Nico Lautwein

Vom Versprechen zum Krankenhaus: Eduard Kimmlingens Einsatz in Tansania 

Trierweiler/Tansania. 2013 bestieg Eduard Kimmlingen den Kilimandscharo. Aus einem Versprechen wurde ein Verein: Mit der Kirua Kinderhospital Hilfe e.V. unterstützt der 72-Jährige heute das St. Monica Hospital im Norden Tansanias, das tausenden Menschen medizinische Hilfe bringt.

Von Nico Lautwein

Es war eine Reise, die sein Leben veränderte. Eduard Kimmlingen aus Trierweiler gönnte sich 2013 zu seinem 60. Geburtstag eine Besteigung des knapp 6.000 Meter hohen Kilimandscharo in Tansania. Dort, zwischen Gipfelglück und neuen Bekanntschaften, hörte er erstmals von deren Schulsystem - und versprach spontan, dem Sohn seines Guides den Besuch einer privaten Schule zu ermöglichen. "Zu Hause habe ich mich gefragt, wie ich das eigentlich umsetzen soll, ohne Kontakte in Tansania", erinnert er sich. Über eine Internetrecherche stieß Kimmlingen dann irgendwann auf den Aachener Verein "Kinderhilfe Moshi" und fand schließlich einen Weg, das Versprechen einzulösen. Aus der Unterstützung eines einzelnen Kindes wurde ein Engagement, das mittlerweile vielen tausend Menschen in der Region Kirua zugutekommt.

Vom Klassenzimmer zum Krankenhaus

Zunächst sammelte Kimmlingen Spenden für die Schule in Moshi, doch bald führte ihn der Weg weiter. Die Kinderhilfe engagierte sich auch beim Bau eines Krankenhauses - des St. Monica Hospitals. Als die Klinik 2019 offiziell eröffnet wurde, war ihm bewusst: Der Bedarf vor Ort ist riesig. "Es war klar, dass dort nicht nur ein Gebäude, sondern eine langfristige Unterstützung gebraucht wird", so der 72-Jährige. Gemeinsam mit Mitstreitern gründete er im August 2019 den Verein Kirua Kinderhospital Hilfe e.V. mit Sitz in Trierweiler.
Heute zählt der Verein über 50 Mitglieder. Alle arbeiten ehrenamtlich, jeder Cent der Spendengelder fließt direkt nach Tansania. Seit der Gründung konnten so bereits rund 250.000 Euro gesammelt werden - Tendenz steigend. Doch das Geld wird dringend benötigt: "Medizinische Geräte sind sehr teuer, und wir wollen die Versorgung Schritt für Schritt professionalisieren."

Ein Krankenhaus für viele Menschen

Das St. Monica Hospital, das in der bergigen Region Kirua liegt, ist für eine ganze Region von enormer Bedeutung. Etliche Menschen leben im Einzugsgebiet. Früher mussten Patienten für größere Behandlungen bis nach Moshi, die nächstgrößere Stadt, reisen - über 30 Kilometer auf holprigen Schotterstraßen, ohne Krankenwagen. Heute gibt es in der Klinik verschiedene Abteilungen, darunter eine funktionierende Geburtsstation, eine Zahnarztpraxis, eine Physiotherapieabteilung oder auch eine Augenambulanz.
Besonders wichtig ist die Geburtshilfe. "Es ist uns ein Anliegen, dass Frauen und Kinder sicher versorgt werden können", erklärt Kimmlingen. Doch auch die Unfallchirurgie spielt leider eine Rolle - zu viele Mopedfahrer verletzen sich ohne Helm und richtige Kleidung auf den kurvigen Bergstraßen.
Im Krankenhaus arbeiten derzeit rund 35 Menschen, darunter ein Chefarzt, vier Assistenzärzte, ein Anästhesist und ein Röntgenarzt. Jeden Monat werden mehr als 20 Operationen und 25 Geburten durchgeführt, dazu kommen mehrere Hundert ambulante Eingriffe. Rund 5000 Patienten finden pro Jahr den Weg in die Klinik. Das Gebäude selber bietet Platz für rund 100 Betten. "Das ist natürlich nicht wie hier, wo ein bis zwei Patienten in einem Zimmer liegen. Dort ist es nicht untypisch, dass auch mal zehn Personen in einem Raum liegen", so Kimmlingen.

Herausforderungen und Pläne

Trotz aller Fortschritte steht der Verein vor großen Aufgaben. "Wir können nicht unendlich Abteilungen eröffnen, wenn es uns an Fachärzten fehlt", so Kimmlingen. Eine eigene gynäkologische Abteilung und eine Intensivstation sollen entstehen. Auch die Instandhaltung des Gebäudes ist notwendig: "Nach sechs Jahren mussten wir schon Toiletten reparieren, etliche Glühbirnen ersetzen und kleinere Schäden beseitigen."
Langfristig träumt Kimmlingen davon, das weitläufige Gelände patientenfreundlicher zu gestalten - mit Sitzbänken, Wegen und einem richtigen Warteraum. "Im Moment sitzen die Patienten im offenen Flur, wo es zieht. Das ist nicht würdig."

Hilfe, die bleibt

Ein Prinzip ist Kimmlingen besonders wichtig: Alle Arbeiten in Tansania werden mit einheimischem Personal umgesetzt. "Wir schicken keine deutschen Ärzte oder Pfleger, sondern stärken die Menschen vor Ort." Junge Freiwillige können aber für Praktika ins Krankenhaus oder in die nahegelegenen Schule kommen. Für sie organisiert der Verein Unterkünfte und Projektbesichtigungen - wer möchte, verbindet seinen Aufenthalt mit einer Safari, einer Kilimandscharo-Tour oder Strandtagen auf Sansibar.
Auch Hilfslieferungen gehören zur Vereinsarbeit. Drei Container mit Krankenhausbetten, Brillen oder medizinischen Geräten wurden bereits verschifft. Vor Ort dienen die Container zusätzlich als Lager - oder könnten künftig als kleine Mitarbeiterwohnungen umgebaut werden.

Ein persönlicher Weg

Vierzehn Mal war Kimmlingen inzwischen selbst in Tansania. Zweimal im Jahr reist er nach Kirua, um Projekte voranzubringen. Dass er überhaupt zu diesem Engagement fand, liegt auch in seiner Biografie: Nach dem Tod seiner Frau begann er größere Reisen zu unternehmen, neben seiner beruflichen Laufbahn als Elektroingenieur bei der Telekom und später bei der Europäischen Union in Luxemburg. "Eigentlich war ich früher nie viel unterwegs. Heute ist Tansania mein zweites Zuhause."
Vor allem ein Ziel hat der Rentner mit seinem Verein: "Unser Wunsch ist es, dass das Krankenhaus irgendwann ohne Hilfe aus Deutschland zurechtkommt, sodass keine Spenden mehr von hier notwendig sind."
Und der Junge, mit dem alles begann? Er steht kurz vor seinem Schulabschluss. Sein Berufswunsch: Arzt. Kimmlingen lacht, wenn er davon erzählt. "Dann schließt sich vielleicht irgendwann der Kreis."

Mehr über den Verein: https://kirua-hospital-help.de/

Spenden:
Name:    „Kirua Kinderhospital Hilfe e.V.“ bei der Sparkasse Trier.
IBAN:    DE58585501300001 111632


 


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