Nico Lautwein

Drei Jahre im Amt: Louisa Kress und der Zauber der Adventszeit

Trier (sch). Drei Jahre Glühweinkönigin: Louisa Kress blickt auf Adventszauber, Tradition und Begegnungen zurück – und erlebt ihren letzten Weihnachtsmarkt zwischen Domfreihof und Heimatgefühl.

Es ist Sonntagnachmittag auf dem Domfreihof. Vor der Bühne stehen dicht gedrängt Besucher, als das ukrainische Krippenspiel beginnt. Die jungen Darsteller singen in ihrer Heimatsprache, die Stimmen tragen weit über den Platz. Viele bleiben stehen, hören zu, verfolgen das Geschehen aufmerksam. Inmitten dieses Moments treffen wir Louisa Kress, die Deutsche Glühweinkönigin. Seit drei Jahren trägt sie den Titel, in diesem Jahr zum letzten Mal.
Während des Auftritts bleibt sie immer wieder stehen, spricht mit Gästen, hört zu, nimmt Eindrücke auf. Trotz der Aussicht auf das Ende ihrer Amtszeit wirkt sie ruhig und zugewandt. Sie lächelt, beantwortet Fragen, lässt sich auf Gespräche ein, als gehöre dieser Ort nicht nur zu ihrem Amt, sondern zu ihrer Geschichte.
„Das Amt der Glühweinkönigin hat den Zauber von Weihnachten in die Adventszeit zurückgebracht“, erzählte die Deutsche Glühweinkönigin. Die Vorweihnachtszeit sei oft nicht so besinnlich, wie man es sich wünsche, sagte sie, geprägt von Terminen und Verpflichtungen. „Dank meines Amtes darf ich ganz viel Zeit auf Weihnachtsmärkten verbringen, im Lichterglanz, unter Tannengrün. Und schon ist der Zauber von Weihnachten wieder zurück in den Herzen“, fuhr Louisa Kress fort. Dieses Amt habe ihr gezeigt, wie viel Verbundenheit in gepflegten Traditionen stecke.

Wahl, Verantwortung und persönliche Wurzeln

Louisa Kress ist 31 Jahre alt, Lehrerin von Beruf, und sie ist die elfte Amtsträgerin der Deutschen Glühweinkönigin auf dem Trierer Weihnachtsmarkt. Ihre Regentschaft dauert jeweils nur wenige Wochen im Jahr, kann aber bis zu dreimal verlängert werden. Diese Option hat sie genutzt. Nach ihrer ersten Amtszeit 2023 und der Verlängerung 2024 ist sie auch 2025 wieder das Gesicht des Winzerglühweins von der Mosel.
„Es ist eine besondere Ehre, den Titel tragen zu dürfen“, erzählte die deutsche Glühweinkönigin, als sie auf den Moment ihrer Wahl zurückblickte. Man gebe dem Winzerglühwein deutschlandweit ein Gesicht und hebe damit die Bedeutung von regional hergestelltem Wein aus deutschen Anbaugebieten hervor. Diese Weine entstünden durch Handwerk und wüchsen in Weinbergen direkt vor der Haustür. Dass ihre Großeltern selbst Winzer an der südlichen Weinmosel waren, verleihe dem Amt für sie eine persönliche Ebene. „Es ist auch in Bezug auf diese Familientradition eine große Freude, das Erbe weiterzuleben und dem Winzerwein treu zu bleiben“, fuhr Louisa Kress fort.

Mehr als Auftritte: Die Arbeit hinter der Krone

Was viele Besucher nicht sehen, sind die Aufgaben hinter den Kulissen. Die Deutsche Glühweinkönigin repräsentiert den deutschen Winzerglühwein bundesweit. Gleichzeitig versteht sie sich als Botschafterin der Stadt Trier. „Ich habe die einmalige Chance, diese Botschaft überregional und über Landesgrenzen hinaus zu erzählen – egal ob in der ARD oder vor der Kamera eines belgischen oder japanischen Fernsehteams“, sagte sie.
Zur Arbeit gehören Pressegespräche, öffentliche Auftritte, die Betreuung von Besuchergruppen aus dem In- und Ausland sowie die Pflege der Social-Media-Kanäle des Trierer Weihnachtsmarktes. Mehr als 21.000 Menschen folgen dort den Eindrücken aus Trier, viele der Bilder entstehen an Wochenenden wie diesem.

Emotionen, die bleiben: Krönung, Familie und leise Momente

Der emotionalste Moment ihrer Amtszeit liege für sie klar auf der Hand. „Der allerschönste Moment war meine Krönung im Winter 2023“, erzählte Louisa Kress. Damals durfte sie erstmals den Trierer Weihnachtsmarkt eröffnen und über ihre Beziehung zur Vorweihnachtszeit sprechen. Im Publikum stand ihre Großmutter, die ihr Leben lang in den Weinbergen gearbeitet hatte. „Sie kam anschließend so glücklich auf mich zu und sagte: ,Das war so schön, Louisa.‘ Wenn ich Oma mit meinem Amt glücklich machen kann, dann habe ich doch alles erreicht“, erzählte die Glühweinkönigin.
Nicht alles sei leicht gewesen. Eine Herausforderung sei es gewesen, trotz voller Termine Ruhe auszustrahlen. „Ich habe gelernt: Präsenz ist wichtiger als Perfektion“, sagte sie. Zuhören, da sein, den Moment zulassen – das seien Erfahrungen, an denen sie gewachsen sei.

