Fakt ist, das Internet ist aus dem Leben nicht mehr wegzudenken. Und nicht alle, die länger vor dem Bildschirm sitzen, werden gleich abhängig von Computerspielen und Internet. Ein paar Tipps helfen, den Umgang im Auge zu behalten.
Sucht beschränkt sich nicht auf Alkohol, Drogen und Glücksspiel. Sie schreitet auch bei Computerspielen und Internet immer weiter voran. Vor allem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind gefährdet.
Woran erkenne ich
Suchtverhalten?
Die International Statistical Classification of Diseases (ICD), das Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation für medizinische Diagnosen, beschreibt Kriterien, die auch für Internetsucht gelten: Die Gedanken der Betroffenen kreisen ständig um PC, Konsole oder Smartphone. Sie nutzen die digitalen Medien so intensiv, dass ihr Umfeld darauf aufmerksam wird. Um ihr Verhalten zu verheimlichen, nehmen sie es in Kauf zu lügen. Für die Betroffenen ist das Chatten, Posten, Spielen Mittel zum Zweck, um Belastungen, Stress und den Druck unerfüllter Bedürfnisse zu reduzieren. Sie verbringen immer mehr Zeit mit den Medien und ziehen sich von Freunden und Familie zurück. Dazu kommt der Kontrollverlust: Es gelingt nicht mehr, das selbst gesetzte Zeitlimit einzuhalten. Wenn der Betroffene offline ist, leidet er unter Entzugssymptomen. Er ist möglicherweise gereizt, aggressiv, unaufmerksam, nervös oder schläft schlecht. »Sind mehrere Kriterien erfüllt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man ein schädliches Verhalten betreibt«, erläutert Franz Urfels, an der Fachstelle für Suchtberatung des Caritasverbandes im Eifelkreis Bitburg-Prüm zuständig für Prävention.
Warum ist Spielen
eigentlich so faszinierend?
Spiele befriedigen auf einfache Weise Bedürfnisse. Wer das nächste Level schafft, hat ein Erfolgserlebnis. Er erfährt die Anerkennung seiner Mitspieler, das stärkt sein Selbstwertgefühl und trägt zur Entwicklung des Selbstbewusstseins bei. Ob beim Online-Game oder im Chat, Jugendliche können hier im Austausch mit anderen ihre Rolle in der Gesellschaft austesten und stabilisieren, erklärt Franz Urfels. Bin ich attraktiv, cool, anerkannt - wie sehen mich andere? Das erfahren sie übers Netz. Nicht zuletzt machen die Medien einfach Spaß.
Nicht alles ist schlecht!
»Die Medienmöglichkeiten sind unerreicht von anderen Möglichkeiten, um die Entwicklungsaufgaben von Kindern zu bewältigen. Das ist großartig«, weist Diplompsychologe Franz Urfels bei aller Sorge um die Gefahr der missbräuchlichen Nutzung digitaler Medien darauf hin, die guten Seiten nicht zu vergessen. »Sie bieten eine riesen Fülle, um sich auszuprobieren und kreativ zu sein.« Es komme schließlich darauf an, was man praktiziert. Sprich: »Auch wenn ein Kind mehrere Stunden an der Konsole oder dem Computer verbringt und ein kreatives Spiel spielt, kann das positive Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung haben.«
Tipps für Eltern
Präventionsexperte Urfels hat eine klare Botschaft an die Eltern, wie sie ihre Kinder schützen können: »Kinder müssen lernen, was ihnen gut tut. Das ist eine Erziehungsaufgabe der Eltern.«
Ausgewogenheit und Vielfalt sind eine gute Grundlage: »Wenn Kinder raus gehen, Hobbys betreiben, sich mit Freunden treffen, etwas gemeinsam mit der Familie unternehmen, Zeit mit Haustieren verbringen, die Großeltern besuchen, sich mit Musik oder Natur beschäftigen, dann sind die Kinder sicher davor, suchtkrank zu werden«, meint Urfels.
Viele Tankstellen zu haben
macht stark
Demgemäß gibt es eine simple Regel: Ein Kind sollte viele Quellen haben, aus denen es positive Gefühle schöpfen kann. Das sind seine Tankstellen, aus denen es mit positiver Energie versorgt wird. Gefährlich wird es, wenn es nur noch eine Tankstelle - z.B. das Internet - gibt.
Für den Mediengebrauch rät Urfels klare Regeln abzusprechen: Zeitlimits und medienfreie Zeiten z.B. während der Mahlzeiten, bei Ausflügen oder bis die Hausaufgaben erledigt sind, nachts keine Handys im Zimmer zu haben und Apps und Spiele nur nach Rücksprache zu installieren. Ein nicht gleich zu vermutender Effekt: »Solche Vereinbarungen nehmen den Druck vom Kind und entlasten es«, versichert Urfels. Ein weiterer Rat: »Machen Sie Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten, um Verhaltensalternativen zu bieten.« Und: Eltern sollten selbst fit im Umgang mit den neuen Medien sein, um von Anfang an immer auf dem Laufenden über die Online-Aktivitäten ihres Kindes sein zu können.
Autorin: Sybille Schönhofen
Die »Boardsbar«
Eine echte Alternative zu Online-Spielen ist es, aktuelle Brettspiele in ganz spezieller Atmosphäre zu spielen. Das bietet die »Boardsbar«. Diese Spieletreffen an wechselnden Standorten im Eifelkreis organisiert der Caritasverband mit dem Dekanat St. Willibrord. Das Besondere: Das Spiel bestimmt die Kulisse, in der gespielt wird. So fand die Boardsbar schon in einem Verhörzimmer und in einer Eishöhle statt.
Infos bei der Caritas in Prüm: 06551/ 971090
Hilfe
Beratung bietet die Fachstelle Spielsucht in Bitburg und Prüm. Tel.: 06561/ 9671-0 bzw. 06551/ 97109-0
Link-Tipps:
www.ins-netz-gehen.de
www.klicksafe.de
www.fv-medienabhaengigkeit.de
www.spieleratgeber.de