Arzeimittelversorgung auch samstags gesichert

Die Anzahl der Apotheken nimmt bundesweit stark ab, auch in Rheinland-Pfalz ist die Zahl in den letzten zehn Jahren um 20 Prozent gesunken. Seit einigen Jahren sehen sich Apotheken zusätzlichen Herausforderungen gegenüber. Die Ursachen dafür sind vielfältig, von Lieferengpässen bis hin zu bürokratischen Hürden und einem unveränderten Vergütungssystem seit 20 Jahren. Die wirtschaftlichen Bedingungen werden immer schwieriger. Es wird deutlich, dass selbst kleinste Abweichungen von gesetzlichen Vorgaben, wie eine fehlende Unterschrift des Arztes, zu finanziellen Einbußen für die Apotheken führen können. Diese Risiken tragen die Apothekerinnen und Apotheker.

Die Abstimmung der drei Apotheker in Hermeskeil ist ein erster Schritt, um Kosten und Arbeitsaufwand zu senken und somit zukunftsfähig zu bleiben. „Die Honorare für verschreibungspflichtige Medikamente sind seit 2013 unverändert geblieben, was junge Pharmazeuten von einer Selbstständigkeit abhält“, erklärt Dr. Michael Bur die Situation seines Berufsstandes. Forderungen nach höheren Honoraren wurden bislang abgelehnt. Es gibt verschiedene gesetzliche Regelungen wie das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz, das den Apothekenabschlag erhöht hat, während Lieferengpässe weiterhin ein großes Problem darstellen. Das geplante Gesetz gegen Lieferengpässe scheint wenig Auswirkungen zu haben, da es den Apotheken lediglich eine Aufwandsentschädigung von 50 Cent für nicht lieferbare Medikamente vorsieht. Apothekerinnen und Apotheker benötigen mehr Entscheidungsfreiheit, um die Versorgung zu verbessern.

Neben einer zunehmenden Digitalisierung und einer steigenden Flut von Vorschriften macht vor allem der Fachkräftemangel den Apotheken zu schaffen. Sie finden keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder gar Nachfolger. In Beuren hat die Apotheke bereits geschlossen, häufig geschieht dies altersbedingt. Für Michael Knüttel von der Adler Apotheke ist das auch ein Grund, sich mit den anderen künftig samstags abzuwechseln: „Ich bin im Rentenalter und habe wenig Hoffnung, einen Nachfolger zu finden.“ Alle paar Wochen samstags frei zu haben, könnte vielleicht ein Anreiz sein.

Arbeitsplätze attraktiver gestalten

Dr. Michael Bur betont: „Wir möchten die Arbeitsplätze für unsere Mitarbeiter attraktiver gestalten. Arbeiten an Samstagen ist oft weniger begehrt.“ Aber gemäß den Vorschriften in Rheinland-Pfalz müssen Apotheken samstags zwischen 8 und 14 Uhr geöffnet sein. Um diese Änderung vornehmen zu dürfen, haben die Hermeskeiler Apotheken eine Genehmigung von der Landesapothekerkammer erhalten. Ein wichtiger Aspekt dabei ist, dass die Apotheken in Hermeskeil räumlich nahe beieinander liegen, sodass die Kunden keinen erheblichen Nachteil erleben, wenn nur eine Apotheke samstags geöffnet ist.

Ab 1. Januar hat nur eine Apotheke geöffnet

Ab Januar wird nicht mehr jede der drei Apotheken geöffnet sein, sondern nur jeweils eine. „Wir sind zwar Konkurrenten, aber keine Feinde“, so Bur, und so haben sich die Inhaber zusammengeschlossen, um zumindest an Samstagen eine gewisse Entlastung zu schaffen. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Belastungen durch die Dienstbereitschaft an sechs Tagen pro Woche und des anhaltenden Fachkräftemangels.

Diese Umstellung ermöglicht es den Apotheken, die Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig etwas Entlastung zu erfahren. „Alle Apotheken sind entweder gleich gegenüber oder gerade mal 140 Meter entfernt“, so Torsten John. Aus seiner Sicht sollte das für alle Kunden machbar sein.

Unterstützung von Seiten der Stadt

Die Unterstützung der Stadtchefin Lena Weber für die neuen Öffnungszeiten in Hermeskeil zeigt, dass diese Maßnahme dazu beiträgt, die langfristige Versorgung aufrechtzuerhalten. Sie sei „froh“, dass die Betriebe gemeinsam eine Lösung gefunden hätten, um zukunftsfähig zu bleiben. Die lokalen Apotheken spielten eine wichtige Rolle als leicht zugängliche Gesundheitsanlaufstellen. Gemeinsam appellieren sie an die Bevölkerung im Hochwald, die örtlichen Apotheken weiterhin zu unterstützen. Insbesondere deshalb, weil ab Januar 2024 elektronische Rezepte für verschreibungspflichtige Medikamente auch vor Ort eingelöst werden können. „Alles, was die Online-Apotheken können, können wir auch – nur besser und persönlich“, so Dr. Michael Bur.