

Nach einer kontroversen und teils emotionalen Diskussion stimmte eine deutliche Mehrheit des Stadtrats am Dienstagabend für den Baubeschluss zur Generalsanierung des maroden Theatergebäudes. Viele der 250 Mitarbeitenden des Theaters kamen in den Rathaussaal um der Diskussion um den Baubeschluss zu folgen.
Sie dürften erleichtert gewesen sein, als gegen 20.30 Uhr die Entscheidung für die Sanierung des Theaters fiel – endet damit doch in absehbarer Zeit das Arbeiten in einem maroden Gebäude, das in keinster Weise mehr den Anforderungen an ein Theater genügt und in dem die Technik jederzeit auszufallen droht. 43 Ratsmitglieder votierten für die Sanierung, sieben Stimmen gab es dagegen (drei von der FDP, zwei von den Freien Wählern, eine von den Demokraten und eine von den Grünen) und sechs enthielten sich (vier von den Grünen, zwei von den Demokraten). Für die Sanierung werden Kosten in Höhe von 90,5 Millionen Euro veranschlagt plus jährliche Baupreissteigerungen.
Udo Köhler (CDU) bekannte sich für seine Fraktion zur Sanierung, gleichwohl gelte es, diese finanziell verantwortungsvoll zu gestalten. „Die Sanierung darf kein unkalkulierbares finanzielles Risiko werden“, betonte er. Die Baupreissteigerung dürfe man nicht ignorieren – hier sieht der CDU-Politiker das Land in der Pflicht, sich an diesen Mehrkosten – neben der grundsätzlichen Förderung ebenfalls zu beteiligen. Er sprach sich auch dafür aus, ein Konzept für zusätzliche Einnahmequellen des Theaters zu erarbeiten. Der neue Eingangsbereich mit Gastronomie biete hier eine gute Möglichkeit.
„Ohne diese Sanierung hat das Theater Trier keine Zukunft“, brachte es Andreas Schleimer (SPD) auf den Punkt. Die SPD-Fraktion stehe geschlossen hinter dem Theater, das neben der Vermittlung kultureller Bildung und Demokratieförderung auch ein Ort der sozialen Teilhabe sei. Mit der Sanierung gehe es auch darum, verlässliche und sichere Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden des Hauses zu schaffen, sagte Schleimer. In dem Ruf einiger Fraktionen nach mehr Transparenz in Sachen Sanierung sieht Schleimer „parteipolitisches Kalkül und den Versuch, den Oberbürgermeister und Kulturdezernenten zu beschädigen.
Nicole Helbig (Grüne) wies darauf hin, dass das Theater seit seiner Eröffnung 1964 durch den nie errichteten zweiten Bauabschnitt in einer unvollständigen Struktur arbeite – es werde Zeit, diesen Fehler nun zu beheben. Es gehe nicht nur darum, das Gebäude zu sanieren, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Menschen dort zu verbessern. Offene Fragen sehen hingegen andere Fraktionsmitglieder der Grünen, wie etwa Nancy Rehländer und Bernhard Hügle: Sie fragten sich unter anderem, ob mit Kürzungen bei der Förderung des Landes wegen unterlassender Instandhaltung des Gebäudes zu rechnen ist.
Auch die Fraktion der Demokraten zeigte sich gespalten: Einerseits, so Michael Frisch, erkenne man die Bedeutung des Theaters an, andererseits verstehe man auch den Unmut aufgrund der hohen Ausgaben. „Beide Perspektiven haben ihre Berechtigung“, sagte er. Wichtig sei es, die Kritik aus der Bürgerschaft ernst zu nehmen. Frisch erinnerte daran, dass seine Fraktion in der Vergangenheit bereits mehrere Vorschläge zur Senkung der Kosten des Theaters gemacht habe, etwa durch eine Reduktion der Sparten oder die Kooperation mit anderen Häusern. Diese seien jedoch alle abgelehnt worden.
Matthias Koster (Linke) erinnerte daran, dass der Betrieb im aktuellen Zustand des Gebäudes nicht mehr lange möglich sei. „In zehn Jahren werden die Kosten niemals niedriger sein als jetzt“, hob er hervor und sagte, ein Trier, das seit 2000 Jahren erstmals ohne Theater wäre, sei unvorstellbar. Das sanierte und um zwei Erweiterungsbauten ergänzte Theater sei auch kein „übertriebener Luxusbau“, findet er.
