebern und Agentur abgerechnet wird.     Während die Arbeitslosigkeit anstieg, ging die Zahl der offenen Stellen drastisch zurück. Gerade einmal 134 Stellen wurden dem Arbeitgeberservice der Agentur in den letzten vier Wochen aus dem Landkreis gemeldet, im März waren es noch 452 Zugänge. Im Landkreis hat sich der Stellenbestand innerhalb von vier Wochen um 956 auf nun 1.591 reduziert. „Natürlich durfte man nach den Ereignissen der letzten Wochen keine anderen Zahlen erwarten. Aber es ist doch beeindruckend die Auswirkungen der Krise schwarz auf weiß vor sich zu sehen“, erklärt Agenturleiter Frank Schmidt. „Statt der üblichen Frühjahrsbelebung erleben wir eine deutliche Abwärtsbewegung des Arbeitsmarktes.“ Allerdings betont Schmidt auch, dass der Arbeitsmarkt derzeit eher davon geprägt ist, dass viele Menschen ihre Arbeitslosigkeit nicht wie zu dieser Jahreszeit üblich beenden konnten. „Dagegen mussten sich, gemessen an den Umständen, bislang nur relativ wenige neu arbeitslos melden. Das ist vor allem dem großflächigen Einsatz von Kurzarbeit geschuldet.“ Wie lange der Abwärtstrend anhalten und wie er sich weiter gestalten werde, könne niemand sagen. „Das hängt zum einen davon ab, wie lange der Lockdown noch anhält, und zum anderen davon, wie schnell sich die Wirtschaft anschließend von der Zwangspause erholen wird.“

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