Kindheit, Karussell und Heimatgefühl

Der Trierer Weihnachtsmarkt ist für Louisa Kress mehr als ein Arbeitsplatz. Er ist Teil ihrer Geschichte. Kindheitserinnerungen an Besuche mit den Großeltern, Runden auf dem nostalgischen Karussell, Kinderpunsch und gemeinsame Zeit prägen ihr Bild. „Der Trierer Weihnachtsmarkt ist Heimatgefühl in Lichterform“, erzählte sie. Der Duft von Glühwein erinnere sie immer an ihre Großeltern und an die Winzerkultur, mit der sie aufgewachsen sei. Es sei ein Ort, an dem Fremde wie Freunde wirkten.
Viele Begegnungen hätten sich ihr eingeprägt. Menschen aus der Großregion, aus Nachbarländern, von anderen Kontinenten. Besonders präsent seien die internationalen Pressebesuche. Ein Interview auf dem Karussell habe sie bis heute im Gedächtnis. Immer wieder habe es geheißen: „Noch eine Runde.“ Zwanzig Minuten Karussellfahren als Teil der Arbeit, zwischen Kamera und Kindheitserinnerung.

Glühwein als Kulturgut und Sprache der Sinne

Auch ihr Blick auf Glühwein habe sich verändert. „Winzerglühwein ist ein Kulturgut“, sagte sie. Es gehe nicht um Masse, sondern um Klasse. Man müsse Glühwein lesen lernen, jede Nuance erzähle etwas über die Menschen, die ihn gemacht hätten. Perfekt sei ein Glühwein dann, wenn er wärme, nicht laut sei und Hände wie Herzen erreiche. Kräuter und Früchte stammten oft aus alten Familienrezepten, die weitergegeben würden. Eine Tasse reiche oft aus, um den Geschmack zu verstehen.
Als Lehrerin sei sie es gewohnt, vor Menschen zu sprechen. Doch das Amt habe ihren Blick geweitet. „Ich habe ein internationales Publikum vor mir, das vom Weihnachtsfieber gepackt werden möchte“, erzählte sie. Menschen aus aller Welt glücklich zu sehen und zu begeistern, sei ein besonderes Gefühl.

Abschied ohne Wehmut und ein Blick nach vorn

Dass dieses Jahr ihr letztes im Amt ist, betrachtet Louisa Kress ohne Wehmut. „Aller guten Dinge sind drei“, sagte sie. Sie wolle jede Sekunde dieses Weihnachtszaubers aufsaugen. Den Advent habe sie quasi zu ihrem Nebenberuf gemacht. Was sie dem Amt hinterlassen möchte, ist klar: eine Stimme für den Winzerglühwein, die Abgrenzung zu industrieller Ware, der Gedanke von Maß statt Masse und die Überzeugung, dass Tradition modern sein könne, wenn man sie mit Herz fülle.
Welche Eigenschaften die nächste Glühweinkönigin mitbringen sollte? Offenheit für den Zauber der Vorweihnachtszeit, Freude am Erzählen, die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen. „Und ein Lächeln, das ansteckt“, fügte sie hinzu.

Ein Wochenende, das in Bildern bleibt: Der Trierer Weihnachtsmarkt 2025

Parallel zu dieser persönlichen Geschichte zeigte sich der Trierer Weihnachtsmarkt am vergangenen Wochenende von einer Seite, die viele lange vermisst hatten. Es war das erste Wochenende der Saison, an dem das Wetter an allen Tagen mitspielte. Kein Regen, milde Temperaturen, volle Gassen. Anders als an vorherigen Wochenenden blieb der Himmel trocken, und der Markt füllte sich von Freitag bis Sonntag.
Der Besucherandrang war an allen Tagen groß, auch am Sonntag, der in der Vergangenheit oft ruhiger verlief. Zwischen Domfreihof und Hauptmarkt bewegten sich die Menschen langsam, blieben stehen, hörten zu, schauten hin. Viele der schönsten Bilder dieses Wochenendes entstanden in diesen Momenten.
Ein besonderer Höhepunkt war das ukrainische Krippenspiel am Domfreihof. Junge Ukrainerinnen und Ukrainer führten das Stück in ihrem eigenen Style auf. Zahlreiche Besucher verfolgten die Darbietung aufmerksam, Applaus begleitete das Ende. Der Auftritt wirkte über Worte hinaus und wurde von vielen als stiller Moment empfunden.
Das Wochenprogramm zeigte die Vielfalt des Marktes: Puppenspiel, Erzähltheater, Führungen, Adventsmusik im Dom, Alphornbläser, Kinderweihnacht. Immer wieder war die Deutsche Glühweinkönigin präsent, suchte das Gespräch, nahm sich Zeit für Fotos – Augenblicke, die diesen Weihnachtsmarkt prägen.
Über 90 Stände, das historische Umfeld von Dom und Liebfrauenkirche, Lichter, Düfte und Stimmen fügen sich zu einem Bild, das bleibt. Der Trierer Weihnachtsmarkt, 2025 zum 45. Mal ausgerichtet, zeigte an diesem ersten trockenen Wochenende, warum er als Ort der Begegnung gilt – und warum dieses Wochenende nicht nur in Worten, sondern auch in Bildern weiterlebt. Nach dem vergangenen Wochenende startet der Trierer Weihnachtsmarkt nun in seine Finale Woche.

Text: Kevin Schößler


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