Er ist seit 40 Jahren am Theater Trier, hat dort über 200 verschiedene Rollen gespielt, rund 10.000 Stücke inspiziert und über 1.000 Statisten gecastet, angelernt und betreut. Mit Heribert Schmitt, vielen Trierern besser als "Harry Hut" bekannt, verabschiedet sich nun ein Trierer Original in den (Un)-Ruhestand.
Heribert Schmitt, 1952 in Trier geboren und stadtbekannt als "Harry Hut", ist ein wahrer Tausendsassa. Neben seinen Theatertätigkeiten als Schauspieler, Inspizient und Leiter der Statisterie ist er seit den 70-er Jahren auch als gefragter Radio-Moderator, Conferencier und zeitweise sogar als Schlagersänger tätig gewesen. Doch die Liebe fürs Theater und die Schauspielerei hat sein Leben geprägt.
Acht Intendanten überlebt
In den rund 40 Jahren am Theater hat er es geschafft, acht Intendanten zu "überleben", wie er mit einem Augenzwinkern erzählt: "Da muss man schon ziemlich stressresistent sein, wenn man diesen Job so lange macht", sagt Schmitt. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm dabei ein Satz von Ex-Intendant (1981 bis 1991) Rudolf Stromberg: "Dieses Theater ist eine Oase der Menschlichkeit".
Oase der Menschlichkeit
"Stromberg hat das vorgelebt und wenn man das verinnerlicht, steht der Spaß an der Arbeit im Vordergrund", weiß Schmitt. Vor allem interessant: die Arbeit mit den vielen Stars der Branche, die auch ihre Abstecher nach Trier machten. An erster Stelle steht da die "Jedermann"-Aufführung vor dem Trierer Dom 2003 mit Rene Kollo und Elke Sommer in den Hauptrollen. "Zu den Proben mit Rene Kollo sind wir in seinem Bentley vorgefahren und mit Elke Sommer musste ich ständig Kaffee trinken gehen, da lernt man sich schon etwas näher kennen", verrät Schmitt. Sogar den damaligen Trierer Bischof und heutigen Kardinal Marx konnte er zu einer Probe überreden. "Er hätte auch als ‚Jedermann-Rufer‘ Karriere machen können," lacht Schmitt. Der Kontakt mit außergewöhnlichen Menschen sei immer der besondere Reiz an seiner Arbeit gewesen. Ob beim Vieztrinken mit Dirk Bach oder bei der Versteigerung von Anzügen von Ralf Bauer zugunsten der Villa Kunterbunt – sobald es "menschelt hat man nicht auf die Uhr gesehen und Spaß gehabt", sagt Schmitt.
Hut ab vor alten Hüten
Spaß gehabt und vor allem "Spaß gemacht" hat Heribert Schmitt in seiner Freizeitrolle als "Harry-Hut" auch selbst vielen Trieren in den vergangenen Jahrzehnten. Legendär und jahrelang buchstäblich der Hit bei vielen Jugendlichen waren die insgesamt über 100 Hitparaden, die jeden Dienstag im Jeanskeller des Modehaus Marx stattfanden. Als "Harry Hut und die Schmittchen Schleicher Combo" - vier Musiker samt Go-Go-Girls - trat Schmitt in den 70-ern sogar selbst als Schlagersänger an Firmen- und Volksfesten auf. "Das war eine lustige Zeit, aber irgendwann wurde es zu zeitaufwendig", blickt er zurück.
"Schlager sind mein Ding"
Doch der Schlager- und Popmusik blieb er treu. »Diese Musik ist einfach mein Ding«, sagt Schmitt. Als DJ am Plattenteller mit Original Venylscheiben aus den 60-er, 70-er und 80-er Jahren hat er auf ungezählten Theater-, Silvester- und Karnevalspartys aufgelegt. Unter dem Motto »Hut ab vor alten Hüten« haben die stets eintrittsfreien Events seit Jahren ein Stammpublikum und werden jeweils als Benefizabende für soziale Zwecke veranstaltet. »Letzter Höhepunkt war im Mai die ‚Merci Udo‘-Party im Theaterfoyer in Erinnerung an Udo Jürgens, den ich sehr verehre«, so Schmitt. Unbürokratische Hilfe in Form von Spendengeldern fließt so seit Jahren an verschiedene soziale Einrichtungen wie die Arbeiterwohlfahrt, die Lebenshilfe oder die Anti-Drogen-Initiative "Die Tür". Auch "Nestwärme", die "Aidshilfe" oder seit einigen Jahren hauptsächlich die "Villa Kunterbunt" profitieren von Harry Huts Engagement. So sind über die Jahre einige tausend Euro an Spendengeldern zusammengekommen.
"Harrys Schmiere"
Nach 40 Jahren auf der Theaterbühne, unter anderem in Rollen als Balou der Bär (Dschungelbuch), Wachtmeister Dimpfelmoser (Räuber Hotzenplotz), Felix (Wirtshaus im Spessart), 38 Jahren als Inspizient und Leiter der Statisterie sowie der Moderation von hunderten Gala-, Disco- und Partyveranstaltungen tritt Heribert Schmitt nun etwas kürzer. Doch er wäre nicht Harry Hut, wenn er nicht auch im Ruhestand einige Eisen im Feuer hätte. "In Kürze erscheint mit mir als Erzähler ein Hörbuch des Trierer Arztes Albrecht Wagner unter anderen mit Helmut Leiendecker und Michael Ophelders als Sprechern". Und auch eine Theatergruppe "Harrys Schmiere" steht vor der Gründung. "Da wollen bis jetzt schon über 20 Leute mitmachen", verrät Schmitt. - Das hört sich dann eher nach einem Schmitt‘schen »Unruhestand« an – und das ist gut so!
FIN