Andrea Fischer

50 Jahre Fluggeschichte in Hermeskeil

Hermeskeil. Große Jubiläumsfeier am 8. und 9. Juli auf dem Gelände der Flugausstellung Peter Junior.

Seit nunmehr 50 Jahren gibt die private Ausstellung von Familie Junior Einblicke in die deutsche Luftfahrtindustrie nach dem Zweiten Weltkrieg. Begonnen hat alles Ende der 60er Jahre. Leo Junior hatte die Idee, seine langjährige Leidenschaft zur Luftfahrt mit Hilfe einer Luftfahrttechnischen Ausstellung dem Publikum zu präsentieren.

Die Vision

Da es zur damaligen Zeit sehr schwierig war, OriginalFlugzeuge zu bekommen, begann er mit dem Bau von Großmodellen im Maßstab 1:6 als Grundstein der Ausstellung. Wo er seine Vision verwirklichen konnte, war Anfang der 70er noch völlig unklar. Die Suche nach einem geeigneten Standort ging von Norddeutschland bis nach Bayern.

Heutiger Standort war reiner Zufall

Da war es ein reiner Zufall, als er bei einem Urlaub in der Saar Region den Standort Hermeskeil entdeckte. Es war von Anfang an beabsichtigt, das Museum in ein Gebiet mit landschaftlichen Reizen und guter Verkehrsanbindung anzusiedeln. Ebenso sollte gewährleistet sein, jederzeit das anfängliche Gelände erweitern zu können. So erwarb er 1972 ein 7000 Quadratmeter großes Grundstück von der Stadt Hermeskeil und baute eine 600 Quadratmeter große erste Halle. Erst nach langen Bemühungen war es 1972 möglich, einen ausgedienten Hubschrauber von der Bundeswehr als erste originales Fluggerät ( H-21 )zu erwerben. In den folgenden Monaten kamen immer mehr Ausstellungstücke hinzu: Triebwerke, Schleudersitze, Instrumente usw. Im Juli 1973 war dann die offizielle Eröffnung des Museums.

Viele Maschinen aus dem Ausland

In den folgenden Jahren wurden mit unermüdlichen Fleiß nach und nach, so wie es sich ergab und möglich war, immer weitere Maschinen gekauft. Die Maschinen wurden, insbesondere die im Ausland gekauften, von ihrem dortigen Standort-Flugplatz zu dem nächstgelegenen hiesigen Flugplatz geflogen. Für den Straßentransport zerlegte man die Maschinen mit großer Sorgfalt und baute sie vor Ort originalgetreu bis ins Detail wieder auf. Um die großen Verkehrsflugzeuge entsprechend zu platzieren, wurde immer wieder Gelände hinzu gekauft, um das Areal auf inzwischen auf 80.000 Quadratmeter zu vergrößern. Auch die Halle konnte seinerzeit die großteils noch flugtüchtigen Exponate nicht alle aufnehmen. So entstand 1984 die 2 Ausstellungshalle, 1989 die 3 Halle sowie 1996 eine Vierte, dadurch vergrößerte sich die überdachte Ausstellungsfläche auf knapp ca. 4000 Quadratmeter.

Um den Besuchern einen Ort zum Verweilen anzubieten, wurde bereits in den Anfangsjahren in der Noratlas ein Café mit 32 Sitzplätzen eingerichtet. Im Laufe der Jahre war das Café schnell zu klein, und man benötigte etwas Größeres. Da kein nutzbares Original zu Verfügung stand, entschloss sich Familie Junior zu dem Nachbau einer Concorde mit einer Sitzplatzkapazität von 150 Plätzen.

3. Generation seit April mit an Bord

Mit dem Eintritt von Peter Junior 1989 wurde das Museum maßgeblich weiter ausgebaut. Die Flugausstellung ist ein Familienunternehmen,das mit einer alles entscheidenden Eigenleistung aufgebaut wurde und ständig ergänzt wird. Der Sinn des Bemühens von Familie Junior ist es, dem Besucher einen weit gespannten Einblick in die Luftfahrttechnik von den Anfängen bis zur Gegenwart zu verdeutlichen. Mit dem Eintritt von Anna Luisa Junior im April 2023 ist die 3. Generation mit an Bord.

