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Haushalts-Defizit: Bistum rechnet mit über 22 Millionen Euro

Aus den roten Zahlen kommt das Bistum Trier auch weiterhin nicht heraus: Auch für das laufende Jahr wird mit einem Haushalts-Defizit gerechnet. Der Plan sieht einen Verlust von 22,3 Millionen Euro vor.
Manfred Wagner, Leiter des Arbeitsbereichs Haushaltsplanung, Kirsten Straus, Direktorin für den Bereich Ressourcen, Dr. Gundo Lames, Direktor für den Bereich Ziele und Entwicklung, Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg und Judith Rupp, Pressesprecherin (vlnr.). Foto: Bistum Trier

Manfred Wagner, Leiter des Arbeitsbereichs Haushaltsplanung, Kirsten Straus, Direktorin für den Bereich Ressourcen, Dr. Gundo Lames, Direktor für den Bereich Ziele und Entwicklung, Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg und Judith Rupp, Pressesprecherin (vlnr.). Foto: Bistum Trier

"Wir stehen in einer Zeit, in der die Haushaltsplanung für ein Bistum zunehmend komplex wird: Die inhaltliche Umsetzung der Synodenbeschlüsse steht an, auch jenseits der derzeit ausgesetzten strukturellen Veränderungen; Maßnahmen für Datenschutz, Arbeitssicherheit oder Brandschutz müssen ergriffen werden. Und auch die Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche wollen wir mit den notwendigen personellen Ressourcen und finanziellen Mitteln ausstatten, damit sie zielführend und hilfreich sein kann." Das hat Generalvikar Dr. Ulrich Graf von Plettenberg bei der Vorstellung des Geschäftsberichts für das Jahr 2019 und der Haushaltsplanung für 2020 betont. 

Bis 2035 ein Drittel weniger finanzielle Mittel

Das Bistum müsse sich darauf einstellen, bis 2035 mit etwa einem Drittel weniger an finanziellen Mitteln auskommen zu müssen. Dennoch zeigte sich der Generalvikar zuversichtlich: Leitfaden des Handels sei die Umsetzung der Synodenbeschlüsse. Ein Schwerpunkt werde dabei die diakonische Kirchenentwicklung sein: "Als Katholiken wollen wir verstärkt an der Seite der Menschen stehen und mit ihnen schauen, wie 'Gottes Ja zu allem, was dem leben dient und Gottes Nein, zu allem, was dem Leben schadet' sich verwirklichen lässt." Bei der Synodenumsetzung gehe es nicht darum, Besitzstände zu wahren. "Unser gemeinsames Ziel sollte sein, kirchliches Leben zu verlebendigen, weiterzuentwickeln und glaubwürdig zu entfalten." 

Insgesamt ein Defizit  

Der Haushaltsplan für 2020, den Manfred Wagner, Leiter des Arbeitsbereichs Haushaltsplanung und Controlling im Bischöflichen Generalvikariat Trier vorstellte, sieht einen Verlust von 22,3 Mio. Euro vor. Operativen Erträgen in Höhe von 438,7 Mio. Euro stehen Aufwendungen von 428,2 Mio. Euro gegen. Diesem positiven geplanten Verwaltungsergebnis von 10,5 Mio. Euro stehen Finanzerträge von 18,2 Mio. Euro und Finanzaufwendungen von 52,3 Mio. Euro entgegen, so dass der Haushaltsplan insgesamt ein Defizit ausweist. 

Negatives Finanzergebnis führt zu Defizit

Finanzdirektorin Kirsten Straus sagte, sowohl der Jahresabschluss für das Jahr 2018 wie auch der Haushaltsplan für das Jahr 2020 lägen in dem Pfad, den die mittelfristige strategische Planung des Bistums vorgesehen hat. Der zahlenmäßig wesentlich höhere Verlust als im Vorjahr resultiere aus dem Aufstockungsbedarf bei den Rückstellungen für Pensionsverpflichtungen und den Beihilfeverpflichtungen. Zwar weise das operative Geschäft auch 2018 ein positives Ergebnis aus, das allerdings aufgrund erhöhter Personalaufwendungen deutlich unter dem des Vorjahrs liege. "Das aufgrund der genannten Rückstellungsbedarfe negative Finanzergebnis führt jedoch insgesamt zu einem Defizit, das die Rücklagen des Bistums in erheblichem Umfang in Anspruch nehmen muss", erklärte Straus. In den kommenden Jahren werde ein Augenmerk auf dem Erhalt einer ausreichenden Reserve für das Bistum liegen müssen. "In diesem Zusammenhang gilt einer Begleitung der inhaltlichen Umsetzung der Synodenbeschlüsse mit einer behutsamen, aber nachhaltigen Haushaltssicherung die besondere Aufmerksamkeit."  

