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Hans-Peter Schössler

Der TuS Mayen ganz oben in der Tabelle der Rheinlandliga

»Eine tolle Jugend, meine erste Prämie, als Verein immer das Besondere« Gedanken zum Rückrundenstart von Hans-Peter Schössler
Die Mannschaft des TuS Mayen Saison 2015/2016

Die Mannschaft des TuS Mayen Saison 2015/2016

Ganz oben in der Tabelle der Rheinlandliga, da wo man die Oberliga greifen kann, da steht der TuS Mayen in diesem Jahr. Es ist eine richtig gute Saison der Mannschaft von Trainer Thomas Reuter, eine sehr gute. Man könnte meinen, die Mayener und die die in der Region etwas von Fußball verstehen, würden jetzt scharenweise in das Nettetal-Stadion pilgern, das immerhin Platz für 5.000 Zuschauer hätte. Weit gefehlt. Euphorie bleibt aus. Die Spieler kriegen von außen nicht das, was sie verdient hätten. Die Lust auf Fußball auf beträchtlichem Amateurniveau hält sich in Grenzen, nicht nur in Mayen. Ob es daran liegt, dass wir überfüttert sind durch das Fernsehangebot, das in den dritten Programmen bis in die Regionalliga alles überträgt. Oder liegt es nur daran, dass sich unsere Bequemlichkeit soweit ausgelebt hat, dass selbst der Weg auf den Sportplatz schon zu viel ist. Oder liegt es am Verein, der zu wenig für sich wirbt, vielleicht zu wenig Charisma in der Mannschaft hat. Vielleicht ist an manchem etwas dran. Vielleicht ist der Amateurfußball in der Krise, weil der Spitzenfußball immer mehr für sich nimmt. Und wenn die Begehrlichkeit der DFL in Richtung eines noch besser dotierten Fernsehvertrages zur Realität wird (Rummennige und Co. möchten endlich englische Verhältnisse haben.), dann wird das nur über eine Ausweitung des Spielplans auf fast die ganze Woche gehen, um Exklusivität in der Berichterstattung zu gewährleisten. Das Spiel der Amateure läuft dann Gefahr, noch mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattzufinden. Und da wo es keinen guten Amateurfußball mehr gibt, wird auch die Jugendarbeit nachlassen. Und ohne sie fehlt jede Basis für Breite und Spitze. Stefan Bell, inzwischen gestandener Abwehrmann von Mainz 05, hat mir erzählt, dass er sich an die Jahre in der Jugendabteilung vom TuS Mayen gerne erinnere Das sei eine gute Zeit für ihn gewesen. Kein Wunder: Kaum ein Verein der Region leistet seit vielen Jahre eine so großartige Jugendarbeit wie der TuS. Dafür braucht man exzellente Trainer und Betreuer, Lust auf Jugendbetreuung, auch Geld. Ich habe 1965 selbst erlebt, was es für einen jungen Menschen bedeuten kann, in einer Mannschaft zu spielen, die weit besser ist als andere. Wir hatten damals beim TuS eine großartige A-Jugend: Winfried Schäfer, Kurt Schäfer, Hans Klein, Geo Spitzley, Werner Gerolstein, Klaus Stockdreher, Heinz Strobel, Karl-Heinz Justen, Bernd Börgers, Peter Hürter, Günter Loch, Elmar Klöckner, Thomas Haupt, Peter Falterbaum. Kurt Waldorf war unser Trainer. Was wir konnten, das hatten wir von ihm. Er hat uns geformt und verwöhnt. In der Region schlugen wir alle Mannschaften, einschließlich TuS Neuendorf und Eintracht Trier, FC Alemannia Plaidt und der Spielvereinigung Andernach. Rheinlandmeister wurden wir. Winfried Schäfer ging zu Gladbach und wurde Deutscher Meister und ein großer Trainer. Nur wenige von uns fanden später ihren Platz in der ersten Mannschaft. Die Trainersysteme Waldorf und Franz Helmes (Trainer der Ersten) passten nicht zueinander. Wer bei Waldorf war, hatte automatisch schlechte Karten bei Helmes. So war das damals. Ich erinnere mich an meine Zeit in der Ersten mit Franz Schäfer, Horst Noack, Wolfgang Steffens, Hans Käs, Horst Schüller und all den anderen. In Montabaur haben wir 1966 gegen Bad Marienberg mit 1:0 den Rheinlandpokal gewonnen (Das ist dem Verein insgesamt viermal gelungen und fünfmal wurde er Rheinlandmeister). Diesen Rheinlandpokal von 1966 werde ich nie vergessen, weil es die einzige Prämie in meinem Fußballerleben gab. Auf der Rückfahrt im Bus hat TuS-Kassierer Schäfer, ich glaube der war bei der AOK, plötzlich neben mir gekniet und mit flüsternder Stimme, weil es keiner hören sollte, mitgeteilt, ich solle die Hand öffnen. Außerdem, so meinte er, gebe es für die Mannschaft im Vereinslokal Eifler (»Bei der Nas« hat Herr Schäfer gesagt) noch ein Schnittchen umsonst. In meiner Hand lagen 14 Mark. Das war viel für einen Achtzehnjährigen in Ausbildung. Damals sind viele aus Allenz-Berresheim zu den Spielen des TuS gekommen, weil ich da spielte. Das galt auch für anderen Spieler. Die Kottenheimer kamen, um Börgers zu sehen und die Krufter wegen Stockdreher. Man war eben stolz darauf, wenn einer aus dem Dorfverein bei einem klassenhöheren Verein spielte. Jedes Mal, wenn ich über die damalige Mannschaft schreibe, dass Hans Klein unserer besten Spieler war, ruft mich der Hans, der längst in Monreal wohnt, an und sagt, ich solle das doch lassen. Ich weiß, dass er das nicht nötig hat, der Beste war er dennoch. Besser noch als Winni Schäfer. Aber der ist danach der Beste geworden. Keiner hatte so viel Ehrgeiz und Kraft und Willen. Er hat alles verdient, was er erreicht hat. Er sollte mal wieder den TuS und Mayen besuchen. Wenn man älter wird, gerät man ins Schwärmen. TuS Mayen ist ein Teil meiner Jugend. Ein gewichtiger. Es waren nicht nur die Spieler, auch Funktionäre, wie Vorsitzender Hans Seichter oder Geschäftsführer Peter Treis, haben ihren Anteil daran, dass dieser Verein mein Leben so nachhaltig beeinflussen durfte. Dank Waldorf durften wir in Belgien, in England oder auf dem Bieberer Berg gegen Kickers Offenbach spielen. Das hat Horizonte geweitet. Es war mehr als nur Mayen und Hochsimmer. Dank des TuS wurde es intensiver. Das sind Gedanken, die mir kommen, wenn ich jetzt an die gute Saison vom TuS Mayen denke. Der Verein wirkt weit über den Tag hinaus. Er war in dieser Gegend immer das Besondere. Foto: Seydel


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