Ausstellung besticht durch besondere Maschinen - jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte

Zu den Publikumslieblingen gehört ein besonderes Flugzeug: die »Super Constellation«. Vor 73 Jahren hob die »Super Connie« zum ersten Mal ab. Bald darauf verband sie Deutschland mit dem Rest der Welt. Konrad Adenauers Flug nach Moskau Heute ist die Lufthansa-Maschine, mit der 1955 Konrad Adenauer zu den Verhandlungen über die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen nach Moskau flog, auf dem Gelände von Familie Junior zu bestaunen.

Weitere außergewöhnliche Flugzeuge der Ausstellung sind eine Antonov AN-2 und mehrere seltene Flugzeuge wie eine North American F-100 Super Sabre und eine Lockheed F-104 Starfighter.

Maschine der berühmtesten Fliegerin der Welt

Dass Fliegen keine reine Männersache ist, bewies schon damals Deutschlands berühmteste Fliegerin Elly Beinhorn in einer Messerschmitt BF 108 Taifun. Mit dieser Maschine brach die mutige Pilotin zahlreiche Rekorde der Fluggeschichte. In einer Zeit, als Frauen keine Passagierflugzeuge steuern durften, stellte sie sogar Langstreckenrekorde auf. Mit 25 Jahren flog die Pionierin alleine um die Welt. Auch diese Maschine steht auf dem Gelände der Flugausstellung.

Die meisten Maschinen haben eine lange Reise hinter sich

Seit 1973, als Leo Junior die Flugausstellung vor den Toren von Hermeskeil eröffnet, hat sich viel getan. Seit einigen Jahren führt dessen Sohn Peter mit seinem Team das Familienunternehmen fort, denn die Affinität und Liebe zu Flugzeugen und Technik scheint sich weitervererbt zu haben.

Die Ausstellung ist über die Jahrzehnte immer weiter gewachsen.

Im Laufe der Jahre haben die Juniors sich im In- und Ausland gute Kontakte aufgebaut, um immer wieder an interessante Maschinen zu kommen. Die meisten Ausstellungsstücke haben einen weite Reise hinter sich. So auch der 42 Tonnen schwere und einst größte Hubschrauber der Welt, die Mil Mi-6. 1996 wurde der russische Riesenvogel in einer Flugzeit von 19 Stunden und einem Treibstoffverbrauch von 90.000 Liter von Petschora im Ural nach Hermeskeil zur Flugausstellung überführt.

An prominenten Fliegern hat die Flugausstellung einiges im Programm.

So auch der »de Havilland Comet« aus England, Baujahr 1962, der zu den ersten zivilen Düsenfliegern der Welt zählt. Bevor diese Maschine ihren Platz in Peter Juniors Flugausstellung fand, überflog sie am 9. November 1980 noch einmal ihre britische Heimat. Alle Reisenden an Bord erhielten Zertifikate für ihre Teilnahme am letzten Passagierflug der DH -106 Comet.

Als eines der ersten Langstreckenflugzeuge der Welt schrieb der Jet im Vereinigten Königreich Luftfahrtgeschichte. Wegen ihres hohen Treibstoffverbrauchs wurden jedoch nur 54 Exemplare der Vickers VC 10 gebaut. Die Maschine, die auf dem Geländer der Juniors steht, gehörte zuvor dem Staatsoberhaupt der Vereinigten Arabischen Emirate.

