Thomas Förster

»Schwarzer Peter« wird herumgereicht

Monschau. 250 Demonstranten für gute Bildung unterwegs - Bistum unterstreicht Aus und fordert Handeln der Politik.

Die Messe scheint gelesen - St. Ursula wird keine kirchliche Zukunft als Mädchenrealschule haben. Und doch haben über 250 Demonstranten ein lautstarkes Zeichen für eine gute Bildung gesetzt.

Monschau (Fö/Bs). »Die Schließung zum Ende des Schuljahres 2027/28 ist alternativlos. Neuanmeldungen wird es nicht mehr geben.« Dr. Thomas Erwens, Leiter der Hauptabteilung Pastoral / Schule / Bildung des Bistums Aachen, schafft Fakten zur Schließung der Mädchenrealschule St. Ursula in Monschau. »Es gibt einfach zu wenig Kinder im Einzugsgebiet, um die weiterführenden Schulen zu erhalten.«

In der stetig kleiner werdenden Schule sieht Leiterin Dorothee Spinrath gar eine Chance. »Wir können noch stärker den individuellen Bedürfnissen der Schülerinnen gerecht werden und ein Schulleben an den Interessen des Einzelnen orientieren.« Sie verstehe ihre Schule nicht als Resterampe und das sehe auch das 23-köpfige Kollegium so. Jeder Schülerin wird versichert, dass sie ihren Abschluss an der Mädchenrealschule machen kann - Richtwert ist 27 Kinder pro Schuljahr. Und den Lehrkräften werde mit Ausscheiden an St. Ursula eine Folgebeschäftigung an den kirchlichen Bündelschulen in Düren oder Schleiden angeboten.

Den Vorwurf, das mit Einrichtung eines Realschul-Zweigs an der Schleidener Clara-Fey-Schule durch das Bistum ohne Not eine Konkurrenz entstanden sei, lässt Dr. Thomas Erwens nicht gelten. »Es gab zahlreiche Anfragen aus dem Raum Schleiden, was uns zu diesem Schritt bewogen hat.« Der sogenannte »Bistum-Bus«, der Schüler aus dem Monschauer Stadtgebiet ins Schleidener Tal bringt, sei auch nur eine Konsequenz aus dem Wahlverhalten der Eltern gewesen.

Wer sich die vom Schulverband veröffentlichten Zahlen über das Wechselverhalten der Grundschüler ansieht, dem wird deutlich, dass mittlerweile etwa 300 Schüler aus Simmerath und Monschau die Clara-Fey-Schule besuchen. Über 50 Kinder aus dem Monschauer Land nutzen das kommunale Bildungsangebot der Stadt Schleiden. »Das sind Kinder und Jugendliche, die uns an unseren Schulen fehlen«, kritisierte Hilmar Weber bei der Kundgebung.

»Dass es Schüler aus den unterschiedlichsten Gründen nach Schleiden zieht, ist ja nichts Neues. Aber politischen Druck hat das bislang nicht ausgelöst«, so Dr. Erwens. Daher habe ihn die Aussage überrascht, dass die Sekundarschule kein Ersatz für eine Realschule sei. Dr. Erwens: »Es wurde doch von eben diesen Politikern vor wenigen Jahren entschieden, Schulen zu schließen. Und nun soll ein Ersatzträger einspringen, wo es kein kommunales Angebot gibt.«

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es aus der Gemeinde Roetgen auch ein starkes Wahlverhalten in Richtung Stadt Aachen gibt.

Attraktiv und zukunftsfähig

»Mir tut es in der Seele weh, was mit meiner Schule passiert«, durchlebte der langjährige Leiter von St. Ursula, Franz-Peter Müsch, ein Wechselbad der Gefühle: Einerseits die große Unterstützung der Demonstration, andererseits das bevorstehende Aus »seiner Schule«.

»Wir können überhaupt nicht der einzige Anbieter im Bereich der Sekundarschule eins sein, selbst wenn wir es wollten. Und wir sind auch nicht dafür da, Schulpolitik im Monschauer Land zu betreiben«, erklärt Carsten Gier, Leiter der Abteilung Erziehung und Schule. Der Schulverband sei nun gefordert, die Sekundarschule endlich zu einem attraktiven Angebot zu machen und die Bildungslandschaft zukunftsfähig aufzustellen. Gerne werde man dann mit einem schulpastoralen Angebot unterstützen, um den Wünschen der Eltern gerecht zu werden, die ein katholisches Bildungsangebot bevorzugen.

Am gestrigen Abend beschloss der Monschauer Stadtrat, der »beabsichtigten Schließung der Realschule St. Ursula mit geeigneten Maßnahmen entgegen zu wirken und den Bestand der Schule zu sichern.« Die prognostizierten Schülerzahlen der nächsten Jahre mache einen Fortbestand aller Schulen im Monschauer Land möglich.

Den Worten müssen nun Taten folgen...

Ein Video von der Demo finden Sie auf www.youtube.com/wochenspiegellive


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