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Über 600 Stunden Arbeit

Seit der Vereinsgründung der KG Biebesse Höfen im Jahr 1968 ist es üblich, dass die Prinzengarde den Prinzenwagen für den Rosenmontagszug baut. Die Tollität gibt dabei vor, wie der Wagen aussehen soll und die Wagenbauer übertreffen sich jedes Jahr mit dem aufwändigen Wagen aufs Neue.
Im letzten Jahr waren die Höfener im Space-Shuttle unterwegs.

Im letzten Jahr waren die Höfener im Space-Shuttle unterwegs.

Zweieinhalb Stunden fährt der Prinzenwagen durch Höfen. Für diese doch recht kurze Zeit investiert die Prinzengarde des Höfener Karnevalsvereins viel Zeit und Herzblut. 600 bis 700 Stunden, so vermutet der Kommandant Sebastian Bartsch, arbeiten die 42 Mitglieder von Anfang Januar an dem Wagen.
Zu Beginn können die fleißigen Bauer aber noch gar nicht so viel machen, denn der Prinzenwagen wird nach den Wünschen der Tollität gestaltet - und das Prinzenpaar war Anfang Januar noch gar nicht proklamiert. Bis das passiert ist, können die fleissigen Handwerker nur Vorabeit leisten.
„Am Tag nach der Proklamation treffen wir uns direkt mit dem Prinzenpaar und planen den Wagen“, erzählt Bartsch, denn die jecken Hoheiten dürfen Wünsche äußern, wie sie sich ihren Wagen vorstellen. Bisher ist es den Wagenbauern noch jedes Mal gelungen,diese Vorstellungen zu realisieren. „Wenn die Wünsche einfach umzusetzen sind, dann bauen wir noch ein paar Besonderheiten ein, um uns herauszufordern“, sagt Bartsch.
Die Truppe hat das erklärte Ziel, dass der Prinzenwagen unter den 20 Wagen, die im Höfener Rosenmontagszug mitfahren, auf jeden Fall heraussticht. Außerdem soll jedes Jahr eine Weiterentwicklung, etwas neues, auf dem Wagen verbaut werden.
Schaut man sich die Wagen aus den Vorjahren an, so ist das der Prinzengarde wohl gelungen. 2018 war der Prinz in einem Space-Shuttle unterwegs, dessen Flügel ausgeklappt werden konnten, davor gab es alte amerikanische Autos, ein Traumschloss und ähnliche kreative Fahrzeuge.
Was ist aus den Wagen der Vorjahre geworden, fragt man sich? Sie existieren nicht mehr. Der Tieflader, den die Prinzengarde für den Zug nutzen, ist für den Rest des Jahres ganz normal im Einsatz, deshalb muss der Aufbau jedes Jahr nach dem Rosenmontagszug wieder weichen.
Auf die Frage, ob es nicht weh tut, den Wagen nach den zweieinhalb Stunden im Zug wieder abzureissen, kommt das „Ja“ von allen Seiten wie aus einem Mund.
Denn der Wagen der Prinzengarde ist wirklich nur während des Zuges unterwegs. Zuvor wird streng geheim gehalten, wie der Wagen aussieht und welches Motto er hat.
An dieser Stelle nur so viel: Die Wagenbauer haben für die aktuelle Session wieder einen aufwändigen und tollen Wagen geschaffen mit einigen Spielereien. Alles andere muss geheim bleiben - schließlich soll die Überraschung am Rosenmontag perfekt sein.
„Bisher hat das immer geklappt, den Wagen geheim zu halten“, erzählt Bartsch. Allerdings haben die Bauer den einen oder anderen Zaungast schon entdeckt. Der Wagen wird in einer Halle in Höfen gebaut und wenn samstags fleissig gewerkelt wird, fahren schon einmal Autos durch die kleine Straße, die diesen Weg eigentlich nicht nehmen müssen. „Das fällt schon auf“, lacht Bartsch. Aber wirklich verraten hat bisher noch niemand etwas.
Der Prinz selber hat den Wagen in diesem Jahr auch schon gesehen. „Er ist selber ein begeisterter Wagenbauer und hat bis zur Proklamation noch mitgearbeitet“, erzählt Bartsch - schließlich sollte auch die Prinzengarde nicht ahnen, wer Prinz wird.
Seitdem aber fehlt der Tollität die Zeit. „Das Prinzenpaar hat zuviele Termine - da ist es nebenher nicht noch zu stemmen, hier mit zu arbeiten“, sagt Bartsch. Da das Projekt aber wie immer in guten Händen ist, dürfte das Prinz Dieter II und Prinzessin Anja wohl keine Sorgen bereiten.  Für den Rest heißt es, bis Rosenmontag warten, um die neuste Kreation in Augenschein nehmen zu können.


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