Es gibt alles: Von Konrad Adenauers Präsidenten-Maschine bis hin zum Luxusflieger eines Scheiches aus Abu Dhabi

Die Philosophie der Ausstellungsleitung ist es, eine flugtechnische Ausstellung zu präsentieren, die es ermöglicht, dem Besucher einen Einblick in den weit gespannten Bereich der Luftfahrttechnik zu vermitteln. Auf einer Ausstellungsfläche von rund 80.000 Quadratmetern gibt es alles, was das Herz eines Flugzeugliebhabers höherschlagen lässt: Vom Bleriot über Kampfjets bis hin zum vierstrahligen Verkehrsflugzeug ist hier alles zu sehen. Von der Präsidentenmaschine Konrad Adenauers, einer Concorde Super-Constellation, bis hin zum Luxusflieger des Scheichs von Abu Dhabi oder einem Mi6, dem größten Hubschrauber der Welt. Hinzu kommt eine ganze Armada an Zubehörteilen: Motoren, Triebwerke, Anzüge, Helme, Tragflächen-Teile, spezielle Werkzeuge und dazu passend eine geballte Ladung an Wissen um die Geschichte der Luftfahrt - von den Anfängen bis zur Gegenwart.

Kaffee trinken in einer Concorde, dem berühmtesten zivilen Überschallflugzeug der Welt

Eine Attraktion ist ein originalgetreuer Nachbau des berühmtesten zivilen Überschall-Flugzeugs der Welt: eine Concorde, in ihrem Inneren befindet sich das Café der Flugausstellung mit 150 Sitzplätzen. In der fast 70 Meter langen Maschine servieren Stewardessen den Ausstellungsbesuchern Kaffee, Kuchen, Getränke und Snacks. Das legendäre Überschall-Passagierflugzeug war von 1976 bis 2003 im Linienflug eingesetzt.

Flugfähig sind übrigens etliche der vielen namhaften Maschinen - ob Kampfjet, Passagiermaschine oder Hubschrauber. Für viele Besucher ist »Tante Ju«, die legendäre Junkers Ju 52, eines der besonderen Highlights der Ausstellung. Dieses dreimotorige Verkehrs- und Transportflugzeug wurde in den 1930er Jahren in Deutschland hergestellt und weltweit eingesetzt. Es galt als erfolgreichstes Verkehrsflugzeug seiner Zeit. Noch bis 2020 wurde die Maschine mit dem charakteristischen tiefen Brummen von der Lufthansa für Rundflüge genutzt. Heute gilt sie als echte Rarität.

50 Jahre Fluggeschichte:

Die Flugausstellung wird stetig erweitert. Dass das größte private Flugzeugmuseum Europas eines Tages so groß werden würde, das habe laut Inhaber Peter Junior so niemand vorausgesehen und die Idee für das Museum eher als »Schnapsidee« abgetan. Welch ein großes Glück, dass sich der Gründer Leo Junior 1973 von der Museumsgründung nicht hat abbringen lassen. Seit Anfang des Jahres gibt es auch wieder Neuzugänge auf dem Gelände von Familie Junior: Es ist der Hubschrauber »Westland Scout«. Dieser wurde in den 1960er Jahren nur in einer Stückzahl von 150 gebaut. Für die frisch restaurierte Maschine wurde eigens ein Stellplatz auf den Gelände geschaffen.

Und auch, wenn man kein Flugexperte ist, erkennt man, dass sich vor den Toren von Hermeskeil ein wahrer Schatz an Fluggeschichte findet, den man bei einem Besuch der Ausstellung hautnah spüren kann. Die Ausstellung ist nicht nur für Erwachsene ein Besuch wert, denn auch Kinder sind beeindruckt, da man in einige Ausstellungsstücke auch hineingehen oder ins Cockpit schauen kann. Fotografieren ist erlaubt. Auch brave Hunde dürfen an der Leine mit in die Flugausstellung.

Feier des Jubiläums am 8. und 9. Juli von 10 bis 17 Uhr

An beiden Tagen gibt es Rundflüge mit Heliseven-Group, darüber hinaus ist am Samstag, 8. Juli,  ein F16 Pilot zu Gast. An beiden Tagen besteht die Möglichkeit,  ein Tornado Cockpit zu erkunden. Auch werden an beiden Tagen Heißluftballonflüge angeboten. Und natürlich kann man auch die Ausstellung besuchen. An beiden Tagen zu ermäßigten Preisen.

 


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