Friedliches Miteinander im Circus
Der Circus hat etwas Magisches und zieht Groß und Klein in seinen Bann. Die Artisten sind allesamt Profis, aber sie beschäftigt der Krieg in der Ukraine sehr.
»The show must go on«, bringt es Circus-Direktor Gino Frank auf den Punkt, der froh ist, nach zwei Jahren corona-bedingter Pause im Winterlager in Augsburg, wieder Circuskunst präsentieren zu können. »Allerdings dürfen wir aktuell nur 500 Plätze bei einer Kapazität von 1100 Plätzen besetzen.«
Abend für Abend stehen die Artisten des drittgrößten deutschen Zirkus (aus dem Landkreis Wesel) in der Manege und unterhalten die großen und kleinen Besucherinnen und Besucher mit qualitativ hochwertiger Circuskunst, die ihren Ursprung in Russland hat. Diese Tradition gilt es aufrecht zu erhalten und weiterzugeben, auch wenn es dieser Tage oftmals schwerfällt.
Zehn Nationen unter einem (Zelt-)Dach
Zum 70 Personen starken Team gehören 15 Ukrainer und 18 Russen sowie Artisten und Mitarbeiter aus insgesamt zehn Nationen. Wenn die Vorstellung beginnt, müssen alle Sorgen um Angehörige in umkämpften Gebieten in der Ukraine ausgeblendet werden. Gino Frank ist direkt betroffen – privat und geschäftlich. Die Eltern seiner Frau Leyla Mak, der Vater ist Russe und Mutter Ukrainerin, leben in Luhansk in der Ost-Ukraine. »Wir haben täglich Kontakt«, sagt der Chef. »Über Whatsapp, denn telefonieren funktioniert nicht.« Die Musiker des Circus-Orchesters, ukrainische Männer im wehrpflichtigen Alter, durften erst gar nicht ausreisen. »Sie hatten alle ein Visum und Arbeitsverträge. Aber es nutzte ihnen nichts«, bedauert Gino Frank, der immer stolz darauf war, ein Live-Orchester dabei zu haben. Aktuell gastiert der Circus in Trier, danach geht es nach Mayen auf den Viehmarktplatz.In der »kleinen Stadt«, wie Circusdirektor Gino Frank seine Unternehmen nennt, leben alle friedlich miteinander. Er bedauert es, dass sie in einigen Städten Anfeindungen erleben, Plakate abgerissen werden und Schreiben an die Stadtverwaltungen gehen, in denen Bürger die Fragen stellen, warum das Gastspiel überhaupt genehmigt wurde. Schuld sei der Name »Moskauer Circus«, der aber gar nichts mit einem Staatscircus zu tun habe, wie Frank erklärt. »Es bedeutet lediglich, dass wir die russische Circustradition aufrecht erhalten und fortführen.«
Schließlich kommen sie in die Stadt, um den Menschen Freude zu bringen und sie für zwei Stunden zu verzaubern. Und das neue Programm ist bestens dazu geeignet. Es steht unter dem aussagekräftigen Motto »One World«, die auf dem Platz gelebt wird. Die »Tonitos« aus Spanien präsentieren eine Kombination aus Trampolin und Trapez. »Red und Blue« ist ein Clown-Duo aus Moskau und Kiew. Oleksander schwingt sich in die Lüfte, Sandra zeigt mit geschmeidiger Dramatik ihre Kunst am Luftring. Aus Deutschland kommt Raphael Korittnig mit seiner Tigergruppe. Das »Duo Madison« zeigt, was man mit Gegenständen alles machen kann. Spiderman ist der Liebling vieler Kinder und die 16-jährige Nachwuchskünstlerin »La Toya« zeigt ihre Kunst am Vertikalseil.