Acht Wochen ist es jetzt her: Veranstaltungen wurden abgesagt, öffentliche Einrichtungen geschlossen, Restaurants, Kinos, Museen, Schwimmbäder oder Fitness-Studios mussten die Türen schließen. Die Wiedereröffnung ist mit großer Hoffnung, aber auch Sorge verbunden.
Die für viele überraschend zügigen Lockerungen wurden bereits vor einer Woche aus dem fernen Berlin verkündet und dann in Düsseldorf konkretisiert. Ehe daraus dann eine griffige Verordnung der Kommunen wurde, sind dann doch teilweise ein paar Tage ins Land gegangen. Und so öffnen die Gastronomen hierzulande Schritt für Schritt.
»Acht Gäste passen aktuell in meine Kneipe, an der Theke darf niemand sitzen und Hausgäste werde ich einen Platz im Restaurant-Bereich anbieten«, hat Luise Kaulard sofort einen Plan entwickelt, nachdem sie vom Simmerather Ordnungsamt grünes Licht für die Wiederöffnung des »Haus Gertrud« in Eicherscheid bekommen hat. »Ich werde sicherlich nicht jeden Tag öffnen - man muss ja auch sehen, wie die Resonanz der Bevölkerung ist, denn es ist ja sicher kein normaler Kneipenbesuch«, freut sich die Wirtin zwar, dass sie wieder öffnen darf, aber hat auch Sorgen. Und für Vatertag hofft sie auf gutes Wetter, damit sie mögliche Gäste auf der Terrasse im gebührenden Abstand bedienen kann.
Keine Deko, dafür viel Herzlichkeit
»Hier sieht es ein bißchen aus wie beim Umbau«, ist Lutz Schell nur teilweise zufrieden. Sämtliche Deko hat er aus der »Alten Molkerei« in Höfen und dem Hotel Horchem in Monschau entfernt. Salzstreuer und Zuckerdose wurden gegen Sticks ausgetauscht, Desinfektionsspender aufgestellt. »Wir freuen uns auf unsere Gäste«, unterstreicht der Gastronom. »Endlich noch einmal ein gezapftes Bier«, hat am Montag Abend ein Gast gestrahlt. Im Hotel wohnen bereits Monteure, Frühstück gibt es noch keins. Touristen dürfen ab Montag kommen, auf ein Buffet am Morgen müssen sie aber verzichten.
»Wir sind wieder da!«, liest man im Fenster des Bistro Bierbaum in Simmerath. Lothar Brewer freut sich, heute um 15 Uhr endlich wieder ein Kaltgetränk ausschenken und einen Snack anbieten zu dürfen. Auch er hat Tische auseinander geschoben und Stühle entfernt, um die Vorschriften einzuhalten. Und "Joe´s Garage" in Lammersdorf wird am Donnerstag erstmals wieder Gäste in der Kult-Kneipe empfangen.
»Wir haben unsere Mitgliedsbetriebe angeschrieben mit dem dringenden Appell, die Hygienevorschriften unbedingt einzuhalten und mit dazu beizutragen, eine weitere Ausbreitung von Covid 19 zu verhindern«, erklärt Christoph Becker, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein. »Viele unserer Mitglieder machen sich große Sorgen, wie die Akzeptanz der Gäste sein wird, etwa eine Maske beim Betreten des Betriebes zu tragen oder ihre Daten anzugeben«, weiß Becker. Es sei keine »Normalität«, kein Neustart, sondern ein veranwortungsvolles Wiedereröffnen, um einen erneuten Shutdown zu verhindern.
Das weiß auch Marco Radermacher von der Gaststätte »Zum Haller« in der Monschauer Altstadt. Er hat auf Facebook bereits die vielen Regeln aufgeführt, die es zu beachten gilt. Auf etwa die Hälfte der Plätze wird seit Angebot schrumpfen. Nicht nur deshalb werde er den bewährten Liefer- und Abholservice der letzten Wochen fortführen.
80 Prozent der von der DEHOGA Nordrhein befragten Gastronomen werden in diesen Tagen ihren Betrieb wieder öffnen - neun von zehn sind Restaurants. Jedoch wird gerade das Speisenangebot reduziert und auch die Öffnungszeiten eingeschränkt. 90 Prozent der Betriebe rechnen mit einem Mehraufwand, der im Schnitt bei den Personalkosten bei 20 Prozent und dem Wareneinsatz bei 15 Prozent liegt. Der Umsatzrückgang wird auf rund 50 Prozent geschätzt bei ebenfalls rund 50 Prozent weniger Gästen 80 Prozent sind der Überzeugung, dass damit die Betriebskosten nicht gedeckt werden können.
»Wir werden unser Café zunächst nur eingeschränkt öffnen«, erklärt Swen Kaulen vom Bosselbacher Hof in Vossenack. Die vielen Vorschriften wie das Notieren der Gästenamen, das ständige Desinfizieren oder aber die Kontrolle, dass auch beim Gang zur Toilette oder am Ein- und Ausgang der Abstand zwischen den Besuchern eingehalten werde, binde eine volle Arbeitskraft. Dann müsse auch entsprechend Resonanz sein, damit sich das Öffnen des Cafés rechne. Frühstück gibt es nur auf Reservierung. In die Ferienwohnungen sind unterdessen bereits erste Gäste eingezogen. Kaulen: »Toll, dass unter diesen Bedingungen wieder etwas Leben einziehen kann.«
»Wir freuen uns riesig wieder Gäste in unserem Restaurant, auf der Terrasse und dem Adventure Golfplatz begrüßen zu dürfen«, strahlt Manuela Baier vom Landhotel Kallbach. Das vorbereitete Hygienekonzept werde nun umgesetzt, um größtmögliche Sicherheit für Mitarbeiter und Gäste zu gewährleisten. Hotelgäste sind in Simonskall dann ab Montag willkommen.