Klaus Desinger

Jeder 5. Patient hat Schlafstörungen

Hatten Sie eine angenehme Nachtruhe? Gut geschlafen? Ausgeruht? Schlaf ist ein zentrales Phänomen des Wohlbefindens. Müdigkeit wird abgebaut und nach einer Nacht mit ausreichend langem und erholsamem Schlaf sind wir am Morgen voller Energie.
Lydia Weinbender, Schlafmedizinerin und Leiterin des Schlaflabors am Klinikum Idar-Oberstein, im Gespräch mit ihrem Patienten Peter Kuhlmann.

Lydia Weinbender, Schlafmedizinerin und Leiterin des Schlaflabors am Klinikum Idar-Oberstein, im Gespräch mit ihrem Patienten Peter Kuhlmann.

Heute ist der »Tag des Schlafes«. Anlass genug, uns mit dieser Thematik auseinanderzusetzen - am Beispiel eines Schlaflabors. Eigentlich ist es relativ unerforscht, warum wir schlafen. »Nach jahrzehntelanger Schlafforschung ist nicht klar, durch welche Vorgänge im Körper Müdigkeit entsteht und warum wir überhaupt müde werden«, weiß Lydia Weinbender, leitende Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und verantwortliche Ärztin für das Schlaflabor  am Klinikum Idar-Oberstein. Normaler Schlaf ist erholsam
Im Schlaf ist das Gehirn außerordentlich aktiv, es hat nur keinen direkten Kontakt zur Umwelt. Mit der Physiologie und den Störungen des Schlafes befasst sich die Schlafmedizin. Im Schlaf sinken Puls, Atmung und Blutdruck ab, die Gehirnaktivität verändert sich.
»Normaler Schlaf ist erholsamer Schlaf. für die meisten Menschen sind 7 bis 8 Stunden optimal«, erklärt Weinbender. Einige Jahrhunderte habe es gedauert, bis die Medizin entdeckte, dass der Mensch nicht über 24 Stunden gleichmäßig wie eine Maschine funktioniert. Heute kennt man rund 80 Erkrankungen, die an die Nachtruhe gebunden sind. Im Schlaflabor erfolgt eine umfangreiche Diagnostik, wenn über einen längeren Zeitraum Probleme beim Ein- oder Durchschlafen bestehen oder wenn Beschwerden wie Müdigkeit tagsüber, häufiges Einnicken, Leistungs- und Konzentrationsnachlass auftreten und der Schlaf nicht mehr als erholsam empfunden wird. Jeder 5. Patient leidet an Schlafstörungen
»Etwa jeder vierte bis fünfte Patient, der sich seinem Hausarzt wegen einer anderen Erkrankung vorstellt, leidet an Schlafstörungen. Nach den Ergebnissen einer Stichprobe von 20000 zufällig ausgewählten Hausarzt-Patienten klagten 42 Prozent über Schlafstörungen«, so die Oberärztin. Gestörter Schlaf kann schwerwiegende Folgen für die Allgemeinheit haben. Jeder vierte Verkehrsunfall ist nach Erhebungen des Automobilclubs von Deutschland auf Übermüdung und Sekundenschlaf zurückzuführen. Verkehrs- und Arbeitsunfälle verursachen in der Republik jährlich Schäden von rund 20 Milliarden Euro. Was passiert im Schlaflabor?
Am Klinikum Idar-Oberstein gibt es seit 1999 ein interdisziplinäres Schlaflabor. Doch was geschieht hier eigentlich? Sobald es sich um Schnarchen und Atemaussetzer handelt, organisieren die behandelnden Hausärzte, Kardiologen, HNO-Mediziner oder Internisten im Vorfeld eine Aufzeichnung von Atmung, Schnarchsignalen und Sauerstoff.
Eine Terminvereinbarung im Schlaflabor folgt. Dort wird eine schlafmedizinische Anamnese erstellt. Vor dem Einschlafen werden Patienten verkabelt, damit unterschiedliche Parameter und deren Veränderungen im Schlaf aufgezeichnet und auf dem Monitor beobachtet werden können. Gehirnströme, Atmung, Brust-, Bauch- und Beinbewegungen, Muskeltonus und Herzfrequenz werden mit Sauerstoffsättigung abgeleitet. Veränderungen werden aufgezeichnet
»Gelegentlich schlafen die Patienten in der ersten Nacht sehr schlecht, da man durch die Kabel und die ungewohnte Umgebung nicht wie im eigenen Bett schlummert«, verrät Weinbender. In diesem Fall wird der Check in der Folgenacht wiederholt. Neben der nächtlichen Untersuchung können zusätzliche Tests tagsüber durchgeführt werden, die computergestützte Aufmerksamkeitsprüfung oder Blutuntersuchungen.
In der Regel können Patienten das Labor am Vormittag wieder verlassen und nach etwa zehn Tagen werden Befunde und Konsequenzen besprochen.
620 Polysomnografien, so nennt man das Kernstück der schlafmedizinischen Untersuchung, werden im Jahr im Schlaflabor  in Idar-Oberstein durchgeführt, davon sind 190 Einstellungen auf nächtliche Beatmung.  Kontakt: 0 67 81 / 66 13 33; schlaflabor@io.shg-kliniken.de. Wenn Sie Einschlaftipps auf Lager haben, senden Sie uns diese an red-idaroberstein@sw-verlag.de. Die besten werden in der kommenden Ausgabe veröffentlicht.


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