Thomas Förster

Helfende darf man nicht überfordern

»Für viele ist es ein Sonntagsausflug, an dem man etwas Gutes tun kann.« Der Flohmarkt von Alice Klein erfreut sich ungebrochen großer Beliebtheit. Und doch sorgt sich die engagierte Helferin in der Not um ihre Mitstreiter - denn zu vieles werde auf Ehrenamtler abgewälzt.

Imgenbroich (Fö). Mehr als ihr halbes Leben widmet Alice Klein notleidenden Menschen. Sie sammelt Kleidung, Stofftiere, Haushaltsartikel und bringt sie Bedürftigen. Die engagierte Frau aus Imgenbroich ist bekannt für ihren Hof- und Scheunenflohmarkt, für die Tannengrün-Aktion, den Wunschbaum zu Weihnachten: Alice Klein ist Kopf und Herz des Vereins »Hoffnung schenken«. Und unzählige Menschen aus Nah und Fern unterstützen ihre Aktionen.

So auch kürzlich, als sie wieder Heerscharen von Schnäppchenjäger begrüßte, die aber wegen einer guten Sache nach Imgenbroich gekommen waren. »Und weil sie die besondere Atmosphäre auf unserem Bauernhof genießen«, weiß Alice Klein. Mit verschiedensten Aktionen unterstützt sie das ganze Jahr hinweg bedürftige Menschen.

Rucksack-Verpflegung und Brennholz

In diesen Tagen steht die Ukraine im Fokus - die Menschen, die vor dem Krieg in die Eifel geflüchtet sind, aber auch die, die es gerade aus den umkämpften Gebieten heraus geschafft haben. »Für diese brauchen wir Trinktütchen, Riegel, haltbares Brot, Hartwurst - alles was sich hält und in einen Rucksack passt«, wirbt Klein um gezielte Spenden.

Während sie von ihrem Engagement erzählt, fährt ein Bundeswehr-Lkw vom Hof mit einem Soldaten, der die Hilfsgüter ehrenamtlich an die »Front« bringt. Die Spendenbereitschaft sei ungebrochen, auch etwa für dringend benötigte Medikamente. »Es kommen traumatisierte Menschen zu uns, die eine starke Schulter brauchen«, weiß Klein und sorgt sich um die Überforderung des Ehrenamtes. »Alles wird auf Freiwilligen abgeladen - in Corona, bei der Flut und jetzt«, kritisiert sie. Die öffentliche Hand nehme sich gerne zurück oder agiere erst, wenn dem Ehrenamt die Überforderung drohe.

Wenn sie mit Brennholz ins Ahrtal fährt, dann ist sie schockiert von den Zuständen, die dort immer noch herrschen. »Der einfache Helfer kann nicht mehr viel tun - da sind Alleinstehende, Kranke, Hilflose, die den Wiederaufbau so nicht schaffen.«

Alice Klein hilft weiter gemeinsam mit ihren vielen Mitstreitern und dem breiten Netzwerk, das sie sich über mehr als 30 Jahre aufgebaut hat. Schon damals stand die Ukraine im Fokus. Damals schickte sie Weihnachtspakete an sozial benachteiligte Familien, heute geht es ums Überleben - ein trauriger Kreis schließt sich.

Finanzielle Unterstützung wird erbeten an das Spendenkonto: Hoffnung schenken e.V., IBAN DE33 3905 0000 1072 6580 97.


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