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Knast ist ein Teil der Gesellschaft

Produkte made im Knast: Um sie auf ihre Leben in Freiheit vorzubereiten, werden Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Euskirchen in Werkstätten beschäftigt. Die Handarbeiten kann jeder kaufen.
Gregor Plum, Mitarbeiter in der Arbeitstherapie (li.), beaufsichtigt und unterstützt die Häftlinge bei der Umsetzung ihrer Aufgaben in der Arbeitstherapie der Justizvollzugsanstand Euskirchen. Auch Paul-Ulrich Lange arbeitet dort. Foto: Breuer

Gregor Plum, Mitarbeiter in der Arbeitstherapie (li.), beaufsichtigt und unterstützt die Häftlinge bei der Umsetzung ihrer Aufgaben in der Arbeitstherapie der Justizvollzugsanstand Euskirchen. Auch Paul-Ulrich Lange arbeitet dort. Foto: Breuer

Fleißig wird gehobelt, gebohrt, gesägt und geklebt - wie in jeder normalen Werkstatt auch. Nur das es eben keine übliche ist. Denn bevor man das Gelände, auf dem sich die besagte Werkstatt befindet, betreten darf, wird der Personalausweis gegen eine Marke getauscht. Ein großes Schild »Handys und Kameras verboten!« weist außerdem auf die große Bedeutung der Sicherheitsbelange dort hin. Die Arbeitstherapie ist ein wichtiger Bereich der Justizvollzugsanstalt Euskirchen. »Dort werden Gefangene eingesetzt, die zu wirtschaftlich ergiebiger Arbeit nicht fähig sind. In Betracht kommen vor allem Inhaftierte, deren Leistungsfähigkeit in physischer, psychischer oder sozialer Hinsicht reduziert ist«, erklärt Sarah Dederichs, Leiterin der Arbeitsverwaltung bei der JVA Euskirchen.
Einer der Gefangenen, die dort einer handwerklichen Arbeit nachgehen, ist der 29-jährige Ulrich-Paul Lange. Er arbeitet aktuell gegen eine geringfügige Entlohnung an Insektenhotels, die nach Fertigstellung im Knastladen, einem Online-Shop aller Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen, verkauft werden. »Die Arbeit macht mir viel Spaß, weil ich nicht so sehr unter Druck stehe«, erzählt er. Aufgrund seines handwerklichen Talents darf er auch andere Häftlinge in der Arbeitstherapie unterstützen.  In elf Monaten soll Ulrich-Paul Lange dann endgültig frei sein. »Ich habe sogar schon einen Job nach meiner Zeit als Gefangener«, freut er sich. Auch dort wird er mit Menschen, die ein Handicap haben, arbeiten.
»Die Gefangenen sind stolz, wenn ihre Handarbeiten von den Menschen gekauft werden«, weiß Sarah Dederichs, die zuvor in der JVA Siegburg tätig war und auf einem Markt am bekannten Drachenfels nur positives Feedback zu den Arbeiten erhalten hat.

Gefangene in der JVA Euskirchen nutzen normale Werkzeuge

Dass bei der Herstellung der Produkte für unter anderem den Knastladen alles mit rechten Dingen zugeht, dafür sorgt Gregor Plum. Der 51-jährige Mitarbeiter der Arbeitstherapie beaufsichtigt die Häftlinge und gibt Hilfestellung. Schließlich sind nicht alle so auf Zack wie Ulrich-Paul Lange. Allein von Montag bis Freitag pünktlich um 6.40 Uhr in der Arbeitstherapie zu erscheinen, sei schon für einen Teil der insgesamt acht Gefangenen dort eine Herausforderung. »Dass jeder berechnen kann, wie viel Material für ein Gegenstand benötigt wird, ist auch nicht selbstverständlich«, ergänzt Gregor Plum. Was aber selbstverständlich sei, ist der Umgang mit handelsüblichen Werkzeugen. Denn man gehe nicht von einer Gefahr durch die Gefangenen, die Säge, Hammer und Co. benutzen, aus.  »Die  Inhaftierten sind bei uns bereits im offenen Vollzug und Streben nach einem ganz normalen Leben außerhalb«, erklärt die 35-jährige Leiterin der Arbeitsverwaltung.  Natürlich gebe es da auch Ausnahmen, aber Gefängnisse und Straftäter würden eben auch zur Gesellschaft dazu gehören.

Den Knastladen online besuchen

Alle Produkte, die in den Justizvollzugsanstalten in NRW hergestellt werden, können im Internet bestellt werden. Dort gibt es auch weitere Informationen zum Projekt.
www.knastladen.de


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