Hohe Aufwendungen für Seelsorge 

Mit geplanten 339,5 Mio. Euro machen die Kirchensteuermittel den größten Teil der erwarteten Erträge (74,3%) aus. Dazu kommen Zuschüsse in Höhe von 66,8 Mio. Euro (14,6%), 19,4 Mio. Euro (4,3%) Staatsleistungen, Erträge aus Finanzanlagevermögen und Zinsen in Höhe von 18,2 Mio. Euro (4%) sowie Teilnehmerbeiträge, Mieten, Pacht (1,7%), Spenden und Kollekten (0,2%) und sonstige Erträge (0,9%). Die Aufwendungen setzen sich zusammen aus Zuschüssen an kirchliche Rechtsträger in Höhe von 190,8 Mio. Euro (39,7%), 178,2 Mio. Euro (37,1%) für Personalaufwendungen, Finanzaufwendungen von 52,3 Mio. Euro (10,9%) und Sachaufwendungen von 45,4 Mio. Euro (9,4%), Abschreibungen in Höhe von 7,7 Mio. Euro (1,6%) und 6,2 Mio. Euro (1,3%) für den Bauunterhalt. Baukostenzuschüsse gehen vor allem an Kirchen (52%), Pfarrhäuser (14%), Kindertagesstätten (19%) und Pfarrheime (9%). Betrachtet man die Aufwendungen nach den Aufgabenbereichen, zeigt sich, dass der größte Teil (32,7%) mit 157 Mio. in die territoriale Seelsorge und die verwaltungsbezogene Unterstützung fließt; mit 66,4 Mio. Euro sind 13,8% für katholische Schulen und den Religionsunterricht vorgesehen; 53,3 Mio. Euro (11,1%) für die Kindertagesstätten und 50 Mio. Euro (10,4%) für die Altersversorgung. Weitere Aufgabenfelder sind unter anderem Caritas, berufliche Bildung und Erwachsenenbildung, Beratung und Jugend sowie die Bistumsverwaltung. 

Diakonische und missionarische Kirchenentwicklung 

Dr. Gundo Lames, Direktor für den Bereich "Ziele und Entwicklung" im Bischöflichen Generalvikariat Trier, stellte den Geschäftsbericht für das Jahr 2019 vor. Dieser enthalte mit dem Rückblick auf die Erkundungsphase oder den Informationen zum Klimamanagement "Zuversicht stiftende Berichte, aber auch einige deutliche Risikoanzeigen, weil klar ist, dass das Bistum in den nächsten Jahren Kosten reduzieren muss". Die in der Synode gestellte Frage, wozu wir Kirche sind, und die entsprechenden klaren Richtungsanzeigen einer diakonischen und missionarischen Kirchenentwicklung gäben für die Prioritätensetzung Orientierung. Mit Blick auf die statistischen Daten sagte Lames, der demografische Wandel in Verbindung mit einer kaum zu reduzierenden hohen Austrittsquote aufgrund der Glaubwürdigkeitskrise zeige deutlich, wie einerseits die katholische Bevölkerung des Bistums schrumpft und andererseits auch, wie mittelfristig die pastoralen Berufe und Berufungen weniger werden. Die bisherigen Formen der Weitergabe des Glaubens funktionierten immer weniger; die Präsenz und Relevanz der Frohen Botschaft in den alltäglichen Vollzügen von Familien, Bildung, Arbeit, Politik und Wirtschaft seien am Abschmelzen. Hier komme wieder die Synodenumsetzung ins Spiel: „Eine diakonische und missionarische, in den Sozialräumen der Menschen verankerte Kirchenentwicklung spürt auf, was die Menschen bewegt, und kommt vor Ort auch zu neuen Glaubenserfahrungen."  Der Geschäftsbericht 2019 sowie die Haushaltplanung für 2020 sind hier zu finden. RED


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