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Erdbeeren pflücken statt große weite Welt

Das Coronavirus hat auch die Welt der Arbeit auf den Kopf gestellt. Als die Grenzen für landwirtschaftliche Saisonarbeiter dicht gemacht wurden, hatte auch der "Rosen- und Beerengarten" in Polcherholz ein Problem.
Sorgen täglich für feldfrische Erdbeeren vom "Rosen- und Beerengarten" (hintere Reihe, von links): Selina Bowe, Kristin Henrichs, Katharina Bowe, Lea Moench, Anastasia von Kossack, Jamileh Theisen und Anna-Maria Olzem sowie (vordere Reihe, von links): Esthera von Kossack und Johanna Ellerich.

Sorgen täglich für feldfrische Erdbeeren vom "Rosen- und Beerengarten" (hintere Reihe, von links): Selina Bowe, Kristin Henrichs, Katharina Bowe, Lea Moench, Anastasia von Kossack, Jamileh Theisen und Anna-Maria Olzem sowie (vordere Reihe, von links): Esthera von Kossack und Johanna Ellerich.

Als die Erdbeersaison Anfang Mai Fahrt aufnahm fehlten Jamileh, Karl-Heinz und ihrem Sohn Darius Theisen vom "Rosen- und Beerengarten" ihre osteuropäischen Erntehelfer. Aufgrund der Grenzschließungen wegen der Corona-Pandemie konnten die rumänischen Stammarbeitskräfte zunächst nicht in gewohnter Zahl nach Deutschland kommen. Täglich reif werdende Erdbeeren auf einer Anbaufläche von rund vier Hektar und keine Pflücker, das setzte den Familienbetrieb unter Druck. "Die Erdbeeren sind unser Kapital. Damit müssen wir unser Geld verdienen. In den vergangenen Jahren hatten wir immer um die 15 Erntehelfer für die Erdbeersaison, die bis in den September geht. Als sich nach einem Aufruf viele deutsche Arbeitskräfte anboten, waren wir wirklich überrascht. Es waren insbesondere viele junge Frauen, die vor oder während eines Studiums nach einem Job fragten. Es war in jedem Fall ein Versuch wert und wir wurden nicht enttäuscht", erzählt Jamileh Theisen, die von der Einstellung und der Leistung ihrer jungen Pflückerinnen begeistert ist, die täglich von 7 bis 13 Uhr die begehrte Frucht ernten. Polcherholz statt Australien Anna-Maria Olzem aus Mayen ist eine der Erntehelferinnen. Eigentlich wollte die Abiturientin zu einem mehrmonatigen Work & Travel-Aufenthalt nach Australien aufbrechen, aber Corona hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum Wintersemester will sie jetzt ein Studium der Geophysik und Meteorologie aufnehmen und da ist Geld verdienen nicht die schlechteste Überbrückung. In Zeiten in den Angebote in der sonst beliebten Gastronomie weggefallen sind, gehts halt aufs Erdbeerfeld. "Meine Eltern haben immer die Erdbeeren von hier gekauft und als der Aufruf kam sich als Erntehelferin zu bewerben, war die Entscheidung schnell gefallen", berichtet die Mayenerin, die sich im Kreise ihrer gleichaltrigen Kolleginnen offensichtlich sehr wohl fühlt. Begeistert von der Jugend Johanna Ellerich aus Kaisersesch ist nicht nur in der Ernte engagiert. Sie kann auch rumänisch und ist damit prädestiniert für die mittlerweile sieben Erntehelfer aus dem osteuropäischen Land. "Meine Mama kommt aus Rumänien. Sie hat mir auch den Job empfohlen", erklärt die junge Frau, die ab dem Herbst Erziehungswissenschaften studieren will. Primär sind die jungen deutschen Erntehelferinnen in den Gewächshäusern eingesetzt. Hier ist das Pflücken an den Hochbeeten etwas leichter als auf den Feldern, wo man sich ständig bücken muss. "Das ist schon ein Luxus", lacht Karl-Heinz Theisen, der aber wie seine Frau sehr zufrieden mit dem Einsatz der Frauen ist. "Da soll noch einer sagen, dass unsere Jugend so etwas nicht kann und will", ergänzt seine Frau Jamileh.  Foto: Pauly www.rosen-und-beerengarten.de


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