»Mein Körper gehört nur mir!«

»Der Kuss auf meine Backe fühlt sich eklig an« oder »Wenn er mir durchs Haar streichelt, finde ich das nicht schön.« Ganz ungeniert geben Viertklässler der Roetgener Grundschule ihre Gefühle preis. Das Gespür dafür zu entwickeln, wann man etwas mag, aber auch einfach einmal Nein sagen kann, das ist das Ziel eines Präventivprogramms, das in der Vorweihnachtszeit in Roetgen stattfindet.
Körperkontakt kann dem einen große Freude bereiten, während der andere sich unwohl

Körperkontakt kann dem einen große Freude bereiten, während der andere sich unwohl

»Gefühle wahrnehmen, deuten können, erkennen, wenn eine Grenze überschritten wird und Hilfe holen« - das vermitteln die Theaterpädagogen Anja Bechtel und Hansi Schäfer den Grundschülern: »In drei Schritten wollen wir den Kindern die Scheu nehmen, über Gefühle zu sprechen und sich helfen zu lassen.« Dabei gehe es nicht darum, mögliche Missstände aufzudecken, sondern die Kinder für Grenzen zu sensibilisieren. »Wir stärken das Vertrauen der Kinder in die eigenen Gefühle«, erklärt Anja Bechtel. Schließlich werden Minderjährige bei sexuellen Übergriffen oft zum Schweigen gezwungen und ihnen eingeredet, dass sie selbst die Schuld an diesem Verbrechen treffe. »Mein Körper gehört mir«, lautet das treffende Motto der präventiven Theaterreihe, die am Montag zunächst mit den Kindern, abends dann auch mit interessierten Eltern gestartet ist und am 14. Dezember endet. Anja Bechtel und Hansi Schäfer nutzen dabei vermeintliche Alltagssituationen, die sie den Kindern vorführen. Im anschließenden Gespräch entwickeln die Theaterpä-dagogen gemeinsam mit den Kindern Ideen, wie man reagieren kann, um den dargestellten Konflikt zu lösen oder sich einer unangenehmen Situation zu entziehen. »Alle sechs Klassen der Jahrgangsstufen 3 und 4 nehmen an der Prävention teil«, erklärt Schulleiterin Susanne Bortot, auf deren Bestreben hin die »Theaterpädagogische Werkstatt Osnabrück« in Roetgen aufgekreuzt ist. Bortot: »Spielerisch lernen die Kinder, dass es immer Möglichkeiten gibt, sich anzuvertrauen und Hilfe zu bekommen.« Schutz vor sexuellem Missbrauch sei eine wichtige und wertvolle Bildungsarbeit.


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