Tobias Schneider (FDP), dessen Antrag auf Vertagung des Baubeschlusses zu Beginn der Sitzung mit großer Mehrheit abgelehnt wurde, hält die Sanierung in der geplanten Form nicht für richtig. Es sei in der Vergangenheit versäumt worden, über eine Reform der Strukturen des Theaters zu entscheiden. Seine Befürchtung ist, dass die Kosten in Zukunft unübersehbar werden. Angesicht der Schließungen des Exhauses oder der Eislaufhalle, so Schneider, ärgerten sich viele, dass mit einem derart großen Kostenvolumen das Theater saniert werde. „Viele haben damit ein Problem“, ist sich Schneider sicher.
„Ich mache es kurz und ohne viel Prosa: Die Fraktion stimmt dem Antrag geschlossen zu“, sagte Michael Zeeb (Die Partei).
Daniel Klingelmeier (Freie Wähler) bekannte sich zum Theater – er sei aber anderer Meinung, was Umfang und Kosten der Sanierung angehe. Er plädierte dafür, die Gesamtkosten auf 81,8 Millionen Euro plus künftiger Baukostensteigerungen zu begrenzen. Das entspreche der aktuell gültigen Beschlusslage vom Februar 2025. Um dies zu erreichen, sollten die Erweiterungsbauten gestrichen und lediglich das Bestandsgebäude saniert werden, so Klingelmeier. Ansonsten sieht er die Gefahr, dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Einen entsprechenden Änderungsantrag lehnte der Rat mit großer Mehrheit ab.
Christian Schenk (UBT) erinnerte daran, dass mit dem Beschluss eines der größten Investitionsprojekte der vergangenen und kommenden Jahrzehnte beschlossen werde. Seine Fraktion stehe dahinter, allerdings dürften andere Projekte wegen der Sanierung nicht vernachlässigt werden.
Kulturdezernent Markus Nöhl sagte: „Viele Debatten wurden schon zur Theatersanierung geführt. Fünf Stadträte haben sich bereits mit dem Thema beschäftigt. Es war ein langer Prozess und jetzt setzen wir mit dem Baubeschluss den Endpunkt für einen wichtigen Zwischenschritt.“
Oberbürgermeister Wolfram Leibe bekannte sich mit Nachdruck für das Theater und warb im Vorfeld für die Zustimmung des Rates zum Baubeschluss: „Sie entscheiden nicht für mich und nicht für den Kulturdezernenten, sondern für die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, denn es ist deren Theater. Entscheiden Sie in deren Sinne und in deren Namen. Ich persönlich halte die Sanierung für richtig und werde mit meiner Stimme dafür stimmen.“
Geplant ist der Anbau von zwei Gebäudeteilen und die umfassende Sanierung des Bestandsgebäudes, das 1964 eröffnet wurde. Ein neu zu errichtendes Eingangsgebäude wird auf dem Grundstück zwischen Theater und Gerty-Spies-Straße platziert, wodurch sich das Theater Richtung Innenstadt hin öffnet. Durch das Gebäude gelangt man vom Augustinerhof auch Richtung Viehmarkt. Das neue Eingangsgebäude enthält auch eine Gastronomie, die sowohl Theatergästen als auch Menschen ohne Ticket zur Verfügung steht. Es soll den einladenden Charakter und die Öffnung des Hauses in die Mitte der Gesellschaft unterstreichen.
Des Weiteren entsteht ein Orchesterprobesaal in Richtung Augustinerhof. Dieser beinhaltet im Erdgeschoss einen Probesaal mit Chorgalerie und Instrumentenlager und im zweiten Geschoss Stimmzimmer und Büros. Instrumente können ebenerdig gelagert und zwischen Orchestergraben und Saal bewegt werden. Die Gebäudeerweiterungen sollen mit dem Bestandsgebäude ein Ensemble bilden, das gestalterischen Bezug sowohl auf den Theaterbau von Architekt Gerhard Graubner wie auch auf sein städtebauliches Umfeld nimmt, ohne das Bestandsgebäude zu verfremden oder zu dominieren.
Der Baubeginn ist für das erste Quartal 2027 geplant. Die Spielzeit 2030/31 soll dann im sanierten und erweiterten Theater über die Bühne gehen.
Quelle: Stadt Trier



