Das neue Mobilitätskonzept: Hinsetzen, anhalten, mitfahren

»Nicht nur Kinder, Jugendliche und Senioren, auch Menschen, die auf einen Zweitwagen verzichten wollen, haben Probleme, aus vielen Orten in der Gemeinde in einen anderen zu gelangen. Das wollen und müssen wir ändern«. Daher hat Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns so genannte »Mitfahrerbänke« installieren lassen. Rollesbroich / Erkensruhr (Fö). »Es ist zunächst ein Versuch, die Mobilität in der Gemeinde zu verbessern«, unterstreicht Karl-Heinz Hermanns. Er selbst nehme regelmäßig Menschen aus Rollesbroich mit Richtung Simmerath, wenn er zum Rathaus unterwegs sei. Dies passiere vielfach, weil man sich auf dem Land eben kenne, glaubt der Verwaltungschef. Mit relativ wenig Aufwand und überschaubaren Kosten - etwa 1000 Euro hat die Aufstellung der beiden Bänke jeweils gekostet - wolle man der Bevölkerung etwas Gutes tun. Testphase »Am Dorfgemeinschaftshaus in Erkensruhr und an der Ecke zur Fuhrtstraße an der Rollesbroicher Ortsdurchfahrt kann man jetzt Platz nehmen und auf eine Mitfahrgelegenheit warten«, erklärt Karl-Heinz Hermanns das Vorhaben. Wer auf dieser Bank Platz nimmt, signalisiert, dass er gerne mitgenommen werden möchte. Anhand umklappbarer Schilder lässt sich das Wunschziel auswählen. Von Rollesbroich aus kann man die Ziele »Simmerath«, »Strauch« oder »Lammersdorf« wählen. So kann jeder, der an der Bank vorbei in die richtige Richtung fährt, spontan entscheiden, ob er einen Mitfahrer mitnehmen möchte, oder lieber nicht. »Natürlich sollte man auch den Sicherheitsaspekt bedenken«, räumt der Bürgermeister ein. Daher sei es wichtig, dass die Bank gut sichtbar, einsehbar und mit Blick auf den Verkehr aufgestellt werde. »Meist dauert es nicht lange, bis jemand vorbei kommt, der mich kennt«, haben die Initiatoren im Eifelkreis Bitburg-Prüm festgestellt. Im dortigen Ort Speicher wurde die deutschlandweit erste »Mitfahrerbank« installiert - mit großem Erfolg. »Oder es sitzt jemand am Steuer, der auch mal einem Fremden einen Gefallen tun will.« Auch dafür stehe die Mitfahrerbank: Mitmenschlichkeit, Kooperation, Kommunikation. So hat sich im Eifelkreis die Bank zu einem altersübergreifenden Treffpunkt gemausert, an dem spontan Fahrgemeinschaften entstehen. »Das soll auch bei uns gelingen«, hofft Hermanns. »Normalerweise sind Mitfahrer über die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrers versichert«, weiß Hermanns. Und anders als beim Trampen erfolgt der Zustieg mitten im Ort, was ein deutlich höheres Sicherheitsgefühl versprechen sollte. Ausbau Die ersten beiden Mitfahrerbänke haben bereits Begehrlichkeiten in anderen Orten geweckt - so etwa in Eicherscheid oder Steckenborn. »In vielen Dörfern ist der öffentliche Nahverkehr sehr schwach - da kann die Mitfahrerbank eine gute Alternative sein«, versichert André Koll, zuständiger Mitarbeiter für Strukturentwicklung und Wirtschaftsförderung bei der Gemeinde Simmerath. Die Verbindung zwischen dem Zentralort Simmerath und dem Oberzentrum Aachen werde zwar schon bald schneller und in kürzerer Taktung - doch viele Menschen müssten erstmal zum Bushof gelangen. Grenzenlos Von Erkensruhr aus geht es nicht nur Richtung Einruhr/Kesternich/Rursee, sondern auch hinauf nach Vogelsang und in die Stadt Schleiden. »Dem Mitfahren sind ja keine Grenzen gesetzt - das können Fahrzeughalter und Mitfahrer untereinander ausmachen«, so Hermanns. So genannte »Rückfahrbänke«, die den Transport in den Heimatort ermöglicht, sollen es nach erfolgreicher Testphase geben. Und so geht´s... ...für den Mitfahrer: - Richtungsschild in die gewünschte Fahrtrichtung umklappen - warten, bis jemand anhält - wenn der Fahrer vertrauenserweckend scheint: Ziel abklären, einsteigen und am Zielort aussteigen für den Fahrer: - jemand sitzt auf der Mitfahrerbank und möchte mitgenommen werden - wenn der Wartende vertrauenserweckend scheint: anhalten, Ziel abklären, einsteigen lassen und am Zielort absetzen


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