Claudia Neumann

Aktuell vermehrt Patienten mit Pilzvergiftungen in Notfallzentrum des Brüderkrankenhauses

Trier. Chefarzt Professor Dr. med. Guido Michels rät dringend davon ab, Pilze ohne Erfahrung und ohne Kenntnisse zu sammeln und zu konsumieren.

Symbolbild

Symbolbild

Bild: ivabalk/Pixabay

Das warme und wechselhafte Wetter ist das ideale Pilzwetter. Viele Wanderer, welche einen Ausflug in die Natur unternehmen, können sie derzeit massenhaft sehen: Pilze! Dies lädt natürlich einige dazu ein, diese entsprechend zuzubereiten und zu verzehren. Dass einige Pilze nicht ganz ungefährlich sind, scheint jedoch einige "Pilzliebhaber" nicht abzuschrecken.

"In den letzten 14 Tagen nach dem feuchtwarmen Regenwetter stellen sich vermehrt Patienten in unserem Notfallzentrum vor, die Pilze gesammelt und gegessen haben und danach fürchten, diese seien giftig gewesen", sagt Chefarzt Professor Dr. med. Guido Michels. Er rät dringend davon ab, Pilze ohne Erfahrung und ohne Kenntnisse zu sammeln und zu konsumieren.

Da auch in unseren Regionen der grüne Knollenblätterpilz - um einen besonders gefährlichen Kandidaten zu nennen - nicht selten anzutreffen ist, sei hier Vorsicht geboten. Ohne ausreichende Fachkenntnisse, welche z.B. im Rahmen von Pilzkursen oder Pilzexkursionen gewonnen werden können, sollte von einer "Pilzsammelverzehraktion" abgeraten werden.

Ein einzelner Knollenblätterpilz bereits tödlich giftig

Der Knollenblätterpilz zählt zu einem der giftigsten Pilze in Deutschland. Bereits ein einziger Pilz enthält eine tödliche Menge eines Toxins (Amatoxin). Amatoxine, welche hauptsächlich in Amanita phalloides, Amanita virosa, and Galerina autumnalis gefunden werden, sind für die Mehrheit der fatalen Pilzintoxikationen verantwortlich. Die Intoxikation geht mit einem akuten Leberversagen einher und kann unter Umständen sogar tödlich enden.

Zu Pilzvergiftungen kommt es meist durch Unkenntnis oder Verwechslung mit Speisepilzen. Die meisten Pilzvergiftungen äußern sich in der Regel durch unspezifische Magen-Darm-Beschwerden. "Bei der Vergiftung durch Knollenblätterpilze ist die erste Phase allerdings meist ohne Symptome und erst nach mehreren Stunden entwickelt sich eine Gastroenteritis mit Durchfällen und Erbrechen. Nach Abschluss dieser Phase vergehen oft ein bis zwei Tage, bis es zu einem Leberausfall kommt", erklärt Professor Michels. Da die Phase bis zum Beginn des Leberausfalls meist mit einer "scheinbaren Besserung" einhergeht, macht diesen Pilz so heimtückisch. Basierend auf der hohen Toxizität und der damit verbundenen Sterblichkeit der Knollenblätterpilzvergiftung ist die sofortige Einleitung einer akutmedizinischen Therapie bei geringstem Verdacht bereits in der Notaufnahme notwendig.

Da auch zum Wochenende und die nächsten Tage das Wetter die besten Bedingungen für Pilze und damit für Pilzsammler bietet, sollten Pilze nur bedacht bzw. fachkundig gesammelt und verspeist werden, appelliert Professor Michels.

Autor: Prof. Dr. med. Guido Michels, Chefarzt Notfallzentrum Brüderkrankenhaus Trier

Positiv begutachtet durch: Christoph Postler (Pilzsachverständiger, DGfM e.V.), Prof. Dr. med. Hauke Heinzow, Chefarzt Innere Medizin I, Brüderkrankenhaus Trier


Meistgelesen