Durch ein Jahrhundert und um die Welt

Dass Kunstliebhaber sich nach Monschau zufällig verirren, ist inzwischen nur noch selten der Fall. Wer das historische Gebäude nahe der Aukirche besucht, der weiß, dass sich hinter dessen Türen interessante Kunst verbirgt. Kein Wunder also, dass auch im Vorjahr wieder mehr als 35.000 Gäste die Einladung der StädteRegion Aachen annahmen, in deren Kunst- und Kulturzentrum (KuK) Ausstellungen zu sehen.
Die Ausstellung des berühmten Fotografen Ken Heyman läutet den Veranstaltungsreigen 2016 im Monschauer KuK ein. Dieses Bild zeigt Roy Lichtenstein in seinem Atelier.

Die Ausstellung des berühmten Fotografen Ken Heyman läutet den Veranstaltungsreigen 2016 im Monschauer KuK ein. Dieses Bild zeigt Roy Lichtenstein in seinem Atelier.

Fotografie hat sich dabei zu einem besonderen Schwerpunkt entwickelt, und diesem widmet sich das gesamte Jahresprogramm 2016 mit vier Präsentationen, die den Blick in die Gegenwart und nahe Vergangenheit, auf Metropolen der Welt und einflussreiche Kunstströmungen richten. »Das Ausstellungsprogramm verspricht erneut, ein ganzes Jahr lang außergewöhnliche Fotokunst zu sehen«, freuen sich Städteregionsrat Helmut Etschenberg und die KuK-Leiterin Dr. Nina Mika-Helfmeier.

Weltenbummler

Los geht es pünktlich nach Karneval zum Valentinstag mit Ken Heyman, der »Most important photographer«. Der 1930 in New York City geborene Künstler bereiste seit 1956 mehr als 60 Länder. Aus diesen vielen Reisen stammt das Bildmaterial, das er für sein Buch The World‘s Family auswählte. Mit der Methode eines fotografischen Ethnologen dokumentierte Heyman das Leben eines vier Jahre alten Jungen, Willie, der als Sohn einer Prostituierten aufwächst. Für sein Projekt über die damals noch junge Pop-Art-Bewegung im Kunst-Mekka New York begleitete er Andy Warhol, Claes Oldenburg, James Rosenquist, Tom Wesselmann und Roy Lichtenstein bei der Arbeit in ihren Ateliers, zu Hause und bei öffentlichen Vernissagen.

Erblühendes Berlin

Im Frühjahr dann präsentiert sich ein »sensibler Realist«. Will McBride verliebte sich in das Berlin der Nachkriegszeit.Nicht die Ruinen bestimmen seine Fotografien, sondern die Lebensfreude, Ausgelassenheit und die Kraft der dort lebenden Menschen. Mit dem Blick eines kühlen Beobachters und eines Sympathisanten für das rebellische Lebensgefühl im Berlin der 1950er und 1960er Jahre dokumentierte McBride das Treiben der Teenager und die Partys am Wannsee oder auf einem Boot. McBride war, so erinnerte er sich, »zum ersten Mal glücklich in seinem Leben«. Und dieses Glück durchzieht seine Fotografien.

Magnum´s First

Nah dran sein, Dinge aus neuen Perspektiven sehen, am Puls der Zeit bleiben oder ihr sogar voraus sein, Empathie und Anteilnahme – all das prägt die Philosophie der Agentur »Magnum Photo«, deren erste Ausstellung aus dem Jahr 1955 modernisiert gleich drei Monate lang im KuK zugegen ist. Thematisch umfasst sie eine große Bandbreite von den letzten Tagen Mahatma Gandhis über eine London-Reportage, Impressionen von Wiener Kindern, Ungarn-Fotos bis zu einer Dokumentation der Dreharbeiten von Howard Hawks Monumentalfilm »Land der Pharaonen«.

Grenzenlos

Das Ausstellungsjahr beschließen Berenice Abbotts »Topographies«. Zwischen 1935 und 1939 dokumentierte die studierte Bildhauerin den rasanten Wandel der amerikanischen Metropole New York. Dieses und ihr Gesamtwerk sind Inhalt der monografischen Werkschau, die ursprünglich für das »Jeu de Paume« in Paris konzipiert wurde und danach unter anderem in der kanadischen Art Gallery of Ontario zu sehen war. Nun kommt sie zu Besuch nach Monschau. Mehr als 120 Vintage-Drucke illustrieren den faszinierenden Weg dieses Freigeistes, der in den 1920ern Europa kennen- und die Fotografie lieben lernte. »Fotografie bringt dir bei zu sehen«, sagte sie selbst. In ihren Arbeiten wird auch immer wieder deutlich, wie wenig Berenice Abbotts sich um gesellschaftliche Konventionen und ungeschriebene Gesetze scherte: Sie überschritt sie, knipste sie weg. Auch oder gerade weil sie immer wusste: »Die Welt mag keine unabhängigen Frauen.« Der Eintritt ist stets frei, zu den Eröffnungsveranstaltungen sind alle Interessierten willkommen. Alle Ausstellungen finden in den Räumen des KuK, Austraße 9, in Monschau statt.

KuK-Programm

14. Februar - 3. April: Ken Heyman - Most important photographer... 17. April - 19. Juni: Will McBride - Ein sensibler Realist 3. Juli - 3. Oktober: Magnum‘s First 16. Oktober - 20. Dezember: Berenice Abbott - Topographies Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Gruppenanmeldungen unter Tel. 02472/803194. www.kuk-monschau.de


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