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Hat der Halter kein Geld, soll das Tier nicht leiden

Wenn Bello und Miezi krank werden, kann das schnell teuer werden. Gerade Herrchen und Frauchen mit wenig Geld können sich das oft nicht leisten. Leidtragender ist dann das Tier. Genau hier möchte der Verein "Pfote drauf!" ansetzen und Haltern mit wenig Einkommen unter die Arme greifen.

Immer wieder hatte Vereinsgründerin Annette Saur mitbekommen, dass Halter ihre kranken Lieblinge im Tierheim abgeben mussten, weil sie sich die Behandlung wegen knappen Geldes oder einer finanziellen Notlage nicht leisten konnten. "Ich fand das sehr traurig", erzählt die 48-jährige Lehrerin aus Pellingen. "So was sollte es in Deutschland nicht geben. Wir haben ein sehr gutes veterinärmedizinisches System. Diese Tiere kommen aber gar nicht in den Genuss der Versorgung, weil ihre Halter es sich nicht leisten können."

Über Spenden finanziert

Genau für diese Tiere rief Annette Saur zusammen mit Freunden vor gut eineinhalb Jahren den Verein "Pfote drauf! Tierhilfe" ins Leben. Gemeinsam suchten sie eine Tierärztin, die seitdem mit dem Verein zusammenarbeitet und die kranken Tiere untersucht. Alle acht Wochen steht die Ärztin mit ihrem mobilen Sprechzimmer auf dem Parkplatz des Gartencenter Lambert in Trier und untersucht Katzen, Hunde, Kaninchen und Co. Die Halter zahlen dafür einmal im Jahr 10 Euro pro Tier. Die restlichen Kosten übernimmt die Tierhilfe. Kastrationen und Operationen bezuschusst der Verein. Der Verein finanziert die Arbeit der Tierärztin über Spenden. Umsonst tätig sein darf die Veterinärin auch für einen Tierschutzverein nicht. In Deutschland sind Tierärzte an die Gebührenordnung der Tierärztekammer gebunden. Das ist auch der Grund, warum der Verein derzeit nicht häufiger eine Sprechstunde anbieten kann. "Das ist aber eins unserer Ziele. Wir möchten noch mehr Tieren helfen können", sagt Saur.

System aufbauen

Genutzt werden kann das Angebot von Haltern, die beispielsweise Hartz IV beziehen oder von der Mindestrente leben. "Für diese Leute ist auch eine geringe Tierarztrechnung problematisch. Wir versuchen deshalb ein System für sie und ihre Tiere aufzubauen", erklärt Annette Saur.
25 Tieren konnte der Verein bereits helfen. In Trier füllt die Tierhilfe mit ihrer Arbeit eine Lücke. "Die Leute und ihre Tiere fallen durch das Raster", sagt Saur. "Ein solches Angebot bietet bislang niemand." Wie wichtig der Einsatz der Tierhilfe ist, erklärt sie am Beispiel zweier besonders schlimmer Fälle. "Vor ein paar Wochen kam eine Frau mit ihrem schwer kranken Hund zu uns. Wir wussten am Anfang gar nicht, was ihm fehlt. Erst nach mehreren Blutbildern und Ultraschalluntersuchungen stand die Diagnose fest. Die Halterin konnte sich die Behandlung nur sporadisch leisten, deshalb hatte der Hund die Krankheiten verschleppt. Er ist jetzt aber auf dem Weg der Besserung." Im zweiten Fall hatte der kleine Patient nicht so viel Glück. "Wir haben eine sehr alte und kranke Katze zur Behandlung bekommen, die leider zwei Wochen später gestorben ist. Die Halterin konnte nur zum Tierarzt, wenn sie Geld hatte. Sie hatte in einer Praxis noch eine Rechnung offen und hat sich deshalb gar nicht mehr getraut, dort hinzugehen." Für die Katze kam die Hilfe zwar zu spät, aber die Besitzerin vermachte der Tierhilfe alle Spielsachen ihres Stubentigers. "Das hat mich sehr bewegt", erzählt Annette Saur. "Genau wegen solchen Momenten habe ich nicht das Gefühl, dass die Leute unser Angebot ausnutzen. Ich glaube eher, dass sie es würdigen und zu schätzen wissen."

Tiere vermitteln

Der Verein sorgt aber nicht nur dafür, dass Tiere medizinisch behandelt werden, sondern kümmert sich auch um die Vermittlung, wenn der Halter nicht mehr für das Tier sorgen kann. Einen traurigen Fall mit Happy End hatte die Tierhilfe vor einigen Wochen. "Angehörige hatten uns kontaktiert, weil die Katze nach dem Tod der Halterin noch in der Wohnung war. Wir haben jetzt ein neues Zuhause für sie gefunden."

Pfote drauf!

Die nächste Tierarztsprechstunde findet am Samstag, 15. Oktober, von 11 bis 13 Uhr auf dem Parkplatz des Gartencenter Lambert (Franz-Georg-Straße 50, Trier) statt. Um Missbrauch zu vermeiden, muss zur Untersuchung ein Bescheid über die Mindestrente, Hartz IV oder Grundsicherung mitgebracht werden. Auch müssen Halter den Impfpass ihres Tieres dabeihaben. Infos zum Verein gibt es hier. Spendenkonto: IBAN: DE15 585501300001077874, BIC:TRISDE55XXX


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