

Der Arbeitskreis Gedenken in Bitburg macht es sich zur Aufgabe, Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aufzusuchen, die aus eigener Anschauung über die Nazizeit berichten können. Die geborene Bitburgerin, Gisela Füsser, verbrachte ihre Kindheit in der Eifel, in Malberg und wurde dort mit Augen und Ohren Zeugin der NS-Gräueltaten. Die mittlerweile 87-Jährige zog 1942 mit ihrer Mutter Veronika und den beiden Brüdern Heinz und Helmut in die Schlossstraße 3. In eben diesem Haus wohnten 1942 fünf von ehemals über 50 Juden in Malberg und im benachbarten Kyllburg.
Ihr Vater wurde 1942 zur Wehrmacht eingezogen. Gisela, geborene Jüster, erzählte in einem Interview mit dem Arbeitskreis das äußerst herzliche Verhältnis zu Adelheid und Johanna Nussbaum, den beiden jüdischen Frauen, die zusammen mit ihrem Bruder Simon parterre wohnten. Der damals sechsjährigen Gisela wurde von Mutter Veronika der Kontakt zu den beiden jüdischen Nachbarinnen untersagt. Der damalige Malberger Bürgermeister Michael Arend wies Mutter Veronika auf dieses Kontaktverbot hin und drohte mit der Entziehung des Sorgerechts.
Nach mehr als 80 Jahren kann sich Gisela Füsser noch daran erinnern, wie die Nachbarinnen Adelheid und Johanna am 25. Juli 1942 eingezogen wurden. Gemeinsam mit ihrem Kyllburger Bruder Hermann und dessen Frau, Sara, wurden die Nachbarinnen nach Trier transportiert, von wo aus sie nach Theresienstadt deportiert wurden.
Erst 2017 erfuhr Gisela Füsser, dass die letzten fünf Juden in Malberg und Kyllburg in Theresienstadt umgekommen oder in den Konzentrationslagern im besetzten Polen ermordert wurden. Denn 2017 wurden vor ihrem ehemaligen Wohnhaus Stolpersteine gesetzt. Die Erlebnisse aus ihrer Kindheit beschäftigen Gisela Füsser noch heute. "Ich habe das nicht verstanden. Die Leute, die sonst mit den Juden gut harmoniert haben: Von jetzt auf gleich sind das auf einmal schlimme Menschen, die vernichtet werden müssen. Für mich ist jeder Mensch ein Mensch. Es ist egal, wo er herkommt oder wie er aussieht". Noch nach 80 Jahren erinnert sich Gisela Füsser an die Geschehnisse in ihrem Wohnort Malberg.
Auch an den Abschuss eines US-amerikanischen Bombers kann sich Gisela erinnern. Bei diesem Abschuss kam ein Besatzungsmitglied ums Leben, dessen Fallschirm sich beim Absprung nicht öffnete. Er wurde auf dem Friedhof in Malberg beigesetzt. Giselas Mutter, Veronika, hatte ihre Kinder darum gebeten, auf das Grab des Gefallenen Blumen niederzulegen: "Vielleicht machen das ja Kinder in Russland auch mit dem Grab von eurem Vater". Denn Giselas und Helmuts Vater war inzwischen in Russland gefallen. Doch auch dies wurde vom damaligen Malburger Bürgermeister unterbunden.
Das Zeitzeugeninterview läuft am 5. Oktober um 18.30 Uhr im Offenen Kanal Bitburg. (Kabelnetz Trier/Bitburg/Daun/Prüm auf Sonderkanal S 20). Zeitgleich ist der Film im Internet unter folgender Adresse abrufbar: www. ok54.de/webTV. Wiederholt wird die Sendung an folgenden Terminen: 7. Oktober , 13 Uhr, 8. Oktober,. 3 Uhr und 10. Oktober, 10 Uhr. Der Arbeitskreis sucht weitere Zeitzeugen, die ihre Kinder- und Jugenderinnerungen erzählen möchten. Kontakt:
kontakt@bitburg-gedenkt.de oder unter Telefon: 06561- 604522.



