Julia Borsch

Klimaschutz im Eifelkreis attraktiv und präzise vermitteln

Eifelkreis Bitburg-Prüm. Die Klimaschutzmanager des Eifelkreises (Claudia Mohr und Stefan Borens) zu Chancen, Herausforderungen und anstehenden Projekten zum Thema Klimaschutz.

Die Klimaschutzmanager des Eifelkreises Bitburg-Prüm: Claudia Mohr (links) und Stefan Borens.

Die Klimaschutzmanager des Eifelkreises Bitburg-Prüm: Claudia Mohr (links) und Stefan Borens.

Bild: Links: Kreisverwaltung Eifelkreis Bitburg-Prüm; rechts: Stephan Garcon

Im Rahmen der WochenSpiegel-Nachhaltigkeitsausgabe haben wir die Klimaschutzmanager des Eifelkreises Bitburg-Prüm um eine Stellungnahme zu Chancen, Herausforderungen und anstehenden Projekten gebeten.


WochenSpiegel: In welchen Bereichen besteht aus Ihrer Sicht derzeit besonders Handlungsbedarf? Welche Herausforderungen sehen Sie?

Claudia Mohr & Stefan Borens: Die aktuelle Treibhausgasbilanz (Bezugsjahr 2022) zeigt, dass insbesondere in den Bereichen Mobilität und Wärmeversorgung weiterhin hoher Handlungsbedarf besteht. Im Stromsektor ist der Eifelkreis im Bereich erneuerbare Stromerzeugung bereits heute gut aufgestellt. Es wird mehr Strom produziert als verbraucht, im Jahr 2022 lag der Anteil der Einspeisung am Netzbezug bei 160 Prozent.

  • Mobilität: Aufgrund der kleinteiligen Siedlungsstruktur bestehen Herausforderungen für eine flächendeckende Nutzung des ÖPNV. Verbesserte Angebote wie die neuen Linienbündel und das Deutschlandticket erhöhen jedoch die Attraktivität des ÖPNV. Entscheidend bleibt, attraktive Alternativen zum motorisierten Individualverkehr bereitzustellen. Wichtige Projekte im Eifelkreis sind hier das kreisweite Radverkehrskonzept, das Smart-City-Projekt „Mobilitätsstationen“ und die digitalisierte Mitfahrerbank, die „App durch die Eifel“.
  • Wärme: Die Gebäudestruktur im Eifelkreis ist geprägt von vielen Ein- und Zweifamilienhäusern. In größeren Ortschaften steigt jedoch die Zahl der Mehrfamilienhäuser. Obwohl der Wärmepumpenanteil bei Wohngebäuden im Eifelkreis bereits 10,4% beträgt, stellt die Umstellung auf erneuerbare Energieträger dabei eine große Herausforderung dar. Um die Bevölkerung zu sensibilisieren, haben wir im vergangenen Jahr verschiedene Veranstaltungsformate angeboten, etwa einen Wärmepumpen-Infotag oder Online-Veranstaltungen zu Heizsystemen und Photovoltaik.
  • Klimawandelanpassung: Neben der Reduktion von Emissionen rückt auch die Anpassung an die Klimafolgen zunehmend in den Fokus. Auch im Eifelkreis sind bereits Auswirkungen wie vermehrte Starkregen- und Hitzeereignisse spürbar.


WochenSpiegel: Welche wesentlichen Projekte oder Maßnahmen sind für die kommenden fünf Jahre im Eifelkreis geplant?

Claudia Mohr & Stefan Borens: Zur Bewältigung dieser Herausforderungen setzt der Eifelkreis auf konkrete Maßnahmen, die bereits gestartet sind und in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. Die wichtigsten Maßnahmen sind derzeit:

  • Kreisweites Radverkehrskonzept: Ziel ist es, jede Ortschaft über sichere und möglichst direkte Wege an das Radverkehrsnetz anzubinden – bevorzugt unter Nutzung bestehender Wege. Das Konzept soll bis Jahresende vorliegen. Die Umsetzung der Maßnahmen soll in enger Abstimmung mit den Verbandsgemeinden und den Ortsgemeinden erfolgen.
  • Mobilitätsstationen: Im Rahmen des Smart-City-Modellvorhabens „Eifelkreis verbindet“ entwickelt der Eifelkreis derzeit ein Netz von Mobilitätsstationen. Diese verknüpfen unterschiedliche, nachhaltige Mobilitätsformen an einem Standort. Dies können z.B. Parkplätze, Ladestationen, Fahrradstellplätze und Bushaltestellen sein, die um Schließfächer, Paketstationen etc. ergänzt werden.
  • Energieeffiziente Liegenschaften: Der Eifelkreis möchte seine eigenen Liegenschaften fit für die Zukunft machen und mit gutem Beispiel vorangehen. Seit Februar 2024 koordiniert ein Energiemanager die Einführung eines digitalen Energiemonitorings für die kreiseigenen Gebäude. Parallel dazu werden diese schrittweise energetisch saniert. Zur Finanzierung werden auch Mittel aus dem Landesförderprogramm KIPKI eingesetzt.
  • Kommunaler Strom-Bilanzkreis: Gemeinsam mit den Verbandsgemeinden und der Stadt Bitburg entsteht derzeit ein kommunaler Strom-Bilanzkreis. Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein gemeinsames „Stromkonto“: Alle kommunalen Erzeugungsanlagen und Verbräuche werden darin rechnerisch zusammengeführt. Stromzukäufe sind künftig nur noch in dem Umfang nötig, den die Eigenerzeugung nicht abdeckt. Durch die Bündelung lassen sich Kostenvorteile erzielen und der lokal erzeugte Strom bestmöglich nutzen.
  • Klimawandelanpassung: Auf Gemeindeebene werden lokale Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzepte erstellt. Darüber hinaus ist der Eifelkreis in mehreren überörtlichen Kooperationsvorhaben aktiv, die auf eine Verbesserung der Hochwasservorsorge und -abwehr im großräumigen Bereich abzielen. Im Rahmen des Smart-City-Modellvorhabens „Eifelkreis verbindet“ erfassen 32 digitale Pegelsensoren im gesamten Eifelkreis Bitburg-Prüm regelmäßig Wasserstände zur schnellen Hochwasserwarnung. Eine KI-gestützte Hochwasserprognose wird derzeit in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz entwickelt, um künftig präzisere und frühere Warnungen zu ermöglichen.

Interessierte können sich mit ihrem Anliegen per E-Mail an die Klimaschutzmanager des Eifelkreises wenden: klimaschutz@bitburg-pruem.de


Weitere Nachrichten aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm
Meistgelesen